Warum weicht der Nullmeridian laut GPS um rund 100 Meter
von der tatsächlichen Nulllinie ab?
Dieses Phänomen verblüfft sicherlich viele, die sich am berühmten
Nullmeridian am Royal Observatory im Londoner Stadtteil Greenwich befinden. Auf
der Webseite der Royal Museums Greenwich, zu denen auch das Royal Observatory
gehört, ist der Sachverhalt daher genau erklärt (siehe:
The Longitude of Greenwich). Kurz zusammengefasst lautet die Erklärung, dass
dies an zwei verschiedenen Referenzsystemen liegt, die zur Bestimmung des
nullten Längengrads verwendet werden.
Für die Koordinatenbestimmung mithilfe der GPS-Satelliten dient das World Geodetic System 1984 (kurz WGS 84)
als Referenz. Grundlage ist hier ein Ellipsoid, also im
Prinzip eine abgeflachte Kugel, die an den mittleren globalen
Meeresspiegel angepasst ist. Der zugehörige Referenzmeridian verläuft in der Tat etwa
100 Meter östlich am Royal Observatory vorbei.
In Großbritannien (und auch in anderen Ländern und Regionen) wird für die
offiziellen Karten ein lokales Referenzsystem verwendet, dessen Ellipsoid die lokale Meereshöhe
oder die mittlere Höhe der Landmassen exakter beschreibt. Dadurch wird erreicht,
dass an den Küsten beispielsweise die Höhe immer "0" ist. Man muss also die auf
WGS 84 basierenden GPS-Daten immer noch in das lokale System umrechnen, um die
GPS-Koordinaten auch für die dortigen offiziellen Karten verwenden zu können.
(ds/8.
Oktober 2013)
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