galileo2609
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ralfkannenberg schrieb:Es mag Dich überraschen: Ich bin einverstanden.
Wenn ich Neutralität fordere, geht es mir nicht darum, Glaubensthesen auf dieselbe noch irgendwie zu definierende "Wahrheitsstufe" zu stellen, sondern es geht mir darum, eine ausschliesslich naturwissenschaftliche Diskussion zu tätigen. Dennoch denke ich, dass diese Definition von Dir geeignet erweitert werden sollte: Was ist mit philosophischen (und zwar völlig Gott-neutralen) Gedanken ? Überschreiten diese die "rote Linie" ? Zahlreiche philosophische Gedanken sind willkürlich, und doch wäre es ein erheblicher Kulturverlust, würde man die Philosophie zensieren. Oder gehen wir in die Phyisk: Darf ich mir eine Welt vorstellen, in der das Proton doppelt so viel Masse hat und die Lichtgeschwindigkeit halb so gross ist wie in "unserer" Welt ? Oder womöglich diese Grössen variabel lassen und versuchen, trotzdem Invarianten zu finden und daraus naturwissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen ? Diese Voraussetzungen sind völlig willkürlich und im wahrsten Sinne des Wortes "weltfremd". Muss man sie deswegen zensieren, oder können sie nicht einen Beitrag leisten, warum die Naturkonstanten des Universums vielleicht sogar gewisse Werte annehmen müssen, wenn ein Universum ein Mindestalter von z.B. 1 Millionen Jahren erreichen soll ? Darf ich eine Mathematik mit und eine andere Mathematik ohne Auswahlaxiom formulieren oder muss man eine der beiden zensieren ? Und nun kommt natürlich auch der - historisch vorbelastete - Gott hinzu: Darf ich ihn postulieren oder zu widerlegen versuchen oder überschreite ich die rote Linie ? In letzterem Fall nur deswegen, weil es einmal eine Errungenschaft in Form der Religionsfreiheit bzw. in Form der Trennung von Kirche und Staat gab, eine Trennung übrigens, die schon - ja ja !! - Jesus Christus zumindest gutgeheissen hat, als es um die Frage ging, ob es erlaubt ist, dem Kaiser Steuern zu zahlen?
Das überrascht mich nicht, schließlich habe ich versucht, den gemeinsamen Übereinstimmungsgrad aller Teilnehmer niederzuschreiben!
Zu deinen anderen Punkten. Warum sollte Philosophie die 'rote Linie' überschreiten? Oder ein konkurrierendes naturwissenschaftliches Modell? All das ist Wissenschaft. Übrigens halte ich Philosophie nicht für willkürlich. Erstens hat sie ein bestechendes methodisches Werkzeug zur Verfügung, nämlich die Logik, zweitens gehorcht auch sie der wissenschaftlichen Methodologie. Manche 'philosophische' Arbeiten waren und sind jedoch manchmal auch eher nur Weltanschauungen. Wenn du Zeit und Lust hast lies doch einfach mal ein philosophische Aufsätze. Persönlich lese ich immer noch gerne die 'Frankfurter Schule'. Für ein Kontextverständnis, wo die 'rote Linie' zu ziehen ist, sind philosophische und soziologische Texte sehr hilfreich.
Selbstverständlich darfst du jederzeit einen Gott postulieren. Das ist doch auch interessant.
Grüsse galileo2609