Leben aus Staub, das Plasma frisst (Physiker spekulieren über anorganische Evolution)
(M)Ein kleiner bescheidener (erster) Beitrag zur aktuellen Diskussion in diesem Forum, meine Damen und Herren. Entnommen aus der österreichischen Zeitung
Die Presse", vom 18.08.2007. Vielleicht ein Hinweis, vor welchem Hintergrund sich die gegenständliche Diskussion überhaupt (auch) gebildet hat und würde mich freuen, wenn ich euer Interesse fände. - Wie man entnehmen kann, sind es nicht nur "durchgeknallte" US-Forscher, die diese Thematik aktuell forcieren...
"Sie sind autonom, sie pflanzen sich fort und machen eine Evolution durch", sagt V.N. Tsytovich, Physiker an der Russischen Akademie der Wissenschaften - und meint Strukturen, die er als "anorganischer Staub mit lebensähnlichen Eigenschaften" beschreibt. Klingt wie die (positive) Antwort auf eine alte Frage: Kann Leben auch auf der Chemie eines anderen Elementes als Kohlenstoff gründen? Wäre zB eine Evolution auf Silizium-Basis möglich?
Freilich: Der Artikel von Tsytovich und Kollegen, im
New Journal of Physics (9, S.263) unter "From plasma crystals and helical structures towards inorganic living matter" erschienen, behandelt keinen realen Staub, die Physiker legen sich nicht einmal darauf fest, aus welchem Material der Staub bestehen soll. Er beschreibt lediglich ein
Computermodell, das simuliert, wie sich elektrisch geladene Staubkörner verhalten, die sich in Plasma bewegen. (Plasma = ionisiertes Gas; Sterne bestehen aus Plasma, somit ist dies mit 99% der häufigste Aggergatzustand der Materie im sichtbaren Universum.)
Unter diesen Umständen bilden sich - laut Simulation - geordnete Strukturen, die die Plasma-Flüsse umrunden, teils gar einer DNA-Doppelhelix ähnlich sehen. Die Physiker sprechen von "Selbstorganisation", sie behaupten, dass die "helikalen Kristalle" "Information speichern" und einander duplizieren können, ja sogar um Nahung konkurrieren - wobei diese aus den Plasma-Flüssen bestehe.
Tsychovich treibt die Spekulation noch weiter: Plasma könne auch in irdischen Blitzen entstehen, sagt er: Vielleicht sei erst eine anorganische Form des Lebens entstanden, die dann als Muster für die organische Biochemie gedient habe? Ein neues Programm der Suche nach außeriridischem Leben (a la "Seti") möge einschlägige Laborexperimente enthalten, schlägt Tsychovich vor. - Man darf gespannt sein, ob sich "Astrobiologen" finden, die das ernst nehmen.
(Oder sind diese gedanklichen Ergüsse etwa der kreative Versuch, noch zu generierende Projektgelder aus solchen "Töpfen" in das SETI-Project zu schleusen, wie es bisher teilweise (sogar öffentlich zugegeben) bisher geschah, um es am Leben zu erhalten??? Wer allgemein wissenschaftliche Pragmatik und realexistente Finanzierungsnöte "kennt", weiß nun, was ich meine
)
Zu Garfields teilweise schrägen argumentativen "Farbtupfern" poste ich gerne einen ebenfalls wissenschaftlich untermalten Beitrag in den nächsten Tagen in diesem Thread.
So long, liebe Grüße aus dem sonnigen Graz vom Himeros