TomS
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Nein, dem ist nicht so.@Aries und Tom,
offensichtlich wollt Ihr auch Szenarien betrachten, die sich nicht strikt an physikalische Gesetze halten?
Es ist so, dass die Einschränkung auf endliche Population ursprünglich (nicht hier im Forum) gar nicht physikalisch motiviert war, sondern der Not entsprungen ist, da man die Gleichverteilung und die self-sampling assumption mathematisch nicht auf unendliche Mengen anwenden kann.
Es gibt zwei Vorgehensweisen:
1) verwende ein allgemeines mathematisches Modell, das keine Einschränkung bei der Populationsgröße macht; berechne z.B. den Erwartungswert der Populationsgröße und schneide ihn ggf. bei einem endlichen Wert ab, der sich z.B. aus der Restlebensdauer der Sonne ergibt. Dann weißt du, wann spätestens dein Modell versagt.
2) verwende ein spezifisches mathematisches Modell, das die Einschränkung der Populationsgröße bereits in sich trägt; berechne z.B. den Erwartungswert der Populationsgröße und glaube das Ergebnis (was nicht zwingend endlich sein muss – eine Schwäche des Modells).
Im DDA wird die Vorgehensweise (2) gewählt, und es ist leider unbeweisbar, ob die a priori Einschränkung der Populationsgröße bereits das Modell verfälscht oder nicht.
Das (und nur das) ist mein Kritikpunkt.
Der Dissens zwischen TomS und Bynaus, liegt, wenn ich das richtig verstanden habe, im Kern darin ob man mit einem vereinfachten Model, wie dem (aus der mathematischen Not heraus) auf endliche Populationsentwicklung reduzierten DDA, die Realität ausreichend zuverlässig abbilden kann. Keiner von Beiden kann das (wenn ich das richtig verstanden habe) positiv oder negativ beweisen. Auch der Beweis, daß man mit einem Model, welches auch für (mathematisch potentiell) unentlich große Populationen endliche, aber (von mir aus auch krass) abweichende Ergebnisse erhalten könnte, ist noch kein Beweis für seine größere Zuverlässigkeit. Wohl aber wäre das ein ausreichendes Motiv, für weiter gehende Untersuchungen.
Hallo Mac! Danke für die Zusammenfassung, du hast aus meiner Sicht den Kern der Diskussion sehr präzise zusammengefasst.
Vielleicht noch mal zum Hintergrund: Das DDA startet ohne irgendein spezifisches Modell, d.h. mit „maximalem Unwissen“; ich habe das gerne „agnostisch“ genannt. Nun nimmt man die Gleichverteilung des eigenen bzw. eines ausgelosten Geburtsranges innerhalb aller Geburtsränge an, d.h. auch hier wiederum „maximales Unwissen“. Und jetzt steht man vor einem Problem: die Gleichverteilung ist für unendliche Populationen mathematisch nicht definierbar! Man muss also zwischen zwei Übeln wählen:
1) Ausschließen der unendlichen Population, obwohl Populationen mathematisch gesehen unendlich wachsen können; dafür aber Retten des „maximalen Unwissens“.
2) Zulassen der unendliche Population, weil (!) Populationen mathematisch gesehen unendlich wachsen können; dafür aber Ausschließen der Gleichverteilung, was bedeutet „irgendeine andere Verteilung“ – welche ist egal – d.h. aber mit dieser Verteilung Opfern des Prinzips des „maximalen Unwissens“.
Beides ist unschön und erfordert jeweils eine ad hoc Annahme.
Ich behaupte nun nicht, dass (1) und damit das DDA falsch, und statt dessen (2) richtig ist; ich behaupte lediglich, dass weil (2) überhaupt als mathematische Option existiert, und weil ich ein konkretes Beispiel angeben kann, (2) richtig und (1) falsch sein könnte (könnte!)
Wobei falsch hier irreführend ist, denn es um die Anwendbarkeit von Prämissen, nicht um die logische Wahrheit von Theoremen.
Das Problem mit der physikalischen Argumentation ist nun, dass man wegen des a priori Ausschließens der Option (2) evtl. sinnvolle Modelle ausschließt, die aus (2) folgen, die aber evtl. physikalisch akzeptable Aussagen liefern. Z.B. liefert mein Beispiel (Poissonprozess) sicher physikalisch akzeptablen Aussagen, aber er wird zusammen mit dem Ausschließen von (2) ebenfalls ausgeschlossen, d.h. gar nicht betrachtet.