Welche neuen Ökosysteme entstehen denn bei sich ändernden Umweltverhältnissen? Komplett neue entstehen wohl nur dann, wenn sich die Parameter sehr rasch und drastisch ändern. Ansonsten verändern sich die Ökosysteme von einem Gleichgewicht zum nächsten.
Störungen der Ökosysteme werden vom Menschen üblicherweise als Katastrophe wahrgenommen, denn er kann die Dynamik nicht berechnen, oder auch nur abschätzen. Wenn man aber von Tatsachen spricht, so muss man anerkennen, dass die Evolution bislang alle Katastrophen überstanden hat. Eine Änderung der Temperatur um ein paar Grad über ein paar Jahre, das geschah unzählige Male in der Erdgeschichte. Die Ökosysteme wurden ordentlich durcheinandergewürfelt, aber habe sich zu einem neuen lebensfähigen System stabilisiert.
Die Frage ist, ob der Mensch sich solchen Änderungen anpassen könnte. Wegen seiner Intelligenz und seiner Technik wäre der Mensch sicher in der Lage neue Bedingungen zu seinem Nutzen zu beeinflussen. Wenn er aber derart konservativ ist und versucht mit aller Macht einen Status Quo zu bewahren, dann ist er nicht anpassungsfähig und wird somit praktisch per Definition der Evolution ausgelöscht.
Ein paar kurze Worte zu Deinen Fakten:
Dass die Durchschnittstemperatur ansteigt, das bestreitet inzwischen kaum noch jemand. Deswegen schmelzen auch Gletscher ab, geben Artefakte frei, die Jahrhundertelang verborgen waren (Mammuts und Ötzi's). Höhere Temperaturen geben auch mehr Energie in die Atmosphäre, sodass stärkere Stürme entstehen und extremere Wetterlagen sich bilden.
Aber: Tornados in Deutschland als neu zu bezeichnen ist naiv. Bislang wurden diese Wettererscheinungen als "Windhose" bezeichnet. Wahrscheinlich deswegen, weil hierzulande unsere Häuser Häuser sind, und keine Baracken. Eine Windhose in den USA vernichtet praktisch alles, was da auf die Erde gestellt wurde, und kommt dementsprechend in die Nachrichten. Kein Wunder bei dieser Leichtbauweise. Die Entsprechung in Deutschland (resp. Europa) wären abgedeckte Dächer und das war es.
Die Verniedlichung der Sprache "Windhose" wurde kürzlich hierzulande aufgegeben, und der Begriff Tornado wurde eingeführt. Da wir aus den Nachrichten wissen, was ein Tornado in den USA anrichtet, haben wir natürlich jetzt Angst. Aber die deutschen Windhosen sind nicht wirklich zu Tornados geworden, sie sind nach wie vor die gleiche Erscheinung. Vielleicht ein bisschen häufiger in letzter Zeit, unbestritten. Aber die Hysterie wegen dieser Wettererscheinung kann ich nicht nachvollziehen. Vielleicht hilft da ein Zitat aus einem Spielberg Film: Schreien Sie BARRACUDAS, so sagt jeder hä? was? ... schreien Sie Haie, so haben wir am 4. Juli eine handfeste Panik. Übertragen: Schreien Sie "Windhose", so werden sie komisch angesehen. Schreien Sie Tornado, so flüchtet jeder in den Keller. (ich gehe mal jetzt davon aus, dass jeder weiss was Barracudas anrichten können)
Was das Artensterben betrifft: Auch hier wird wohl in den Medien mehr Wirbel erzeugt, als es tatsachlich gibt. Wie schon weiter oben angedeutet ist die Ökosphäre wohl vielfach robuster, als uns die Journalisten sagen. Ansonsten wäre die Erde, angesichts der nachgewiesenen historischen Umweltveränderungen, wohl leblos und leer.
Aber es gibt hier noch einen anderen Aspekt. Und zwar einen der Wahrnehmung: Wir glauben einen einigermassen vollständigen Katalog der existierenden Spezies der Welt in Händen zu halten. Finden wir diese Spezies nicht mehr, so halten wir sie für ausgestorben. Aber Arten, die zur gleichen Zeit neu entstanden sind harren erst noch ihrer Entdeckung. Damit wird das Verhältnis Artensterben zu Artenentstehung systematisch falsch eingeschätzt. Deswegen halte ich Aussagen über Artensterben wegen Klimaveränderung grundsätzlich für problematisch. Abgesehen davon, eine Art, die Temperaturveränderungen nicht aushalten kann, und auch nicht geographisch ausweichen konnte, hätte ohnehin keine längere Chance gehabt.
Wie man es auch immer sieht. Die schiere Existenz des Menschen, seine Fertilität und sein Einfluss auf die Ökosphäre, hat einen Effekt auf den Rest der Welt. Die Frage ist: Kann er selbst diesen Effekt überleben? Und wenn nicht, hat er genug Wissen, um den Effekt seiner eigenen Existenz so zu gestalten, dass er überlebt.