Und wenn es nun unerwarteterweise doch ein Objekt mit permanenter Kernfusion gibt, das aus einer Akkretionsscheibe entstanden ist? Wäre das dann kein Stern?
Es wäre sicher sternähnlich, da es Kernfusion betreibt. Aber es wäre zumindest ein "ungewöhnlicher" Stern. Er wäre sehr stark an schwereren Elementen angereichert und hätte deshalb ein sehr ungewöhnliches Spektrum.
Aber lass mich umgekehrt fragen: wenn ein Gesteinsplanet mit 14 Jupitermassen entdeckt würde - wäre das ein Brauner Zwerg?
Im Prinzip ist diese Enstehungsgeschichte bei keinem einzigen BZ bewiesen.
Es geht nicht darum, etwas zu beweisen. Braune Zwerge entstehen in Massen in Sternentstehungsregionen - dort werden sie auch beobachtet. Die Natur hört nicht einfach auf, Objekte durch Wasserstoffwolkenkollaps zu produzieren, bloss weil diese Objekte dann später zu wenig Masse für permanente Kernfusion haben. Es gibt mit Sicherheit Objekte mit zu wenig Masse für permanente Kernfusion, die nicht Akkretionsscheiben entstanden sind. Diese Objekte nennt man Braune Zwerge. Ob nun im Umkehrschluss jedes Objekt im interstellaren Raum, mit zu wenig Masse für permanente Kernfusion, auch ein Brauner Zwerg ist, ist eine andere Frage.
Daher ist eine Definition nach Masse sinnvoll (nämlich die Grenze zur Deuteriumfusion).
Wenn du schon beweisen willst: dann viel Spass dabei, zu beweisen, dass ein Objekt tatsächlich Deuterium fusioniert. Deuteriumfusion ist erstens ein gradueller Prozess: auch Jupiter fusioniert (ganz klein wenig) Deuterium, je höher die Masse, desto mehr wird es. Bei 13 Jupitermassen (ungefähr - der tatsächliche Wert hängt von der Metallizität ab, die sich bei leuchtschwachen oder gar nicht sichtbaren Objekten gar nicht bestimmen lässt) wird einfach mehr als die Hälfte des Deuteriums verbrannt - und das auch nur gemäss heutigen Sternmodellen. Dann hält das Deuteriumbrennen natürlich auch nicht an: wenn es verbrannt ist, kühlt das Objekt wieder aus, und ist nach ein paar Jahrmilliarden nicht mehr von einem massiven Planeten zu unterscheiden. Ist dann ein Brauner Zwerg nur so lange ein Brauner Zwerg, wie er Deuterium verbrennen kann? Wie stellt man genau fest, ob er es noch tut oder nicht? Was, wenn er sich aus Deuterium-armem Material bildet? Wie beweist man das? Was, wenn die Massenunsicherheit 13 Jupitermassen umfasst, was ist es dann? 13 Jupitermassen ist eine völlig willkürliche Zahl.
Und ich denke, je kleiner ein Objekt ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um ein Objekt aus einer Akkretionsscheibe handelt, welches seinen Stern verlassen hat.
Ich glaube, die tatsächliche Massenuntergrenze für Braune Zwerge liegt irgendwo bei ein paar (~1-3) Jupitermassen. Kleinere Objekte kann der Sternbildungsprozess nicht machen, weil die Aufheizung des kollabierenden Gases das verhindert. Irgendwo in diesem Bereich sollten die rausgeworfenen Planeten irgendwann die Population solcher Objekt im interstellaren Raum zu dominieren beginnen. Denn Planeten mit mehr als 1-3 Jupitermassen sind ohnehin sehr selten.
Weil der neu entdeckte Braune Zwerg in der Nachbarschaft der Sonne eben deutlich über dieser Mindestmasse von Braunen Zwergen (bzw. "Höchstmasse" von häufigen Planeten) liegt, ist es naheliegend (aber nicht absolut sicher), dass er wohl eher wie Stern denn wie ein Planet entstanden ist. Deshalb wird er eben auch als Brauner Zwerg bezeichnet.
Und da eben auch Exoplaneten über eine entsprechende Masse verfügen können, würde ich soweit gehen auch diese als BZ zu bezeichnen. Denn letztendlich könnte auch dieser Exoplanet in Wirklichkeit aus einer Wolke entstanden sein, womit es sich ja auch laut deiner Definition um ein Doppelsternsystem handeln würde.
Siehst du, hier ist das Problem: einige "Braune Zwerge" nach deiner Definition sind eindeutig wie Planeten entstanden, etwa wenn sie sich in einem kreisförmigen Orbit, vielleicht noch mit einem deutlich leichteren Planeten als Nachbar auf einem koplanaren Orbit befinden. Solche Dinge lassen sich - im Gegensatz zum Deuteriumbrennen - leicht feststellen. Gleichzeitig gibt es Planetensysteme mit echten Braunen Zwergen, die also wirklich durch Kollaps entstanden sind, deren Bahnen entsprechend weit und exzentrisch sind und nicht in der gleichen Ebene mit anderen Planeten im System liegen. Deine Definition fährt einfach mit der Dampfwalze über solche Unterschiede. Wie gesagt: wenn du Monde allein nach Masse definierst, wird aus Merkur plötzlich ein Mond - oder aus Ganymed und Titan werden Planeten. Beides macht keinen Sinn, weil es Objekte mit fundamental verschiedenen Geschichten und Umgebungen in die gleiche Kategorie wirft.
Mein Vorschlag wäre, das neue Objekt in der stellaren Nachbarschaft als "massearmer Brauner Zwerg" oder allenfalls als "Brauner Zwerg ohne mutmassliches Deuteriumbrennen" zu bezeichnen, und die oben genannten supermassiven Planeten als ebensolche oder als "Planeten mit mutmasslichem Deuteriumbrennen". Dabei bleiben die Kategorien klar. Allenfalls kann man beim Braunen Zwerg noch nachschieben, dass es nicht sicher, aber durchaus möglich ist, ob er einst zu einem Planetensystem gehörte.