Braune Zwerge: Braunes Zwerg-Paar verblüfft Astronomen

Bynaus

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Die Sache ist noch etwas komplexer. Es gibt verschiedene Migrationstypen.

Typ I: Diese entsteht tatsächlich durch "Reibung" mit dem Gas der Scheibe. Da das Gas nicht nur durch seine Rotationsbewegung, sondern auch durch den Gasdruck gegen die Schwerkraft des Sterns gestützt ist, "darf" es sich ein wenig langsamer bewegen als die Staubpartikel der Scheibe. Das führt dazu, dass ein Staubpartikel (oder ein Planet) einem ständigen "Gegenwind" ausgesetzt ist, was zu einem schnellen Zerfall des Orbits führen kann. Das ist aber eher ein Problem für kleinere Körper, weil der Zerfall so schnell abläuft, dass gar keine Gasriesen heranwachsen können (ausser, sie würden durch Gravitationskollaps entstehen statt durch Akkretion - dann können durch Typ I Migration auch Gasriesen von Sternen verschluckt werden).

Typ II: Wenn der Planet gross genug ist, dann räumt er seine Bahn weitgehend von Staub und Gas frei. Er "öffnet eine Lücke" in der Scheibe. Das ist, IIRC, ab einigen Erdmassen der Fall. Dann kann der Planet ohne "Gegenwind" rotieren, aber jetzt spielt ein anderer Effekt eine Rolle - die gravitative Interaktion mit der Scheibe. Der Planet erzeugt "Spiralarme" in der Scheibe, die dann je nach Länge und Position den Planeten bremsen oder beschleunigen. Ein Planet an der Stelle Jupiters erzeugt ausserhalb seiner Bahn einen sehr viel grösseren Spiralarm als innerhalb, so dass er gebremst wird und auf einer (langsamen, im Vergleich zu Typ I) Spiralbahn auf die Sonne zufällt. Das dauert so lange, bis er am Inneren Rand der Staubscheibe angekommen ist, dann bleibt er dort stehen und wird zu einem Hot Jupiter.

Typ III: Eine dritte Art von Migration, die chaotische Migration, ergibt sich, wenn das Gas sich verflüchtigt hat. Dieses dämpft die Exzentrizität von Planetenbahnen, so dass es vermehrt zu Begegnungen und Zusammenstössen kommt, wenn das Gas weg ist. Auch auf diese Art können Planeten langsam zu wandern beginnen (in dem sie kleinere Körper aus dem Weg räumen).
 

DELTA3

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Hallo,
Ja, das ist eine vernünftige Argumentation. Man geht davon aus, dass ca. 3% aller Sterne Hot Jupiters besitzen (aber mehr als 20%, vermutlich bis zu 100% aller Sterne Planeten).
Gibt es eine Statistik, wieviele der entdeckten Exoplaneten "Hot Jupiters" sind?
Es ist natürlich klar, dass mit der Doppler-Methode (regelmässige Schwankungen im Sternspektrum) schwere Gasriesen in engen Umlaufbahnen am leichtesten zu entdecken sind, da hier der gemeinsame Schwerpunkt am weitesten von der Sternmitte entfernt ist und so das "Wackeln" des Sterns am stärksten ist.
Aber damals waren doch die Wissenschaftler sehr erstaunt, dass es überhaupt Gasriesen in so engen Umlaufbahnen gibt. Musste man da nicht die bisherigen Theorien über die Planetenentstehung neu überdenken?
Ein Planet an der Stelle Jupiters erzeugt ausserhalb seiner Bahn einen sehr viel grösseren Spiralarm als innerhalb, so dass er gebremst wird und auf einer (langsamen, im Vergleich zu Typ I) Spiralbahn auf die Sonne zufällt. Das dauert so lange, bis er am Inneren Rand der Staubscheibe angekommen ist, dann bleibt er dort stehen und wird zu einem Hot Jupiter.

Mit der Migrationstheorie kann ich mich da aber überhaupt nicht anfreunden. Wie schnell soll denn das gehen, dass ein Gasriese aus den äusseren Bereichen des Systems in eine so enge Umlaufbahn gelangt? Bis dahin hätte sich die protoplanetare Scheibe doch wohl schon längst verflüchtigt. Und was geschieht dann mit dem Hot Jupiter? Wandert er wieder nach aussen? Wenn es dann schon Gesteinsplaneten gäbe, würde er die dabei alle vernichten?

Voller Zweifel
Delta3.
 

Bynaus

Registriertes Mitglied
Gibt es eine Statistik, wieviele der entdeckten Exoplaneten "Hot Jupiters" sind?

Du kannst in der Extrasolar Planets Encyclopedia nachschauen. Jeder Planet von deutlich mehr als 30 Erdmassen, und weniger als 0.1 AU vom Stern entfernt gilt als Hot Jupiter.

Es ist natürlich klar

Das ist es. Allen voran den involvierten Forschern.

Aber damals waren doch die Wissenschaftler sehr erstaunt, dass es überhaupt Gasriesen in so engen Umlaufbahnen gibt. Musste man da nicht die bisherigen Theorien über die Planetenentstehung neu überdenken?

Ja und nein. Die Konzepte der Migration und der Gasriesen-Interaktionen (die zu exzentrischen Orbits führen) kamen hinzu. Bis dahin dachte man halt, das Sonnensystem sei ziemlich repräsentativ für Planetensysteme im Universum.

Wie schnell soll denn das gehen, dass ein Gasriese aus den äusseren Bereichen des Systems in eine so enge Umlaufbahn gelangt?

Kommt drauf an, welcher Migrationstyp. Typ II, einige 100000 bis Millionen Jahre, IIRC.

Und was geschieht dann mit dem Hot Jupiter? Wandert er wieder nach aussen?

Warum sollte er? Es ist ja nichts mehr da, was er "nach Innen" schmeissen kann, um wieder an Höhe gegenüber dem Stern zu gewinnen. Er bleibt, wo er ist.
 

DELTA3

Registriertes Mitglied
Zitat:
Und was geschieht dann mit dem Hot Jupiter? Wandert er wieder nach aussen?
Warum sollte er? Es ist ja nichts mehr da, was er "nach Innen" schmeissen kann, um wieder an Höhe gegenüber dem Stern zu gewinnen. Er bleibt, wo er ist.

Zum 1. weil auch unser Jupiter seine Bahnen weit aussen zieht, weil er in einer engen Umlaufbahn nicht existieren könnte, nämlich weil
zum 2. bei den in einer engen Umlaufbahn herrschenden Temperaturen der grösste Teil seiner Gashülle verdampfen würde und durch den Sonnenwind ins All getrieben würde. Dadurch würde sich seine Masse drastisch verringern, was seine Gravitationskraft verringern würde, so dass er wieder nach aussen driften würde.

Ich denke mir, dass das auch bei den "Hot Jupiters" in anderen Sternsystemen in bestimmten Zeiträumen der Planetenentwicklung so ablaufen könnte, denn wie sollen solche Gasriesen bei den hohen Temperaturen ihre Gasatmosphäre halten können?

Gruss,
Delta3.
 

Alex74

Registriertes Mitglied
zum 2. bei den in einer engen Umlaufbahn herrschenden Temperaturen der grösste Teil seiner Gashülle verdampfen würde
Das dachte man früher.
Wenn Du mal ein wenig googelst findest Du sicher noch Artikel von Ende der 90er, wo man annahm, daß diese Planeten reine Gesteinsplaneten seien.
Mit der Messung der Durchmesser der Planeten und Nachweis diverser flüchtiger Elemente auf deren Oberflächen/Atmosphären ist das aber widerlegt.
Man darf die Gravitation eines solchen Gasriesen nicht unterschätzen; natürlich werden an den äußersten Schichten leichte Elemente abgetragen, relativ zur Masse des Planeten aber vernachlässigbar wenig.

Wie gesagt, im Fall unseres Sonnensystems ist nicht völlig klar, wieso die Gasriesen noch so weit draußen blieben. Vieles deutet darauf hin, daß die Sonne ihre Staubscheibe sehr früh verloren hat (zum einen die doch relativ "geringe" Größe Jupiters (viele rote Zwerge haben größere Gasriesen), die relativ geringe Migration und die sehr viel dichteren Staub- und Trümmerscheiben sowohl jüngerer als auch älterer Systeme (Epsilon Eridanus, Tau Ceti).

Gruß Alex
 

DELTA3

Registriertes Mitglied
Dass ein Planet durch Reibung in der Gas- und Staubscheibe abgebremst werden kann und dadurch nach innen migriert, leuchtet mir noch ein. Das geht aber nur solange, bis er seine Bahn freigeräumt hat, dann bleibt er auf seiner Umlaufbahn.

Bei der Typ II Migration, die du hier beschreibst:
Typ II: Wenn der Planet gross genug ist, dann räumt er seine Bahn weitgehend von Staub und Gas frei. Er "öffnet eine Lücke" in der Scheibe. Das ist, IIRC, ab einigen Erdmassen der Fall. Dann kann der Planet ohne "Gegenwind" rotieren, aber jetzt spielt ein anderer Effekt eine Rolle - die gravitative Interaktion mit der Scheibe. Der Planet erzeugt "Spiralarme" in der Scheibe, die dann je nach Länge und Position den Planeten bremsen oder beschleunigen. Ein Planet an der Stelle Jupiters erzeugt ausserhalb seiner Bahn einen sehr viel grösseren Spiralarm als innerhalb, so dass er gebremst wird und auf einer (langsamen, im Vergleich zu Typ I) Spiralbahn auf die Sonne zufällt. Das dauert so lange, bis er am Inneren Rand der Staubscheibe angekommen ist, dann bleibt er dort stehen und wird zu einem Hot Jupiter.
habe ich meine Zweifel. Wenn er durch einen äusseren Spiralarm abgebremst wird, dann driftet er nach innen, wo er von dem inneren Spiralarm wieder beschleunigt wird und wieder nach aussen driftet. Da wird sich dann ein Gleichgewicht einstellen und er bleibt auf seiner Bahn. Er kann überhaupt nicht nach innen migrieren, da die Staubscheibe immer schneller rotiert, je weiter man nach innen kommt. Sie würde ihn dann immer wieder beschleunigen.

Wie schon gesagt, ich kann mich mit der Migrationstheorie nicht anfreunden. Meiner Meinung nach entstehen solche grossen Gasplaneten zusammen mit dem Stern in der Staubscheibe bevorzugt in einer engen Umlaufbahn, da dort die Dichte am grössten ist. Wenn sie dann durch die hohen Temperaturen einen Teil ihrer Masse verloren haben und dadurch ihre Gravitation nachlässt, driften sie weiter nach aussen, bis bei abnehmender Temperatur der Massenverlust gestoppt wird.

Daher treten nach meiner Theorie solche grossen Gasplaneten in engen Umlaufbahnen auch nur in jungen Systemen auf, die noch am Anfang ihrer Entwicklung sind.

Gibt es dazu vielleicht auch schon Theorien in dieser Richtung?

Aber ich glaube, wir sind vom Thema abgekommen, es ging ja eigentlich um das Braune Zwergpaar, das die Astronomen verblüfft hat.

Gruss, Delta3.
 

DELTA3

Registriertes Mitglied
@TomTom333
Danke für die Liste der Exoplaneten.
Jeder Planet von deutlich mehr als 30 Erdmassen, und weniger als 0.1 AU vom Stern entfernt gilt als Hot Jupiter.
Allerdings sind sie nach der Definition von Bynaus keine Hot Jupiters, da sie alle deutlich mehr als 0.1 AU von ihrem Mutterstern entfernt sind.

Da ich kein Astrophysiker bin, kann ich nicht nachrechnen, wie weit ein Planet von seinem Stern entfernt sein muss, damit er keine Masse mehr verliert durch Verdampfen. Das ist sicher auch eine Funktion seiner eigenen Masse/Gravitation.
Es ist auch nichts bekannt über die Zusammensetzung/Dichte oder Grösse der genannten Exoplaneten, so dass man nicht weiss, ob es wirklich Gasplaneten sind.

Meine Theorie scheint dadurch jedenfalls noch nicht komplett widerlegt zu sein.

Gruss, Delta3.
 

DELTA3

Registriertes Mitglied
@TomTom333
Danke für die Liste der Exoplaneten.
Jeder Planet von deutlich mehr als 30 Erdmassen, und weniger als 0.1 AU vom Stern entfernt gilt als Hot Jupiter.
Allerdings sind sie nach der Definition von Bynaus keine Hot Jupiters, da sie alle deutlich mehr als 0.1 AU von ihrem Mutterstern entfernt sind.

Da ich kein Astrophysiker bin, kann ich nicht nachrechnen, wie weit ein Planet von seinem Stern entfernt sein muss, damit er keine Masse mehr verliert durch Verdampfen. Das ist sicher auch eine Funktion seiner eigenen Masse/Gravitation.
Es ist auch nichts bekannt über die Zusammensetzung/Dichte oder Grösse der genannten Exoplaneten, so dass man nicht weiss, ob es wirklich Gasplaneten sind.

Meine Theorie scheint dadurch jedenfalls noch nicht komplett widerlegt zu sein.

Gruss, Delta3.
 

DELTA3

Registriertes Mitglied
Danke Nathan und Orbit für eure 'hilfreichen' Beiträge!
Das 'verrate' doch mal der NASA: Schwere Satelliten hoch schießen, dann Ballast abwerfen lassen, und schwupps sind sie auf Mondkurs!
Guter Vorschlag, aber das machen die ja schon, indem sie die Trägerraketen abschmeissen...;)

Um wieder sachlich zu werden: Ihr habt natürlich recht. Mein Trugschluss war, dass ich die Fliehkraft vergessen habe und dachte, dass der Planet bei konstanter Geschwindigkeit nach aussen driften würde, wenn sich die Gravitationskraft verringert. Inzwischen habe ich mir die Formeln für die Fliehkraft und das Gravitationsgesetz nochmal rausgesucht und gesehen, dass die Fliehkraft natürlich auch abnimmt, wenn die Masse abnimmt, und sich beides aufhebt, wenn man die Formeln gleichsetzt.

Dadurch ändert sich also an der Umlaufbahn nichts, durch euren Sarkasmus übrigens auch nicht....

Zitat:
Deine WAS??
Scheint was mit Aristoteles' Fallgesetz zu tun zu haben.
Orbit
Meine Theorie war die, dass grosse (Gas-)Planeten bevorzugt in engen Umlaufbahnen bei jungen Systemen entstehen, weil dort die Dichte der Materiescheibe am grössten ist, und dass diese Planeten dann im Laufe der Entwicklung des Systems weiter nach aussen driften (vielleicht aus anderen Gründen als den von mir zunächst vermuteten).

Das mit der Migrationstheorie stammt übrigens von Bynaus, nicht von mir.

Gruss, Delta3.
 

DELTA3

Registriertes Mitglied
Die stimmt schon, nicht aber Deine Annahme die Gravitationsbeschleunigung sei proportional zur Planetenmasse.
Orbit
Ich sprach auch von der Gravitationskraft und nicht von der Gravitationsbeschleunigung. Aber wie gesagt, ich hab' meinen Fehler ja schon eingesehen.:)

Können wir jetzt wieder über die Braunen Zwerge diskutieren?

Gruss, Delta3.
 

DELTA3

Registriertes Mitglied
Anscheinend ist der Artikel über die Braunen Zwerge uninteressant, weil niemand darüber diskutieren will. Deshalb nochmal eine Anmerkung zum vorigen Thema:
Zitat:
Zitat von DELTA3
Das mit der Migrationstheorie stammt übrigens von Bynaus, nicht von mir.
Die stimmt schon, nicht aber Deine Annahme die Gravitationsbeschleunigung sei proportional zur Planetenmasse.
Orbit
Woher weisst du, dass die Migrationstheorie stimmt? Gibts Beweise dafür?

Was spricht dagegen, dass grosse (Gas-)Planeten in engen Umlaufbahnen bevorzugt in jungen Sternsystemen am Anfang ihrer Entwicklung entstehen und später im Lauf der Entwicklung nach aussen wandern?

Unser Mond wandert doch auch ständig weiter von der Erde weg. So wäre es doch durchaus möglich, dass in so engen Umlaufbahnen Gezeitenkräfte eine Rolle spielen und den Planeten ständig beschleunigen, wie das bei unserem Mond der Fall ist.

Gruss, Delta3.

PS: Hab' gerade gemerkt, dass ich vom "Neuen Mitglied" zum "Registrierten Mitglied" avanciert bin, also nicht mehr ganz so neu...
 

Alex74

Registriertes Mitglied
Woher weisst du, dass die Migrationstheorie stimmt? Gibts Beweise dafür?
In der Astronomie kann man - wie in allen Wissenschaften außer der Mathematik - nichts "beweisen", nur widerlegen oder sehr gute Hinweise und Belege sammeln.
In dem Fall gibts auf jeden Fall durch Beobachtung und Simulationen sehr starke Indizien dafür, daß dem so ist.

Was spricht dagegen, dass grosse (Gas-)Planeten in engen Umlaufbahnen bevorzugt in jungen Sternsystemen am Anfang ihrer Entwicklung entstehen
Das Faktum daß der Stern alle leichten Materialien einfach wegbläst sobald bei ihm die Kernfusion zündet, der Protoplanet hat so nah am Stern dann kein Material mehr in der Umgebung, um zu einem Gasriesen zu wachsen.

und später im Lauf der Entwicklung nach aussen wandern?
Du zweifelst also Migration nach innen an um eine Lösung zu präsentieren, die Migration nach außen postuliert?
Also für die Migration nach innen gibts einen sehr plausiblen Mechanismus, Bynaus hat ihn erklärt. Um nen Gasriesen von extremer Sternnähe aus nennenswert nach außen zu bewegen, dafür müßtest Du Dir was einfallen lassen :D .

Unser Mond wandert doch auch ständig weiter von der Erde weg. So wäre es doch durchaus möglich, dass in so engen Umlaufbahnen Gezeitenkräfte eine Rolle spielen und den Planeten ständig beschleunigen, wie das bei unserem Mond der Fall ist.
Hier hast Du etwas an sich falsch verstanden;
Zum einen ist der Mond nicht in Erdnähe entstanden sondern bildet weitgehend Trümmerstücke derselben; hier was zu vergleichen ist schon wie Äpfel und Birnen...
Zum zweiten wird der Mond nicht beschleunigt sondern abgebremst. Denn wie Du sicher weißt benötigt ein Körper auf einer weitläufigeren Umlaufbahn nur eine geringere Geschwindigkeit.
Was zunimmt ist der Bahndrehimpuls des Mondes.
Mit diesem Mechanismus erreichst Du aber keine wirklich dollen Distanzen, zumindest nicht in sinnvollen Zeiträumen.

Gruß Alex
 

DELTA3

Registriertes Mitglied
Zitat:
Was spricht dagegen, dass grosse (Gas-)Planeten in engen Umlaufbahnen bevorzugt in jungen Sternsystemen am Anfang ihrer Entwicklung entstehen
Das Faktum daß der Stern alle leichten Materialien einfach wegbläst sobald bei ihm die Kernfusion zündet, der Protoplanet hat so nah am Stern dann kein Material mehr in der Umgebung, um zu einem Gasriesen zu wachsen.
Geht man nicht davon aus, dass Stern und Planeten gleichzeitig in der protoplanetaren Scheibe entstehen? Dann wäre der Planet schon da, bevor der Stern das Material in der Umgebung wegblasen könnte.
Du zweifelst also Migration nach innen an um eine Lösung zu präsentieren, die Migration nach außen postuliert?
Also für die Migration nach innen gibts einen sehr plausiblen Mechanismus, Bynaus hat ihn erklärt. Um nen Gasriesen von extremer Sternnähe aus nennenswert nach außen zu bewegen, dafür müßtest Du Dir was einfallen lassen .
Der Mechanismus für die Migration nach innen durch Abbremsen in der Staubscheibe mag ja plausibel sein, er funktioniert aber nur solange, als es die Staubscheibe gibt. Ausserdem rotiert die Staubscheibe mit der selben Geschwindigkeit, wie der Planet. Bynaus argumentiert daher mit der Schwerkraft des Planeten, wodurch er Material aus der Staubscheibe anzieht und dadurch abgebremst wird. Wenn er aber seine Umlaufbahn freigeräumt hat, ist nichts mehr da zum Abbremsen.
Zitat:
Unser Mond wandert doch auch ständig weiter von der Erde weg. So wäre es doch durchaus möglich, dass in so engen Umlaufbahnen Gezeitenkräfte eine Rolle spielen und den Planeten ständig beschleunigen, wie das bei unserem Mond der Fall ist.
Hier hast Du etwas an sich falsch verstanden;
Zum einen ist der Mond nicht in Erdnähe entstanden sondern bildet weitgehend Trümmerstücke derselben; hier was zu vergleichen ist schon wie Äpfel und Birnen...
Zum zweiten wird der Mond nicht beschleunigt sondern abgebremst. Denn wie Du sicher weißt benötigt ein Körper auf einer weitläufigeren Umlaufbahn nur eine geringere Geschwindigkeit.
Was zunimmt ist der Bahndrehimpuls des Mondes.
Mit diesem Mechanismus erreichst Du aber keine wirklich dollen Distanzen, zumindest nicht in sinnvollen Zeiträumen.
Ich glaube, hier hast du was nicht richtig verstanden. Es spielt überhaupt keine Rolle, wie ein Himmelskörper entstanden ist. Wenn er sich auf einer engen Umlaufbahn um einen grösseren Himmelskörper befindet, so wirken auf beide Gezeitenkräfte, lies das mal in Wiki nach.
Der Mond entfernt sich zur Zeit noch um 4cm pro Jahr von der Erde, das sind 40.000 km in 1 Mrd. Jahren. Am Anfang war die Gezeitenwirkung noch viel stärker, als der Mond viel näher an der Erde war und diese viel schneller rotiert hat. Um auf eine höhere Umlaufbahn zu gelangen, muss der Mond beschleunigt werden und nicht gebremst, sonst stürzt er nämlich eines Tages ab, wie z.B. die Mir.
Wenn also ein Planet einen Stern auf einer engen Umlaufbahn umkreist, dann wird er beschleunigt wenn der Stern schneller rotiert als der Planet. Wie man am Mond sieht, kann man damit ganz 'dolle' Distanzen erreichen, erst recht, wenn es sich um einen, im Vergleich zur Erde, grossen Stern handelt.

Gruss, Delta3.
 

Chrischan

Registriertes Mitglied
Hallo DELTA3,


Geht man nicht davon aus, dass Stern und Planeten gleichzeitig in der protoplanetaren Scheibe entstehen?
Eher nicht. Schau mal hier.
Planeten entstehen wohl eher in den ersten paar Millionen Jahren nach Zündung des Sterns.



Der Mechanismus für die Migration nach innen durch Abbremsen in der Staubscheibe mag ja plausibel sein, er funktioniert aber nur solange, als es die Staubscheibe gibt. Ausserdem rotiert die Staubscheibe mit der selben Geschwindigkeit, wie der Planet. Bynaus argumentiert daher mit der Schwerkraft des Planeten, wodurch er Material aus der Staubscheibe anzieht und dadurch abgebremst wird. Wenn er aber seine Umlaufbahn freigeräumt hat, ist nichts mehr da zum Abbremsen.
Hier solltest Du mal etwas genauer Bynaus Post lesen und alle drei Mechanismen beachten:

Typ I: Diese entsteht tatsächlich durch "Reibung" mit dem Gas der Scheibe. Da das Gas nicht nur durch seine Rotationsbewegung, sondern auch durch den Gasdruck gegen die Schwerkraft des Sterns gestützt ist, "darf" es sich ein wenig langsamer bewegen als die Staubpartikel der Scheibe.
--> Nix mit gleicher Geschwindigkeit...

Typ II: [...] jetzt spielt ein anderer Effekt eine Rolle - die gravitative Interaktion mit der Scheibe.
--> Klappt noch, wenn die Bahn bereits freigeräumt wurde...


Typ III: Eine dritte Art von Migration, die chaotische Migration, [...] so dass es vermehrt zu Begegnungen und Zusammenstössen kommt
--> Klappt auch noch, wenn die Bahn bereits freigeräumt wurde...



Wenn also ein Planet einen Stern auf einer engen Umlaufbahn umkreist, dann wird er beschleunigt wenn der Stern schneller rotiert als der Planet.
Die Sonne hat eine Rotationsperiode von ~25 Tagen...


Gruß,
Christian

P.S. Die Hervorhebungen in den Zitaten stammen von mir.
 

Alex74

Registriertes Mitglied
@Chrischan: Danke :)

Dem zuzufügen ist höchstens noch:

Bynaus argumentiert daher mit der Schwerkraft des Planeten, wodurch er Material aus der Staubscheibe anzieht und dadurch abgebremst wird. Wenn er aber seine Umlaufbahn freigeräumt hat, ist nichts mehr da zum Abbremsen.
Genau das schrieb Bynaus: daß die Migration bei Erreichen der freigepusteten Gegend nah am Stern dann stoppt.

Übrigens muß die Planetenentstehung schon aus einem ganz einfachen Grund nach der Massenkonzentration des Sterns geschehen; würde sie gleichzeitig einsetzen, dann gibt es keinen Grund wieso auf Masse 1 (Stern) mehr Material fallen sollte wie auf Masse 2 (Planet) da beide dann auch gleich schnell wachsen. Man bekommt dann ein Doppelsternsystem.

Der Mond entfernt sich zur Zeit noch um 4cm pro Jahr von der Erde, das sind 40.000 km in 1 Mrd. Jahren.
Das kann man nicht linear rechnen da die Entfernungszunahme aus der Abbremsung der Erde resultiert. Je langsamer diese ist, desto langsamer geht auch die "Migration" des Mondes vonstatten. Und wie gesagt, für eine nennenswerte Migration nach außen ist dieser Mechanismus viel zu ineffektiv.

Gruß Alex
 
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