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Baukastensystem für modulare Roboter für Missionen im All
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche
Intelligenz astronews.com
7. August 2025
Die Entwicklung von Weltraumrobotern erfolgt bislang meist
missionsspezifisch – ein kosten- und zeitintensiver Prozess, der durch fehlende
Wiederverwendbarkeit auch zur Entstehung von Weltraumschrott beiträgt. Im Rahmen
des Projekts MODKOM wurde daher ein modulares Baukastensystem entwickelt, mit
dem sich robotische Systeme flexibel an unterschiedliche Einsatzszenarien
anpassen lassen.

Erfolgreich demonstriert: Der am DFKI
entwickelte modulare Manipulatorarm übergibt das
Nutzlastmodul über eine multifunktionale
Schnittstelle an den Rover HUNTER SE.
Foto: DFKI, Meltem Fischer [Großansicht] |
Ob bei der Erkundung fremder Planeten, dem Aufbau von Habitaten oder der
Wartung von Satelliten – robotische Systeme übernehmen im All zunehmend zentrale
Aufgaben. Doch viele bisher eingesetzte Roboter sind stark auf eine einzige
Mission zugeschnitten. Ändern sich die Anforderungen, müssen oft komplett neue
Systeme entwickelt werden – mit hohem Zeit-, Kosten- und Ressourcenaufwand. Mit
dem Projekt MODKOM ("Modulare Komponenten als Building Blocks für
anwendungsspezifisch konfigurierbare Weltraumroboter") haben das Robotics
Innovation Center des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz
(DFKI) und die Arbeitsgruppe Robotik der Universität Bremen – beide unter
Leitung von Prof. Dr. Frank Kirchner – einen wichtigen Beitrag zu einem
grundlegenden Wandel in der robotischen Raumfahrt geleistet: weg von starren
Einzelentwicklungen hin zu flexibel rekonfigurierbaren Systemen.
Das Baukastensystem umfasst sämtliche erforderlichen Hardware- und
Softwarekomponenten für den flexiblen Aufbau mobiler Roboter. Die Forschenden
unterteilen diese in verschiedene Granularitätsebenen: Auf der untersten Ebene
stehen Grundelemente wie Gelenke, Strukturelemente und Elektronikbausteine, die
über standardisierte Schnittstellen miteinander verbunden werden können. Diese
Basiseinheiten lassen sich zu Subsystemen kombinieren, die auf höheren Ebenen
als modulare Funktionseinheiten in das Baukastensystem integriert sind. Auf der
höchsten Ebene entstehen daraus komplette Systeme – etwa durch die Verbindung
stationärer oder mobiler Plattformen mit Sensoren, Nutzlastcontainern oder
Manipulatoren. Eine übergreifende Softwarearchitektur erlaubt es, die
Systembausteine dynamisch nach dem "Plug and Play"-Prinzip während der Laufzeit
einzubinden. Die entwickelten Schnittstellen ermöglichen zudem den Einsatz von
Lern- und Optimierungsverfahren, mit denen sich automatisch optimale Hardware-
und Softwarekonfigurationen generieren und einzelne Module anpassen lassen.
Das modulare System kann flexibel erweitert und an wechselnde
Missionsanforderungen angepasst werden – auch nachträglich. Wiederverwendbare
Module verkürzen Entwicklungs- und Qualifizierungszyklen deutlich und sparen
damit Zeit und Kosten. Standardisierte Schnittstellen und spezielle Adapter
ermöglichen die Integration kommerzieller, ursprünglich inkompatibler
Komponenten, was das Anwendungsspektrum erheblich erweitert. Zudem erhöht die
modulare Struktur die Ausfallsicherheit: Defekte Einheiten lassen sich schnell
austauschen – ein klarer Vorteil bei Einsätzen in schwer zugänglichen oder
risikobehafteten Umgebungen wie dem Weltraum.
Um die Leistungsfähigkeit der entwickelten Systematik zu demonstrieren,
realisierten die Projektpartner ein komplexes Manipulationssystem auf Basis des
robotischen Baukastens. Dafür kombinierten sie einen am DFKI entwickelten
modularen Manipulator mit zwei handelsüblichen Komponenten: der mobilen
Plattform HUNTER SE von AgileX Robotics und der multifunktionalen Schnittstelle
iSSI des iBOSS-Systems. In einer realitätsnahen Versuchsumgebung konnte anhand
einer konkreten Manipulationsaufgabe gezeigt werden, wie flexibel sich externe
Systeme in das Baukastensystem integrieren und einzelne Module schnell und
bedarfsgerecht austauschen lassen.
Ein weiterer Schwerpunkt des Projekts lag auf der Qualifizierbarkeit der
Komponenten: Mit dem DFKI-X2D-Gelenk entwickelten die Forschenden einen
hochdynamischen Motor, der gezielt für den Weltraumeinsatz konzipiert wurde.
Durch umfassende Qualifizierungstests konnte der Technology Readiness Level
(TRL) 5 erreicht werden – ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur praktischen
Anwendung im All. Zur Integration und Erprobung der Baukastenelemente unter
realistischen Bedingungen wurde zudem ein moderner, ISO-konformer Reinraum am
DFKI Bremen eingerichtet, der die Weiterentwicklung hin zu noch höheren
Technologiereifegraden unterstützt.
Die im Projekt gewonnenen Erkenntnisse und Technologien bilden eine wichtige
Grundlage für die Weiterentwicklung rekonfigurierbarer Weltraumroboter. Sie
sollen künftig in reale Weltraummissionen einfließen und dazu beitragen, die
Flexibilität, Effizienz und Nachhaltigkeit robotischer Raumfahrtsysteme deutlich
zu verbessern. Das Projekt MODKOM wurde von der DLR-Raumfahrtagentur mit Mitteln
des BMWE vom 1. Juli 2021 bis zum 30. Juni 2025 mit rund 3,2 Millionen Euro
gefördert.
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