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Zehn Experimente und eine Sonnenfinsternis auf dem Mond
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e. V. astronews.com
4. März 2025
Am Sonntagmorgen ist der Lander Blue Ghost des
privaten New-Space-Unternehmens Firefly Aerospace im Mare Crisium im Nordosten
der Mondvorderseite gelandet. In den kommenden zwei Wochen sollen nun zehn
Experimente neue Daten über den Erdtrabanten liefern. Am 14. März wird Blue
Ghost eine totale Sonnenfinsternis vom Mond aus verfolgen.

Der Schatten, den der Lander "Blue Ghost" des
Unternehmens Firefly Aerospace im Mare Crisium
nach Westen wirft. Bild: Firefly
Aerospace [Großansicht] |
Mit einer vollkommen automatisierten Bilderbuchlandung setzte die Mission
Blue Ghost ("Blauer Geist") am 2. März 2025 um 9.34 Uhr MEZ im Nordosten
der Mondvorderseite im Mare Crisium auf. Damit ist es der Firma Firefly
Aerospace als erstem Privatunternehmen gelungen, eine robotische Sonde planmäßig
und einwandfrei auf dem Mond zu landen. Die Blue Ghost Mission 1 hat im
Rahmen der NASA-Initiative Commercial Lunar Payload Services (CLPS)
zehn wissenschaftliche und technische Instrumente auf die Mondoberfläche
gebracht. Sie werden in dem knapp zweiwöchigen Zeitraum der Beleuchtung der
Mondvorderseite durch die Sonne und noch einige Stunden der anschließenden
Mond-Nacht für wissenschaftliche Experimente eingesetzt. Daran beteiligt ist
auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Rahmen des
Wärmefluss-Experiment LISTER der Texas Tech University.
"Der Mond ist als Begleiter der Erde in nur rund 400.000 Kilometer Entfernung
ein für die Raumfahrt gut erreichbares Ziel", erklärt Prof. Heike Rauer,
Direktorin des DLR-Instituts für Planetenforschung. "Gleichzeitig ist er aus
Sicht der Planetenforschung bei den fünf Körpern des Sonnensystems mit fester
Gesteinsoberfläche das komplette Gegenstück zu unserer nach viereinhalb
Milliarden Jahren immer noch dynamischen Erde. Der 'kleine' Mond dagegen ist
geologisch schon so gut wie inaktiv. Dort können wir aber noch vieles über die
Entwicklungen im frühen Sonnensystem lernen."
Ihr Kollege vom Berliner DLR-Institut Dr. Matthias Grott ergänzt: "Wir haben
heute mit dem CLPS-Programm die Möglichkeit, auf der Oberfläche des Monds Fragen
zu beantworten, die nach den sechs Apollo-Missionen offengeblieben sind. Mit dem
ersten Experiment zum Wärmefluss aus dem Inneren des Monds seit 1972, das von
der Texas Tech University in Zusammenarbeit mit der Firma Honeybee
Robotics und dem DLR, basierend auf unseren Erfahrungen aus dem HP3-Experiment
für die NASA-InSight-Mission, entwickelt wurde, hoffen wir, viel Neues zur
thermalen Entwicklung des Monds zu erfahren."
Nach dem Start am 15. Januar war Blue Ghost etwa 45 Tage auf der
Reise zum Mond unterwegs. Ein vergleichsweise langer, aber geplanter Zeitraum,
der dazu diente, die Funktionsfähigkeit der einzelnen Untersysteme zu überprüfen
und schon auf dem Weg zum Mond mit dem teilweisen Einsatz der wissenschaftlichen
Nutzlast zu beginnen. Die Mission hat eine starke Forschungskomponente, deren
Ergebnisse auch den Weg für die Rückkehr von Menschen zum Mond in der zweiten
Hälfte dieses Jahrzehnts im Zuge des Artemis-Programms der NASA ebnen soll.
Das Experiment LISTER (Lunar Instrumentation for Sub-surface Thermal
Exploration with Rapidity oder "Mond-Instrument für die schnelle
Erforschung des thermalen Untergrunds"), an dem das DLR-Institut für
Planetenforschung beteiligt ist, misst den Wärmefluss aus den Tiefen des
Mondinneren. Mit LISTER wird auf dem Mond ein Experiment durchgeführt, das dem
vom DLR-Institut für Planetenforschung für die NASA-InSight-Marsmission
entwickelten Heat Flow and Physical Properties Package (HP3) ähnelt.
Die Tiefensonde mit einem zwei Millimeter dünnen Nadelsonsor an der Spitze soll
bis zu drei Meter tief in den Mond eindringen und in Schritten von jeweils 50
Zentimeter Messdaten zur Temperatur und der Wärmeleitfähigkeit des Bodens
aufzeichnen. Aus diesen Daten können Rückschlüsse auf die Zusammensetzung des
Monds sowie seinen Ursprung und seine Entwicklung gezogen werden.
Am 14. März wird Fireflys Blue Ghost voraussichtlich hochauflösende
Bilder einer totalen Sonnenfinsternis aufnehmen. Die Erde schiebt sich dann über
dem Mondhorizont vor die Sonne und verdeckt diese. Auf der Erde wird dieses
astronomische Ereignis bei Vollmond in Teilen eine totale Mondfinsternis sein.
Blue Ghost wird dann zwei Tage später, am 16. März 2025, den
Sonnenuntergang auf dem Mond aufnehmen und Daten darüber liefern, wie der
Mondstaub im Gegenlicht der untergehenden Sonne schwebt und das Leuchten des
Mondhorizonts erzeugt, das erstmals bei der Mission Apollo 17 im
Dezember 1972 von Kommandant Eugene A. Cernan beschrieben wurde.
Die Eigenschaften des zementpulverfeinen, zum Teil auch elektrostatisch
aufgeladenen Mondstaubs, der wissenschaftlich als Regolith bezeichnet wird, sind
noch nicht vollständig verstanden. Regolith ist so fein, dass er zu einem
gewissen Grad auch eine Gefahr für technisches Gerät und Menschen in
Astronautenanzügen auf dem Mond darstellt. Er dringt gewissermaßen "überall"
durch Dichtungen. Blue Ghost wird zur Analyse auch Proben von Regolith nehmen
und vor Ort untersuchen. Nach Sonnenuntergang im Mare Crisium wird Blue
Ghost noch einige Stunden lang in der Mondnacht arbeiten können, ehe im
Dunkel der atmosphärenfreien Mondoberfläche bei Temperaturen von minus 160 Grad
Celsius die Instrumente versagen werden und die Mission beendet sein wird.
Schon in dieser Woche, am 6. März 2025, wird die nächste Landung einer
privaten robotischen Mondsonde erwartet, die Mission IM-2 der wie Firefly in
Texas angesiedelten Firma Intuitive Machines. Auch daran ist das DLR-Institut
für Planetenforschung – gemeinsam mit dem Institut für Geowissenschaften der
Freien Universität Berlin – beteiligt, dort mit einem in Berlin entwickelten und
unter Beteiligung der Industrie und anderer Forschungseinrichtungen entwickelten
Radiometers zur kontaktlosen Messung der Wärmestrahlung der Mondoberfläche, dem
Lunaren Radiometer LRAD.
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