Sonnenwende und Jupiter in Opposition
von
Stefan Deiters astronews.com
1. Dezember 2024
Unser Nachbarplanet Venus ist im Dezember kaum zu übersehen
und leuchtet hell am südwestlichen Abendhimmel. Ein weiteres Highlight ist der
Gasriese Jupiter, der seine Oppositionsstellung zur Sonne erreicht und damit der
Erde besonders nahe ist. Mit dem kalendarischen Beginn des Winters am 21.
Dezember werden die Tage wieder länger.
Blick nach Osten am Abend des 14. Dezember 2024:
Jupiter steht beim fast vollen Mond, oben links von Mond und
Jupiter der Stern Kapella, rechts unterhalb von Jupiter Betelgeuse, links
über dem Horizont der Mars.
Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
Der "dunkle" November liegt hinter uns, doch es ist der Dezember, der uns die
längsten Nächte des Jahres beschert. Nur fällt das vielleicht angesichts der
allgegenwärtigen Weihnachtsbeleuchtung nicht so auf. Bis zur Wintersonnenwende
werden die Tage noch kürzer. Zum offiziellen Winteranfang am 21. Dezember um
10.21 Uhr MEZ
hat die Sonne den tiefsten Punkt
ihrer Bahn erreicht und die Nächte werden fortan wieder kürzer. Genug Zeit also,
den Sternhimmel einmal genauer in Augenschein zu nehmen - wenn denn das Wetter
mitspielt.
Dominieren tun dort inzwischen eindeutig die Sternbilder des Winters -
passend zu den Temperaturen zu Monatsbeginn: Schaut
man Mitte Dezember gegen Mitternacht an den süd-östlichen Sternhimmel, kann
man etwa das sogenannte Wintersechseck [Findkarte]
in seiner vollen Schönheit bewundern: Es besteht aus den Sternen Prokyon im
Kleinen Hund, Pollux in den Zwillingen, Kapella im Fuhrmann, Aldebaran im Stier,
Rigel im Orion und Sirius im Großen Hund.
Das Sternbild Orion ist am nächtlichen Himmel kaum zu
übersehen und auch für die Astronomie äußerst interessant: Im "Schwert" des Orion,
das sich unter den drei Sternen des Oriongürtels befindet, ist schon mit bloßem
Auge ein äußerst aktives Sternentstehungsgebiet erkennbar, der Orionnebel. Der
Nebel ist rund 1350 Lichtjahre von uns entfernt und hat einen Durchmesser von
etwa 30 Lichtjahren. Durch Beobachtungen der jungen und gerade entstandenen
Sterne können Astronomen viel über die Geburt von Sonnen und ihre frühe
Entwicklung lernen.
Das Sternbild hat aber noch mehr zu bieten: Etwa Betelgeuse,
auch Alpha Orionis genannt, den linken Schulterstern des Orion und Hauptstern
des Sternbilds. Der Name Betelgeuse entstand durch die Übertragung des aus dem
Arabischen stammenden Sternnamens ins Lateinische. Die arabische Bezeichnung
tauchte bereits im "Buch der Konstellationen der Fixsterne" des arabischen
Astronomen Abd ar-Rahman as-Sufi auf, der von 903 bis 986 lebte. Der arabische
Name bedeutet wohl so viel wie "Hand des Orion".
Betelgeuse dürfte rund 13.000-mal heller leuchten als unsere Sonne und einen
Durchmesser aufweisen, der den unserer Sonne um das 500- bis 800-Fache
übersteigt. Betelgeuse ist somit ein Riesenstern und Astronomen glauben, dass er
in nicht allzu ferner Zeit als Supernova explodieren wird. Glücklicherweise ist
Beteigeuze einige Hundert Lichtjahre von der Erde entfernt, so dass uns ein
solches Ereignis nicht gefährlich werden kann.
Freunde von Meteoren wissen, dass es auch im Dezember einen bekannten
Sternschnuppenstrom zu sehen gibt: Zwischen dem 7. und dem 17. Dezember machen
sich die sogenannten Geminiden bemerkbar. Die Geminiden haben
ihren Namen - wie alle Sternschnuppenströme - von dem Sternbild, aus dem sie zu
kommen scheinen, in diesem Fall also aus dem Sternbild Zwillinge. Wer das
Wintersechseck am Himmel schon aufgespürt hat, sollte im Sternbild Zwillinge
also vielleicht noch etwas länger verweilen, vielleicht sieht er eine
Sternschnuppe.
Die Geminiden lassen sich übrigens ausnahmsweise einmal nicht auf einen
Kometen zurückführen, sondern auf den Asteroiden 3200 Phaethon. Das Maximum der
Geminiden wird für die Nacht vom 13. auf den 14. Dezember erwartet. Die Geminiden
sind die ganze Nacht über zu sehen, die Morgenstunden eignen sich aber für eine
Beobachtung besser. Allerdings stört in diesem Jahr der volle Mond die
Beobachtung. In der zweiten Monatshälfte
sind zudem die Ursiden aktiv, deren Radiant im Kleinen Bären liegt. Sie
gehen auf den Kometen 8P/Tuttle zurück. Ihr Maximum wird für den Morgen des 22.
Dezember erwartet. Allerdings ist hier nur mit einer Handvoll
Sternschnuppen zu rechnen, bei den Geminiden können es einige Dutzend sein.
Unter den Planeten ist Venus weiterhin Abendstern und wird
immer auffälliger: Sie wandert im Verlauf des Monats vom Sternbild Schütze in
den Steinbock und zum Jahresende in den Wassermann. Unser anderer
Nachbar im All, der Mars, steuert auf seine Opposition im
kommenden Jahr zu. Er wird damit zu einem Planeten der ganzen Nacht. Zu finden
ist der Rote Planet im Sternbild Krebs. Jupiter, steht in der
Nacht vom 7. auf den 8. Dezember in Opposition zur Sonne und ist damit der Erde
besonders nahe und auch hell. Etwa 612 Millionen Kilometer trennen uns von dem
größten Planeten des Sonnensystems. Die geringste Entfernung wird dabei,
aufgrund der nicht ganz kreisförmigen Bahnen der Planeten, schon am 6. Dezember
erreicht. Der Ringplanet Saturn hat seine Opposition bereits
hinter sich und wird zum Planeten der ersten Nachthälfte. Der Ringplanet ist im Wassermann zu
sehen. Auch Merkur zeigt sich noch einmal am Morgenhimmel:
Geübte Beobachter können versuchen, den sonnennächsten Planeten ab der
Monatsmitte am Morgenhimmel im Osten aufzuspüren.
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