Fast die Hälfte der Erdoberfläche betroffen
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Technischen Hochschule Brandenburg astronews.com
28. Mai 2024
Lichtverschmutzung geht alle an, nicht nur die Astronomie:
Aktuelle Studien zeigen, wie zusätzliches Licht das Leben von Menschen und
Tieren ungünstig beeinflussen kann. Eine neue Untersuchung kommt zu dem Schluss,
dass fast die Hälfte der Erdoberfläche von Lichtverschmutzung durch künstliche
Beleuchtung betroffen ist. Dabei bleibt bestimmte Beleuchtung oft unentdeckt.
Blick auf das nächtliche Mitteleuropa von
Bord der ISS aus.
Foto: NASA [Großansicht] |
Das Nightwatch Consortium, ein internationales Team von
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mit Beteiligung der Technischen
Hochschule Brandenburg (THB), hat im Rahmen eines Projektes der europäischen
Weltraumorganisation ESA in einer neuen Studie vor der wachsenden Belastung von
nächtlichen Ökosystemen – sowie auch von Mensch und Tier – durch
Lichtverschmutzung gewarnt und anderseits technologische Lücken bei der
nächtlichen Erdbeobachtung aufgezeigt. Die Studie unter der Leitung von Hector
Linares Arroyo von der Stiftung Stars4All analysiert, wie künstliches Licht
unseren Nachthimmel und nächtliche Ökosysteme in alarmierendem Tempo verändert.
"Die Forschung ergab, dass fast die Hälfte der Erdoberfläche durch künstliche
Beleuchtung von Lichtverschmutzung betroffen ist, wobei die künstlichen
Lichtquellen die natürliche Dunkelheit um bis zu mehrere tausend Mal
überstrahlen", sagt Andreas Jechow, der Professor für Grundlagen der Augenoptik
und der Optischen Gerätetechnik im Fachbereich Technik an der THB ist. "Diese
Erkenntnisse beruhen auf Daten von Satellitenbildern und Sternbeobachtungen, die
einen jährlichen Anstieg der globalen Lichtemission von mindestens zwei Prozent
und möglicherweise bis zu zehn Prozent ergaben."
Darüber hinaus werden in der Studie die derzeitigen technologischen Lücken
der nächtlichen Erdbeobachtung kritisiert. Der am häufigsten verwendete Day-Night-Band-Sensor
des VIIRS-Satelliten kann blaues Licht nicht detektieren, das aber für die
Bewertung der Lichtverschmutzung bei Umstellung auf LED-Technologie entscheidend
ist. "Dies bedeutet, dass das wahre Ausmaß der Zunahme der Lichtverschmutzung
mit Satellitendaten eher noch unterschätzt wird", so Jechow. Das Forschungsteam
kommt zu dem Schluss, dass eine operationelle Erdbeobachtungsmission für
nächtliches Licht, ähnlich dem Landsat- oder Sentinel-Programm, von großem
wissenschaftlichem und gesellschaftlichem Nutzen wäre.
Die Studie unterstreicht die dringende Notwendigkeit von Fortschritten in den
technologischen Fähigkeiten, um den Nachthimmel für künftigen Generationen zu
bewahren und nächtliche Ökosysteme besser zu schützen. Die Studie ist jetzt in
der Fachzeitschrift Nature Reviews Earth & Environment erschienen.
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