Wie klimaschädlich sind astronomische Fachtagungen?
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität zu Köln astronews.com
7. Mai 2024
Jeder kann durch sein Verhalten dazu beitragen, die
Freisetzung von Kohlendioxid zu reduzieren und damit etwas gegen die
Klimaerwärmung tun. Die Astronomie dürfte kaum zu den großen Klimasündern
zählen, doch lohnt auch hier ein genauerer Blick auf die Klimabilanz: Ein Team
hat daher die Reisen der Forschenden untersucht und Vorschläge für
klimafreundlichere Konferenzformate gemacht.
Blick auf den Mond und die Erdatmosphäre von
der Internationalen Raumstation ISS.
Foto: NASA [Großansicht] |
Im Jahr 2019 haben die Reisen zu internationalen wissenschaftlichen
Fachkonferenzen im Bereich der Astronomie weltweit zu klimaschädlichen
Emissionen in Höhe von 42.500 Tonnen CO2-Äquivalent geführt. Das
entspricht etwa einer Tonne CO2-Äquivalent pro Teilnehmenden und
Tagung. Die Gesamtstrecke, die dabei zurückgelegt wurde, addiert sich zu einer
wahrlich astronomischen Summe: Anderthalb mal der Weg von der Erde zur Sonne.
Das ist das Ergebnis einer Studie, die ein Team um Dr. Andrea Gokus von der
Washington University in den USA erstellt hat. Für die Datenanalyse, an der
Privatdozent Dr. Volker Ossenkopf-Okada vom Institut für Astrophysik der
Universität zu Köln mitgewirkt hat, wurden die Emissionen für alle 362 bekannten
Konferenzreisen im Bereich der Astronomie im Jahr 2019 ermittelt.
Die Autorinnen und Autoren betonen, dass Vernetzung und die Erörterung neuer
wissenschaftlicher Entwicklungen auf Tagungen wichtig sind, um das Fachgebiet
voranzubringen. Es können und müssen aber Anpassungen vorgenommen werden, um die
Klimaschädlichkeit zu verringern. Das kann durch virtuelle Tagungen geschehen
oder durch die Wahl eines Tagungsortes, der möglichst nahe an der Mehrzahl der
Teilnehmenden liegt, so dass nur wenige Teilnehmerinnen und Teilnehmer
interkontinental fliegen müssen. Dabei ist es wichtig, auch Astronominnen und
Astronomen, die sich weit entfernt von den heutigen Zentren der
nordamerikanischen und europäischen Astronomie befinden, die Möglichkeit zu
geben, sich zu treffen.
Ein Vorschlag des Teams: Hybride Formate und Treffen, die an einer kleinen
Anzahl von physischen Zentren abgehalten werden und die virtuell miteinander
verbunden sind, können sehr effektiv sein. "Für die Teilnahme an der Tagung der
American Astronomical Society im Jahr 2019 in Seattle hätten 70 Prozent
der Kohlendioxidemissionen eingespart werden können, wenn sie auf vier globale
Zentren (Seattle und Baltimore in den USA, Amsterdam in den Niederlanden und
Tokio in Japan) aufgeteilt worden wäre", erläutert Gokus.
"Virtuelle und hybride Tagungsformate wären auch integrativer und damit für
die Gesamtwissenschaft produktiver, indem Astronominnen und Astronomen aus
weniger wohlhabenden Instituten und Ländern und solche mit häuslichen
Verpflichtungen nicht weiter durch die aufwändige Anreise von Tagungen
ausgeschlossen werden", betont Ossenkopf-Okada.
Die Studie ist gerade in den Proceedings of the National Academy of
Sciences erschienen.
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