Blitzerfassung aus dem All funktioniert
Redaktion
/ Pressemitteilung der ESA astronews.com
10. Juli 2023
Von der jüngsten Generation der Meteosat-Wettersatelliten
verspricht sich die Meteorologie einen deutlichen Gewinn an Zuverlässigkeit für
die kurzfristige Wettervorhersage. Einen wichtigen Beitrag dazu soll auch der
Lightning Imager an Bord leisten, der Blitzentladungen erfasst. Dass er
wie vorgesehen funktioniert, zeigten nun erste Daten des Instruments.
Vom Lightning Imager erfasste Blitze über
Europa.
Bild: EUMETSAT / ESA [Großansicht] |
Das erste Satelliteninstrument, das in der Lage ist, Blitze in ganz Europa
und Afrika kontinuierlich zu erfassen, ist eingeschaltet worden. Erste
Animationen des innovativen Lighting Imager bestätigen, dass das
Instrument die Erkennung und Vorhersage von schweren Stürmen revolutionieren
wird. Die ESA und die Europäische Organisation für die Nutzung von
Wettersatelliten (Eumetsat) haben zu Beginn des Monats die ersten Daten des
Lightning Imager an Bord des ersten Meteosat-Satelliten der dritten
Generation veröffentlicht, der am 13. Dezember 2022 gestartet ist.
Der von Leonardo gebaute Lightning Imager kann kontinuierlich
schnelle Lichtblitze in der Erdatmosphäre aus einer Entfernung von 36.000
Kilometern aufspüren - egal ob bei Tag oder Nacht. Das Instrument verfügt über
vier Kameras, die Europa, Afrika, den Nahen Osten und Teile von Südamerika
abdecken. Jede Kamera kann bis zu 1000 Bilder pro Sekunde aufnehmen und wird
kontinuierlich die Blitzaktivität aus dem Weltraum beobachten.
Die Daten des Lightning Imager werden der Meteorologie mehr
Sicherheit bei der Vorhersage von schweren Unwettern geben, insbesondere in
abgelegenen Regionen und auf den Ozeanen, wo die Möglichkeiten zur Erkennung von
Blitzen begrenzt sind. Simonetta Cheli, Direktorin für Erdbeobachtungsprogramme
bei der ESA, kommentierte die bemerkenswerten Fähigkeiten des Instruments: "Die
Animationen zeigen, dass das Instrument in der Lage ist, die Blitzaktivität über
das gesamte Sichtfeld der Kameras, das 84 Prozent der Erdscheibe abdeckt, genau
und effektiv zu erfassen. ESA und Eumetsat sorgen gemeinsam mit europäischen
Industriepartnern dafür, dass die Vorteile der hochinnovativen neuen Technologie
den Gemeinden und Wirtschaftszweigen in Europa und darüber hinaus zugutekommen."
Das Aufspüren und Analysieren von Blitzdaten wird eine wertvolle Hilfe bei
der Erstellung kurzfristiger Wettervorhersagen und beim Verständnis der
Auswirkungen solcher Phänomene auf den Klimawandel sein. Gleichzeitig wird der
Lightning Imager auch eine wichtige Rolle für die Sicherheit im
Luftverkehr spielen, da Blitze ein hohes Risiko für die Bordinstrumente von
Flugzeugen darstellen. "Schweren Stürmen gehen oft abrupte Veränderungen der
Blitzaktivität voraus. Durch die Beobachtung dieser Aktivitätsveränderungen
geben die Lightning-Imager-Daten den Meteorologen zusätzliche Sicherheit bei der
Vorhersage von schweren Unwettern", kommentiert Phil Evans, Generaldirektor von
Eumetsat. "Wenn diese Daten in Verbindung mit den hochauflösenden Daten des
Flexible Combined Imager verwendet werden, können die Meteorologen die
Entwicklung schwerer Stürme besser verfolgen und haben eine längere Vorlaufzeit,
um Behörden und Gemeinden zu warnen."
"Der Lightning Imager verfügt über vier Kameras, von denen jede 1000
Bilder pro Sekunde aufnehmen kann, und zwar Tag und Nacht, sodass selbst ein
einzelner Blitz schneller als ein Wimpernschlag erkannt wird", erklärt Guia
Pastorini, Project Engineering Manager für den Lightning Imager bei
Leonardo. "Dank spezieller Algorithmen werden die Daten an Bord so verarbeitet,
dass nur nützliche Informationen zur Erde gesendet werden, die die Entwicklung
genauerer Wettervorhersagen unterstützen und zur Erforschung von
Wetterphänomenen und zur Sicherheit im Luftverkehr beitragen."
Während die in diesem Monat vorgestellten Animationen ein erstes Ergebnis des
Lightning Imager sind, befindet sich der Meteosat Imager der
dritten Generation derzeit in der Inbetriebnahmephase, in der die Instrumente
kalibriert und die Daten validiert werden. Die Daten des Lightning Imager
werden Anfang 2024 mit erhöhter Empfindlichkeit für den operationellen Einsatz
zur Verfügung stehen.
Der Meteosat Third Generation-Imager ist der Erste von insgesamt
sechs Satelliten des MTG-Systems, das in den nächsten 20 Jahren wichtige Daten
für die kurzfristige und frühzeitige Erkennung potenzieller extremer
Wetterereignisse liefern wird. Die Mission besteht im Vollbetrieb aus zwei
MTG-I-Satelliten und einem MTG-Sondierungssatelliten (MTG-S), die im Tandem
arbeiten. Die Bilder des anderen wichtigen Erdbeobachtungsinstruments des
Satelliten, des Flexible Combined Imager, waren vor einigen Woche
vorgestellt worden.
Die MTG-S-Sondierungssatelliten – eine Premiere für Meteosat – werden einen
Infrarot-Sounder und ein Spektrometer für Messungen im ultravioletten,
sichtbaren und nahinfraroten Spektralbereich an Bord haben. Durch die
dreidimensionale Überwachung der atmosphärischen Instabilität in den Wolken wird
der Sounder bei der Frühwarnung vor schweren Gewittern einen großen Schritt nach
vorn darstellen. Er soll aus der geostationären Umlaufbahn einzigartige
Informationen über die Zusammensetzung der Atmosphäre aus Ozon, Kohlenmonoxid
und Vulkanasche liefern.
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