Schärfere Infrarot-Augen für das VLT
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik astronews.com
28. November 2022
Der Enhanced Resolution Imager and Spectrograph,
ein neues Instrument für das Very Large Telescope der europäischen
Südsternwarte in Chile, hat die ersten Testbeobachtungen erfolgreich
abgeschlossen. Das Entwicklerteam erhofft sich von dem Instrument neue
detaillierte Ansichten von fernen Galaxien, Exoplaneten und Objekten des
Sonnensystems.
Das neue VLT-Instrument ERIS hat bei den
ersten Testbeobachtungen einen detaillierten Blick auf den
inneren Ring von NGC 1097 geworfen.
Bild:
MPE / ESO / ERIS [Großansicht] |
Der Enhanced Resolution Imager and Spectrograph (ERIS), der von
einem Konsortium unter der Leitung des Max-Planck-Instituts für
extraterrestrische Physik gebaut wurde, hat seine ersten Testbeobachtungen
erfolgreich abgeschlossen. Eine davon zeigt das Herz der Galaxie NGC 1097 in
zuvor nie erreichter Auflösung. Das Infrarotinstrument, das am Very Large
Telescope (VLT) der ESO am Cerro Paranal im Norden Chiles installiert ist,
wird künftig in der Lage sein, noch weiter und präziser zu sehen und bei der
Beobachtung des Sonnensystems, von Exoplaneten und Galaxien neue Maßstäbe
setzen.
Die Vielseitigkeit von ERIS wird sich für viele Bereiche der astronomischen
Forschung als nützlich erweisen, da es die schärfsten Bilder aufnehmen soll, die
bisher mit einem einzigen 8,2-Meter-Teleskop gemacht wurden. Dabei kommt
adaptive Optik zum Einsatz, eine Technik, die Störungen durch die Erdatmosphäre
in Echtzeit ausgleicht. ERIS wird mindestens zehn Jahre lang aktiv sein und
könnte bedeutende Beiträge zu einer Vielzahl von Themen in der Astronomie
liefern, die von fernen Galaxien und Schwarzen Löchern bis hin zu Exoplaneten
und Zwergplaneten in unserem eigenen Sonnensystem reichen.
Die allerersten Testbeobachtungen mit ERIS wurden im Februar dieses Jahres
durchgeführt, weitere Beobachtungen folgten im August und November, um die
Grenzen des Instruments auszuloten. Eine dieser Beobachtungen zeigt den inneren
Ring der Galaxie NGC 1097, die sich 45 Millionen Lichtjahre von der Erde
entfernt im Sternbild Chemischer Ofen befindet. Dieser gas- und staubhaltige
Ring liegt genau im Zentrum der Galaxie; die hellen Flecken darin sind stellare
Entstehungsorte, die hier in noch nie erreichter Auflösung gezeigt werden. Das
leuchtende Zentrum zeigt das aktive Herz der Galaxie, ein supermassives
Schwarzes Loch, das sich von seiner Umgebung ernährt.
Um die Auflösung von ERIS in die richtige Perspektive zu rücken, zeigt dieses
Bild im Detail einen Teil des Himmels, der weniger als 0,03 Prozent der Größe
des Vollmonds entspricht. ERIS ist auf dem Unit Telescope 4 des VLT montiert und
soll die sehr erfolgreichen NACO- und SINFONI-Instrumente ersetzen und einige
wesentliche Verbesserungen der Anlage für das kommende Jahrzehnt liefern. "ERIS
haucht den grundlegenden adaptiven optischen Abbildungs- und
Spektroskopiefähigkeiten des VLT neues Leben ein", sagt Ric Davies, der Leiter
des ERIS-Konsortiums und Forscher am Max-Planck-Institut für extraterrestrische
Physik. "Dank der Bemühungen aller an dem Projekt Beteiligten über die Jahre
hinweg können nun viele wissenschaftliche Projekte von der exzellenten Auflösung
und Empfindlichkeit profitieren, die das Instrument erreichen kann."
ERIS verfügt über einen hochmodernen Infrarot-Bildgeber, das
Nahinfrarot-Kamerasystem (NIX), mit dem der innere Ring in NGC 1097 aufgenommen
wurde. NIX wird einen neuen und einzigartigen Blick auf viele verschiedene
astronomische Objekte ermöglichen, wie zum Beispiel Exoplaneten und die Gas- und
Staubscheiben um junge Sterne. Es kann eine als Coronagraphie bezeichnete
Technik anwenden, die das Licht von Sternen ähnlich wie bei einer
Sonnenfinsternis blockiert und es somit ermöglicht, die schwachen Planeten um
sie herum zu beobachten.
ERIS verfügt auch über einen 3D-Spektrographen namens SPIFFIER, eine
Weiterentwicklung des SPIFFI (SPectrometer for Infrared Faint Field Imaging) von
SINFONI. SPIFFIER sammelt ein Spektrum von jedem einzelnen Pixel innerhalb
seines Sichtfeldes. Damit können Astronominnen und Astronomen beispielsweise die
Dynamik ferner Galaxien in unglaublicher Detailgenauigkeit untersuchen oder die
Geschwindigkeit von Sternen messen, die das supermassereiche Schwarze Loch im
Zentrum der Milchstraße umkreisen - Charakteristika, die für die Überprüfung der
Allgemeinen Relativitätstheorie und das Verständnis der Physik Schwarzer Löcher
von entscheidender Bedeutung sind.
Das Modul für adaptive Optik von ERIS ist mit Sensoren ausgestattet, die
atmosphärische Turbulenzen im laufenden Betrieb analysieren, indem sie entweder
eine echte astronomische Quelle oder einen künstlichen Laserleitstern
überwachen. Es sendet diese Informationen bis zu tausend Mal pro Sekunde an den
verformbaren Sekundärspiegel des VLT, der dann die Unschärfe in Echtzeit
korrigiert und so detailliertere Bilder erzeugt. "Wir gehen davon aus, dass
ERIS nicht nur seine wissenschaftlichen Hauptziele erfüllen wird, sondern dass
es aufgrund seiner Vielseitigkeit auch für eine Vielzahl anderer
wissenschaftlicher Zwecke eingesetzt werden kann, was hoffentlich zu neuen und
unerwarteten Ergebnissen führen wird", sagt Harald Kuntschner,
Projektwissenschaftler für ERIS bei der ESO.
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