Wieder lesbare Diagnosedaten von Voyager 1
von
Stefan Deiters astronews.com
31. August 2021
Mehrere Monate lang hatte man darüber gerätselt, warum eine
entscheidende Komponente der Sonde Voyager 1 plötzlich nur noch
verstümmelte Diagnosedaten zur Erde gefunkt hat, obwohl das System selbst
offenbar einwandfrei funktionierte. Nun hat man das Problem gelöst, sucht
allerdings noch nach der eigentlichen Ursache.
Voyager 1 sendet wieder auswertbare Diagnosedaten.
Bild: NASA / JPL-Caltech [Großansicht] |
Expertinnen und Experten am Jet Propulsion Laboratory der NASA
haben ein Problem gelöst, das das Team seit Jahresbeginn beschäftigt
hatte: Ein kritisches System an Bord der Sonde sendete seit mehreren Monaten
nur noch verstümmelte
Daten über seinen Status. Es handelt sich dabei um das Attitude
Articulation and Control System (AACS) der Sonde, das die Antenne von
Voyager 1 auf die Erde ausrichtet und damit eine Kommunikation überhaupt
erst möglich macht.
Da man allerdings Diagnosedaten empfangen konnte, deutete dies
darauf hin, dass die Sonde korrekt zur Erde ausgerichtet ist, das System also
grundsätzlich normal funktioniert und nur die Diagnosedaten durch
irgendetwas gestört worden waren. Die noch arbeitenden Instrumente der Sonde
schienen ebenfalls normal zu funktionieren, da sie weiterhin wissenschaftliche
Daten aufnahmen und zur Erde schickten.
Inzwischen hat das Team
herausgefunden, warum die Diagnosedaten nur verstümmelt auf der Erde
eingetroffen sind: Das AACS hatte offenbar die Diagnosedaten über einen
Bordcomputer gesendet, der schon seit Jahren nicht mehr fehlerfrei arbeitet und
die Daten daher entsprechend verfälscht hat. Um nun wieder korrekte Daten zu
erhalten, sendete man einfach einen Befahl an das AACS, dass dieses seine Daten
wieder über den richtigen und fehlerfrei arbeitenden Computer schicken soll, was
inzwischen auch geschieht.
Die Ingenieurinnen und Ingenieure wissen noch nicht, warum das AACS plötzlich
begonnen hat, die Daten an den falschen Computer zu senden. Die Vermutung ist
derzeit, dass es einen fehlerhaften Befehl eines anderen Bordcomputer erhielt.
Dies würde allerdings darauf hindeuten, dass es noch irgendwo anders auf der
Sonde ein Problem gibt. Deswegen ist das Team mit der Fehleranalyse noch nicht
fertig und sucht nun nach dem Grund dafür. Man glaubt aber nicht, dass die
Mission von Voyager 1 grundsätzlich gefährdet ist.
"Wir sind froh, dass wir die Telemetrie zurückhaben", meinte Suzanne Dodd,
die Projektleiterin von Voyager. "Wir werden eine vollständige Speicherauslesung
des AACS durchführen und uns alles ansehen, was es gemacht hat. Das wird uns
helfen, das Problem zu diagnostizieren, das das Telemetrieproblem überhaupt erst
verursacht hat. Wir sind also vorsichtig optimistisch, aber wir müssen noch
weitere Untersuchungen anstellen."
Voyager 1 und Voyager 2
erforschen unser Sonnensystem seit 45 Jahren. Beide Sonden befinden sich jetzt
im interstellaren Raum, in der Region außerhalb der Heliopause, der Blase aus
energetischen Teilchen und Magnetfeldern der Sonne.
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