Roboter probten Monderkundung am Ätna
Redaktion
/ Pressemitteilung des DLR astronews.com
4. Juli 2022
Roboter, die auch autonom arbeiten und sich mit ihren
Fähigkeiten gegenseitig ergänzen, könnten bei der Erkundung von Planeten des
Sonnensystems oder des Monds eine wichtige Rolle spielen. Am Ätna wurden nun
entsprechende Szenarien für eine Monderkundung durch Roboter geprobt. Ein
Szenario war dabei auch dem Aufbau einer Radioantenne auf der erdabgewandten
Mondseite gewidmet.
Roboter LRU1 (Light weight rover unit 1,
rechts) und Lander Rodin am Ätna: LRU1 bewertet
Bodenproben über seine Kameras. Er ist im Team
der "Wissenschaftler". Der Lander Rodin hält
unterschiedliche Materialboxen für die Roboter
bereit.
Foto: DLR, CC BY-NC-ND 3.0 [Großansicht] |
Roboter können in Gegenden vordringen, die für Menschen gefährlich oder
unerreichbar sind. Sie können sogar fremde Planeten erkunden – oder den Mond.
Das wurde jetzt am Vulkan Ätna auf der italienischen Insel Sizilien gezeigt:
Unterschiedliche Roboter haben selbstständig Aufträge erledigt – sie haben
Gesteinsproben genommen, analysiert und die Ergebnisse an einen Kontrollraum
weitergeleitet. Neben dieser "Geological Mission I" wurden zwei weitere
Szenarien vorgestellt. Sie bilden den Abschluss des Helmholtz-Projekts ARCHES (Autonomous
Robotic Networks to Help Modern Societies). Das Deutsche Zentrum für Luft- und
Raumfahrt (DLR) leitet das Projekt.
Die Lava-Landschaft am sizilianischen Vulkan Ätna ähnelt der Mondoberfläche
und eignet sich deswegen gut als Testumgebung. Neben der losen, grobkörnigen
Beschaffenheit sind auch die erstarrten Lava-Schichten realistische
Herausforderungen für Erkundungsmissionen. "Teams aus mobilen Robotern haben bei
künftigen Weltraum-Missionen eine wichtige Rolle. In heterogenen Teams ergänzen
und unterstützen sich die Roboter mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten. Sie
dienen als verlängerter Arm und verlängertes Auge des Menschen", erklärt Dr.
Armin Wedler, Projektleiter im DLR-Institut für Robotik und Mechatronik.
In der "Geological Mission I" sah das so aus: Zwei Roboter waren gemeinsam
autonom unterwegs. Dazu kommt noch eine Drohne. Roboter LRU1 (Light weight rover
unit 1) bewertet Bodenproben über seine Kameras, er gilt im Team als der
"Wissenschaftler". LRU2 übernimmt die Rolle des "Assistenten", er sammelt
Bodenproben ein, bringt sie zum Lander oder analysiert sie mit LIBS (Laser
Induced Breakdown Spectroscopy; Laser-induzierte Plasmaspektroskopie). Für LIBS
wird ein leistungsstarker gepulster Laserstrahl auf die Probe gerichtet. Das
Material verdampft teilweise und über das entstandene Plasma erkennt LIBS
unterschiedliche Elemente.
Das ARCHES-LIBS-Modul ist eine Entwicklung des DLR-Instituts für Optische
Sensorsysteme. LRU2 transportiert außerdem Materialboxen, hat Platz für Werkzeug
und stellt sicher, dass LRU1 immer WLAN hat. Die Drohne ARDEA gilt im Team als
"Kundschafter" und kartiert das Gelände. Wegen des zeitweise starken Windes am
Ätna konnten die Fähigkeiten von ARDEA und LIBS nicht bei allen Durchläufen
eingesetzt werden.
Die "Geological Mission I" geht davon aus, dass die Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler die Aufgaben der Roboter von der Erde aus überwachen. Anders ist
es bei der "Geological Mission II", die ebenfalls am Ätna ausprobiert wurde.
Hier werden die Roboter von einer Station im Orbit gesteuert. Neben LRU1 und
LRU2 sammelt der Interact-Rover Gesteinsproben und bringt sie zu einem Lander.
Der Interact-Rover hat einen Kameraarm und einen Greifarm, der auch ein
haptisches Feedback gibt. Das heißt, er ermöglicht den weit entfernten
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ein Tastgefühl für die Gesteinsproben.
Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) hat einen Roboterarm mit einer
Hand als haptische Mensch-Maschine-Schnittstelle entwickelt. Der vierte Roboter
– der Scout-Rover – ist mit einem WLAN-Repeater ausgestattet und platziert sich
so, dass Interact kontinuierlich Verbindung zum Kontrollraum hat. Bei
der "Geological Mission II" arbeiten die Roboter nicht autonom, sondern werden
von einer Astronautin oder einem Astronauten gelenkt. Bei der Demomission
übernahm der deutsche Astronaut Thomas Reiter diese Aufgabe in einem eigens
eingerichteten Kontrollraum in Catania, der etwa 23 Kilometer entfernt war.
Die "Geological Mission II" ist gleichzeitig der Abschluss der
Analog-1-Kampagne der europäischen Weltraumorganisation ESA. 2019 hatte
ESA-Astronaut Luca Parmitano im Rahmen der Analog-1-Kampagne von der
Internationalen Raumstation ISS aus den Interact-Rover in einer simulierten
Mondumgebung in den Niederlanden gesteuert. "Wir haben sehr viele Erfahrungen
gewonnen, die uns bei der Entwicklung zukünftiger Missionen helfen werden. Neben
laufenden Projekten freuen wir uns sehr auf die weitere Zusammenarbeit in der
Robotik, welche auf den Erkenntnissen aus ARCHES aufsetzen wird", sagt Dr.
Thomas Krüger vom Human Robot Interaction Lab der ESA.
Im dritten Szenario "LoFar Experiment" ging es um die Installation und
Wartung eines Niederfrequenz-Funkantennenfeldes (LoFar, Low-Frequency Radio
Array). Die LRU-Rover und die Drohne ARDEA haben so die Aufstellung des
Antennensystems auf der Rückseite des Mondes simuliert. Eine entsprechende
Antenne könnte von der Mondrückseite in die Tiefen des Weltalls gerichtet
werden.
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