Ein Planet in der Whirlpool-Galaxie?
von
Stefan Deiters astronews.com
26. Oktober 2021
Mithilfe der Röntgenteleskope XMM-Newton und
Chandra könnten Forschende einen Planeten in der Galaxie Messier 51
entdeckt haben. Obwohl das Team alle anderen Möglichkeiten zur Erklärung der
Beobachtungen ausschließen konnte, dürfte sich der Fund in naher Zukunft
wohl nicht bestätigen lassen. Der potentielle Planet umkreist einen
Röntgendoppelstern.
So wie in dieser künstlerischen Darstellung könnte das
Röntgendoppelsternsystem in Messier 51 aussehen, in dem der
Planet vermutet wird.
Bild: NASA / CXC / SAO / R. Di Stefano et al.
(Röntgen), NASA/ESA/STScI/Grendler (visuell), NASA / CXC / M.
Weiss (Illustration)
[Großansicht] |
In unserer Heimatgalaxie, der Milchstraße, hat man mithilfe verschiedener
Methoden schon Tausende extrasolare Planeten entdeckt. Da ist es nur
wahrscheinlich, dass auch in anderen Galaxien Planeten um Sonnen kreisen. Nur
leider sind diese mit den bislang verfügbaren Methoden nicht nachweisbar -
zumindest nicht im sichtbaren Bereich des Lichts. Ein Problem ist hier
beispielsweise, dass entfernte Galaxien am Himmel so winzig erscheinen, dass
sich das Licht der unzähligen Sterne dort kaum sicher unterscheiden lässt.
Das kann im Röntgenbereich jedoch anders sein, da es hier sehr viel
weniger helle Objekte gibt als im Visuellen. Besonders hell leuchten dabei
sogenannte Röntgendoppelsterne, die aus einem Schwarzen Loch oder einem
Neutronenstern bestehen, der von einem Partner Material abzieht. Dieses Material
heizt sich stark auf und ist für die energiereiche Röntgenstrahlung verantwortlich. Würde nun ein umlaufender Planet - von der Erde aus
gesehen - vor einem solchen Röntgendoppelstern vorüberziehen, sollte dies zu
einer zeitweise reduzierten Röntgenhelligkeit des Objektes führen.
"Röntgendoppelsterne können ideale Objekte sein, um nach Planeten zu suchen,
denn obwohl sie millionenfach heller sind als unsere Sonne, stammen die
Röntgenstrahlen aus einer sehr kleinen Region", unterstreicht Rosanne Di Stefano
vom Center for Astrophysics, Harvard & Smithsonian. "Tatsächlich ist die Quelle,
die wir untersucht haben, kleiner als Jupiter, so dass ein vorüberziehender
Planet das Licht des Röntgendoppelstern-Systems vollständig abschirmen könnte."
Di Stefano und ihre Kollegen haben in Röntgendaten des europäischen
Röntgenteleskops XMM-Newton und des Röntgenteleskops Chandra der NASA von
insgesamt drei Galaxien nach Helligkeitsschwankungen gesucht, die auf einen
Transitplaneten hindeuten könnten und sind schließlich bei Messier 51, der
Whirlpool-Galaxie, fündig geworden. So entschloss sich das Team, dieses Signal
näher zu untersuchen.
Bevor man nämlich auch nur über die Existenz eines Planeten spekulieren kann,
gilt es sorgfältig andere Möglichkeiten auszuschließen, die auch für den
beobachteten Helligkeitsabfall verantwortlich sein könnten. "Wir haben dies durch eine
eingehende Analyse des Helligkeitsabfalls im Röntgenbereich in den Chandra-Daten
getan, andere ähnliche Signale in den XMM-Daten analysiert und auch die
Reduzierung der Helligkeit modelliert, die durch weitere mögliche Ereignisse
verursacht werden kann, darunter auch ein umlaufender Planet", so Di Stefano.
Zu den untersuchten und ausgeschlossenen Möglichkeiten zählen ein anderer
kleinerer Stern, etwa ein Roter oder ein Brauner Zwerg und auch eine Wolke aus
Gas und Staub, die das System verdeckt hat. Auch wurde überprüft, ob die Quelle
selbst Helligkeitsschwankungen zeigt, was das Team aber für äußerst
unwahrscheinlich hält. "Wir haben Computersimulationen gemacht, um zu sehen, ob
der Helligkeitsabfall die Eigenschaften hat, die mit einem Planeten, der vor dem
Stern vorüberzieht, übereinstimmen und es passte perfekt", so Di Stefano.
Der vermutete Planet dürfte in etwa die Größe des Saturn haben und das
Doppelsternsystem einmal in etwa 70 Jahren umrunden. Damit wird es in naher Zukunft
keinen weiteren vergleichbaren Helligkeitsabfall geben. Durch die Beobachtung
von mehreren aufeinanderfolgenden Helligkeitseinbrüchen lassen sich Transitplaneten in der
Milchstraße gut verifizieren - diese Möglichkeit scheidet bei dem
Planetenkandidaten in Messier 51 aus. "Wir können nur mit Sicherheit sagen, dass
die Beobachtungen zu keiner unserer anderen Erklärungen passen", so Di Stefano.
Sollte es den Planeten geben, dürfte seine Oberfläche starker Röntgenstrahlung
ausgesetzt und er somit alles andere als lebensfreundlich sein.
Über die Entdeckung berichtet das Team in einem Fachartikel, der in der
Zeitschrift Nature Astronomy erschienen ist.
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