Künstliche Intelligenz für die Erdbeobachtung
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung des Deutsches Forschungszentrum für Künstliche
Intelligenz GmbH astronews.com
20. Oktober 2021
Eine immer größer werdende Flotte von Satelliten liefert Tag
und Nacht detaillierte Daten über den Zustand unserer Erde. Sie bilden die
Grundlage für zahlreiche Entscheidungen und helfen bei Naturkatastrophen.
Allerdings ist die Datenflut kaum noch zu bewältigen. Helfen könnte hier
Künstliche Intelligenz. Entsprechende Werkzeuge sollen nun im Rahmen einer neuen
Initiative entwickelt werden.
Die Satellitenprogramme der ESA liefern
Bilder, die zur Überwachung des Klimawandels, zur
genauen Beobachtung des Pflanzenwachstums oder
der Ausbreitung von Naturkatastrophen verwendet
werden können.
Bild: contains modified Copernicus Sentinel
data (2020), processed by ESA,CC BY-SA 3.0 IGO [Großansicht] |
Die Erdbeobachtung, abgekürzt EO für "Earth Observation", findet ein immer
breiteres Anwendungsfeld, von der Vorhersage von Ernteerträgen und der Erkennung
der Bodenbedeckung bis hin zu Stadtplanung und Katastrophenmanagement.
Angesichts der schieren Menge der erzeugten Daten ist eine einfache manuelle
Analyse kaum noch praktikabel, sodass automatische Werkzeuge wie "Künstliche
Intelligenz" (KI) oder, genauer gesagt, maschinelles Lernen (ML) erforderlich
sind.
Um solche Werkzeuge für kommerzielle Anwendungen bereitzustellen, wird am
Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Kaiserslautern
die "AI4EO Solution Factory" eingerichtet. Die vom ESA-Programm InCubed
kofinanzierte und zunächst auf drei Jahre angelegte Initiative wird die
Marktkenntnisse der Industriepartner mit der KI-Expertise des DFKI kombinieren,
um maßgeschneiderte Algorithmen für verschiedenste Anwendungen auf Basis von
Satellitendaten bereitzustellen. Der Finanzierungsvertrag wurde in dieser Woche
bestätigt.
"Ich freue mich sehr, hier beim Start dieser Initiative dabei zu sein, die
die erste ihrer Art ist, die von der ESA unterstützt wird. Wir sehen ein großes
Potenzial in der AI4EO Solution Factory, und ich freue mich darauf, ihre
Fortschritte bei der Bereitstellung von KI-gestützten EO-Lösungen für Kunden zu
verfolgen", so Toni Tolker-Nielsen, amtierender Direktor der ESA für
Erdbeobachtungsprogramme bei der Unterzeichnung.
"Die AI4EO Solution Factory schafft eine kollaborative Umgebung, um auf Basis
der kombinierten Expertise von DFKI und ESA, neue Geschäftsszenarios im Bereich
der Erdbeobachtung zu erschließen und dafür maßgeschneiderte KI-Lösungen für
Partner und Anwender zu entwickeln. Unser Anfang des Jahres gegründetes
Transferlab ESA_Lab@DFKI bietet den perfekten Rahmen um auch über die bereits
laufenden Projekte hinaus weitere Bedarfe an Technologien in ESA-Projekten zu
erforschen und die moderne Raumfahrt und sich daraus ergebende
Geschäftsszenarien mit neuesten KI-Methoden mitzugestalten", beschreibt Prof.
Dr. Andreas Dengel, geschäftsführender Direktor des DFKI in Kaiserslautern und
Leiter des Bereichs Smart Data & Knowledge Services.
"Die zentrale Idee ist, Synergien aus der Entwicklung von KI-Lösungen für
verschiedene Anwendungsfälle der Erdbeobachtung zu nutzen. Während jede Lösung
in ihren Anwendungen einzigartig sein wird, können viele der zugrunde liegenden
Bausteine für weitere Produkte und Projekte wiederverwendet werden", erläutert
DFKI-Projektleiter Marlon Nuske.
"Die Unterstützung von InCubed wird der Solution Factory einen wichtigen
finanziellen Impuls geben", so Nuske hinzu. "Wir starten diese Woche offiziell
und haben bereits mehrere führende Industrieunternehmen für die erste gemeinsame
Produktentwicklung im Agrarsektor an Bord."
Die AI4EO Solution Factory erweitert auch das Partner-Netzwerk um die
DFKI-Transferlabs. Ein solches hatten ESA und DFKI Anfang des Jahres ins Leben
gegründet. Die Transferlabs sind ein noch junges, erfolgreiches
Kooperationsmodell des DFKI, mit dem in enger Zusammenarbeit mit
Industriepartnern aus dem Forschungs-Ökosystem heraus konkrete KI-Lösungen
entwickelt werden. Die Partner entsenden hierzu Personal an das DFKI, welches in
den Forschungsbereichen mitarbeitet. Der nachhaltige Transfer innovativer
KI-Technologien in die Wirtschaft und Gesellschaft ist so eng mit dem
wissenschaftlichen Fortschritt verzahnt. Das Spektrum der Transferlabs ist
annähernd so breit wie das der DFKI-Forschung.
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