Zwei Supererden um Gliese 887
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Göttingen astronews.com
26. Juni 2020
Gliese 887 ist der hellste rote Zwergstern am Himmel und mit
einer Entfernung von elf Lichtjahren der Erde vergleichsweise nahe. Nun wurden
um diesen Stern gleich zwei Supererden entdeckt, die sich nahe der habitablen
Zone des Roten Zwergs befinden. Der Stern scheint zudem wenig aktiv zu sein, was
für potentielle Atmosphären der Planeten eine gute Nachricht wäre.
Künstlerische Darstellung des
multiplanetaren Systems der Super-Erden, das
Gliese 887 umkreist.
Bild: Mark Garlick [Großansicht] |
Die uns am nächsten gelegenen Exoplaneten bieten die besten Möglichkeiten, um
nach Beweisen für Leben außerhalb des Sonnensystems zu suchen. Forscherinnen und
Forscher unter Leitung der Universität Göttingen haben ein System von
Supererde-Planeten entdeckt, die den nahen Stern Gliese 887, den hellsten roten
Zwergstern am Himmel, umkreisen. Super-Erden sind Planeten mit einer Masse, die
höher ist als die der Erde, aber wesentlich geringer als die der Eisriesen
Uranus und Neptun. Die neu entdeckten Supererden liegen nahe der bewohnbaren
Zone des Roten Zwergs, wo Wasser in flüssiger Form existieren kann, und könnten
Felswelten sein.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des RedDots-Astronomenteams
beobachteten den Roten Zwerg mit Hilfe des HARPS-Spektrografen an der
Europäischen Südsternwarte in Chile. Sie verwendeten eine auch als
Radialgeschwindigkeitsmethode bekannte Technik, mit der sie die winzigen
Bewegungen des Sterns messen konnten, die durch die Gravitationskraft der
Planeten verursacht werden.
Die dabei nachgewiesenen regelmäßigen Signale entsprechen
Planeten-Umlaufbahnen von nur 9,3 und 21,8 Tagen, was auf zwei Supererden –
Gliese 887b und Gliese 887c – hinweist. Diese sind größer als die Erde, bewegen
sich dennoch sehr schnell, viel schneller sogar als der Merkur. Wissenschaftler
schätzen die Temperatur von Gliese 887c auf etwa 70 Grad Celsius.
Gliese 887 ist einer der sonnennächsten Sterne, der etwa elf Lichtjahre von
der Sonne entfernt ist. Er ist viel dunkler und etwa halb so groß wie unsere
Sonne. Das bedeutet, dass die bewohnbare Zone näher an Gliese 887 liegt als die
Entfernung der Erde von der Sonne. Die Forscherinnen und Forscher entdeckten
zwei weitere interessante Fakten über Gliese 887: Zum einen hat der Rote Zwerg
im Gegensatz zu unserer Sonne nur sehr wenige Sternflecken. Wäre Gliese 887 so
aktiv wie unsere Sonne, würde wahrscheinlich ein starker Sternwind –
ausströmendes Material, das die Atmosphäre eines Planeten erodieren kann – die
Atmosphäre der neu entdeckten Supererden einfach hinwegfegen.
Das bedeutet, dass die Planeten ihre Atmosphäre behalten oder eine dickere
Atmosphäre als die Erde haben und möglicherweise Leben beherbergen könnten. Zum
anderen ist die Helligkeit von Gliese 887 nahezu konstant. Daher wird es relativ
einfach sein, die Atmosphären des Super-Erden-Systems zu erkennen, was es zu
einem Hauptziel für das James Webb Space Telescope, einem Nachfolger
des Hubble-Teleskops, macht.
"Diese Planeten werden die besten Möglichkeiten für detailliertere Studien
bieten, einschließlich der Suche nach Leben außerhalb unseres Sonnensystems", so
Dr. Sandra Jeffers von der Universität Göttingen, die Hauptautorin der Studie.
2016 fand das RedDots-Astronomieteam den der Sonne nächstgelegenen Exoplaneten,
der ungefähr der Erdmasse entspricht und Proxima Centauri umkreist. Darauf
folgte 2018 die Ankündigung eines super-erdnahen Sterns, der Barnards Stern
umkreist, den zweitnächsten Stern zur Sonne. Ein System von drei Planeten, die
den Roten Zwergstern GJ 1061 umkreisen, der nur etwas weiter von uns entfernt
ist als Gliese 887, wurde ebenfalls 2019 vom Team angekündigt.
Die Ergebnisse wurden jetzt in einem Fachartikel in der Zeitschrift
Science veröffentlicht.
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