Bedingungen für Leben eher schlecht
von
Stefan Deiters astronews.com
13. Mai 2020
Könnten auch heute noch primitive
Lebensformen auf dem Mars existieren und würden sich eventuell sogar besonders
robuste irdische Organismen auf dem Roten Planeten vermehren können? Um diese
Frage zu beantworten, hat sich ein
Team die heutigen Umweltbedingungen auf dem Planeten einmal genauer angeschaut.
Das Ergebnis: Leben, wie wir es kennen, dürfte es dort sehr schwer haben.
Falschfarbenaufnahme einer Hangregion am Hale-Krater des Mars.
Sollten die braunen Spuren tatsächlich durch flüssiges
Salzwasser entstanden sein, wäre dieses wohl zu kalt für Leben
wie wir es kennen.
Bild: NASA/JPL-Caltech/Univ. of Arizona [Großansicht] |
Der Mars ist heute keine lebensfreundliche Welt: Auf seiner Oberfläche ist es
kalt und extrem trocken. Ein Wassertropfen würde hier entweder sofort gefrieren
oder verdampfen, wenn nicht eine vergleichsweise große Menge an Salz in ihm
gelöst ist, die den Gefrierpunkt des Wassers deutlich unter die Nullgradgrenze
senkt. Salze finden sich überall auf dem Mars, so dass die Vermutung naheliegt,
dass es auf oder direkt unter der Oberfläche des Planeten auch flüssige Salzlösungen geben
könnte.
Doch würde dieses Salzwasser primitiven Lebensformen auch heute noch einen geeigneten
Lebensraum geben? Diese Frage ist nicht nur für die Suche nach Leben auf dem
Mars von Bedeutung, sondern auch für Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler interessant, die sich um den Schutz des Roten Planeten sorgen
und verhindern wollen, dass irdisches Leben auf den Mars eingeschleppt wird und
sich hier eventuell sogar vermehrt.
"Unser Team hat sich bestimmte Regionen auf dem Mars angeschaut, in denen
Temperaturen herrschen könnten, die flüssiges Wasser vergleichsweise leicht
zugänglich machen", erläutert Dr. Alejandro Soto vom Southwest Research
Institute. Ziel war es, herauszufinden, ob sich irdische Organismen hier
vermehren könnten. "Wir haben Klimainformationen von atmosphärischen
Modellrechnungen und Messungen von Sonden genutzt und ein Modell entwickelt, das
uns verrät, wo, wann und für wie lange Salzlösungen auf der Oberfläche oder
direkt darunter stabil existieren können."
Die Umweltbedingungen auf dem Mars erfordern sehr tiefe Temperaturen, um eine
relativ hohe Feuchtigkeit auf der Oberfläche und eine bestimmte "Beweglichkeit"
des Wassers zu erreichen. Die maximale erwartete Temperatur von Salzlösungen
beträgt etwa -48 Grad Celsius. Diese Temperatur stellt auch ungefähr die
theoretische Untergrenze für Leben dar.
"Auch extreme Lebensformen auf der Erde kommen irgendwann an ihre Grenzen",
so Soto. "Wir haben herausgefunden, dass Salzlösungen auf 40 Prozent der
Marsoberfläche für flüssiges Wasser sorgen könnten, allerdings nur saisonal
während etwa zwei Prozent eines Marsjahres. Das würde Leben, wie wir es kennen,
ausschließen."
Salzhaltiges Wasser, so das Ergebnis der jetzt vorgestellten Studie, könnte
in vielen Regionen des Mars für eine kurze Zeit im Marsjahr auf der Oberfläche
existieren und dies sogar für bis zu sechs Stunden am Stück. Dies ist länger,
als man bislang vermutet hatte.
Allerdings wären die Temperaturen der
Salzlösungen so niedrig, dass Leben hier nicht möglich ist - zumindest keines,
wie wir es kennen. "Diese neuen Ergebnisse reduzieren das Risiko der Erforschung
des Roten Planeten", urteilt Soto. "Gleichzeitig liefern sie einen wichtigen
Beitrag zur Beantwortung der Frage nach lebensfreundlichen Bedingungen auf dem
Mars."
Über die Studie berichtet das Team in einem Fachartikel, der in Nature
Astronomy erschienen ist.
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