Abschied vom Infrarotteleskop
von
Stefan Deiters astronews.com
31. Januar 2020
Das NASA-Infrarotweltraumteleskop Spitzer ist
Geschichte: Gestern Abend wurde die Mission des Teleskops - wie schon seit
Längerem geplant - offiziell für beendet erklärt und sämtliche
wissenschaftlichen Arbeiten eingestellt. Das Teleskop war seit 2003 aktiv und
hat deutlich länger Daten des Infrarothimmels geliefert als ursprünglich
vorgesehen war.
Das Weltraumteleskop Spitzer hat seit 2003 den Himmel im
Infraroten erforscht. Bild:
NASA / JPL-Caltech [Großansicht] |
Das Weltraumteleskop Spitzer zählt - neben dem Gammastrahlenteleskop
Compton, dem Weltraumteleskop Hubble und dem Röntgenteleskop
Chandra - zu den "Great Observatories" der NASA und war am 25. August
2003 gestartet worden. Die "Great Observatories" sollten das Universum und seine
Objekte in ganz verschiedenen Wellenlängenbereichen untersuchen und so eine
detaillierte Erforschung des Weltalls ermöglichen. Spitzer, gestartet noch als
Space Infrared Telescope Facility (SIRTF), war dabei für den infraroten
Teil des Spektrums zuständig.
Als Infrarotteleskop beobachtet Spitzer im Prinzip die Wärme, die
ein Objekt aussendet. Damit dies aber gelingt, darf das Teleskop selbst
keinerlei Wärme abgeben. Während der Hauptmission wurde Spitzer
deswegen mit flüssigem Helium auf eine Temperatur von minus 271 Grad Celsius
gekühlt. Der Kühlmittelvorrat war für eine Missionsdauer von mindestens 2,5
Jahren ausgelegt, das Team hatte aber von Beginn der Mission an gehofft, durch
einen Kühlmittel-sparenden Betrieb eine Missionsdauer von fünf Jahren erreichen
zu können. Mit Erfolg: Der Heliumvorrat reichte schließlich für über fünfeinhalb
Jahre.
Doch mit dem Ende der Hauptmission war noch lange nicht Schluss für
Spitzer: Das Teleskop wurde in einer "warmen Missionsphase" einfach
weitergenutzt - mit den beiden kurzwelligsten Detektoren der Infrared Array
Camera an Bord. Mit diesen konnte man zwar nicht mehr die kältesten Objekte
im All untersuchen, doch lieferten sie weiterhin interessante Daten etwa über
Asteroiden in unserem Sonnensystem, über Staubscheiben, in denen sich Planeten
bilden, über extrasolare Planeten oder über entfernte Galaxien.
Der lange Betrieb des Teleskops stellte das Team immer wieder vor neue
Herausforderungen. Deswegen entschied man sich bei der NASA auch lieber für ein
kontrolliertes Ende der Mission, um so sicherzustellen, dass man das Teleskop in
einem klar definierten Zustand auf seiner Bahn um die Sonne hinterlässt. Dieses
schon seit Sommer des vergangenen Jahres geplante Ende kam nun gestern. Am Abend
wurde die Mission offiziell für beendet erklärt.
Ursprünglich sollte dies bereits 2018 geschehen, doch entschied man sich -
aufgrund von Verzögerungen bei der Fertigstellung des Hubble-Nachfolgers
James
Webb - für eine nochmalige Verlängerung. Das James Webb Space Telescope, dessen
Start aktuell für das kommende Jahr geplant ist, wird auch im infraroten Bereich
des Lichts beobachten und so einige der Aufgaben übernehmen können, für die in
den letzten Jahren Spitzer zuständig war.
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