Kein Einschlag von 2006 QV89 im September
von
Stefan Deiters astronews.com
18. Juli 2019
Die europäische Weltraumagentur ESA und die europäische
Südsternwarte ESO geben Entwarnung: Der bis zu 50 Meter durchmessende Asteroid
2006 QV89 wird am 9. September nicht die Erde treffen. Zu diesem Ergebnis kamen
Astronomen nach gründlichen Beobachtungen einer Himmelsregion, in der der
Asteroiden sichtbar hätte sein müssen, wenn er sich auf Kollisionskurs befindet.
Nichts zu sehen:
Die Himmelsregion in der Asteroid 2006 QV89 hätte zu sehen
sein müssen, wenn er am 9. September 2019 die Erde treffen
soll.
Bild:
ESO / O. Hainaut / ESA [Großansicht] |
Zahlreiche Teleskope suchen den Himmel in jeder Nacht nach bislang unbekannten
Asteroiden ab. Sie verraten sich als winzige Lichtpunkte, die sich vor dem
Hintergrund weit entfernter Sterne relativ schnell fortbewegen.
Nach dem Aufspüren eines neuen Asteroiden versuchen die Astronomen auf Grundlage
der ersten Beobachtungen eine Bahn des neu entdeckten Objektes zu berechnen.
Diese so ermittelte Bahn ist in der Regel wegen der wenigen Datenpunkte äußerst
ungenau.
Ergibt sich jedoch daraus, dass der Asteroid die Erde eventuell - und auch
nur mit einer äußerst geringen Wahrscheinlichkeit - treffen
könnte, setzen die Forscher den Felsbrocken auf ihre Liste mit potentiell
gefährlichen Asteroiden - manchmal schafft es das neuentdeckte Objekt zudem als
potenzieller Erdenkiller auf die Titelseite mancher Zeitung. Ist man auf so ein Objekt erst einmal aufmerksam geworden und hat einen ersten,
wenn auch ungenauen Orbit berechnet, kann man weitere Beobachtungen vornehmen
und sich auf die Suche in Bildarchiven machen, ob der Asteroid nicht früher
schon einmal beobachtet wurde, ohne dass man ihn als solchen erkannt hat. So ist
es oft möglich, sich schnell einige weitere Bahnpunkte des Asteroiden auf seiner
Bahn um die Sonne zu verschaffen und die Berechnungen mehr und mehr zu
verfeinern. Meist ergibt sich so, dass der Asteroid tatsächlich keine Gefahr für
die Erde darstellt.
Bei Asteroid 2006 QV89, einem Brocken mit einem vermuteten
Durchmesser zwischen 20 und 50 Metern, war dies allerdings anders: Nach seiner
Entdeckung im August 2006 wurde der Brocken für gerade einmal zehn Tage
beobachtet. Weitere Daten oder neuere Beobachtungen gab es nicht. Die Berechnung
seiner Bahn auf dieser Datenbasis lieferte eine Einschlagwahrscheinlichkeit auf
der Erde von 1:7000 für den 9. September 2019 - angesichts der vermuteten Größe des Brockens könnte ein
solcher Einschlag regional für erhebliche Schäden sorgen. Die europäische
Weltraumagentur ESA hat daher zusammen mit der europäischen Südsternwarte ESO
einen neuen Weg gewählt, um festzustellen, ob wir uns Anfang September Sorgen
machen müssen oder nicht: Zwar wissen die Astronominnen und Astronomen nicht, wo sich 2006
QV89 gegenwärtig genau aufhält, sie können aber vorhersagen, wo er sich aufhalten
müsste, wenn er am 9. September 2019 mit der Erde kollidieren soll. Genau
diese Himmelsregion visierten sie mit dem Very Large Telescope der ESO am 4. und
5. Juli an - und sahen nichts, zumindest nicht den gesuchten Asteroiden. 2006
QV89 wird danach nicht mit der Erde kollidieren oder ist deutlich kleiner, als
man dies bislang vermutet hat. Aber auch dann würde der Asteroid keine Gefahr
darstellen, da er damit nämlich so klein wäre, dass er in der Erdatmosphäre
verglühen würde.
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