Archäologie mit Unterstützung aus dem All
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung des Deutschen Archäologischen Instituts astronews.com
3. Dezember 2018
Die Daten der beiden deutschen Radarsatelliten TerraSAR-X
und TanDEM-X unterstützen auch Wissenschaftsbereiche, an die man
vermutlich nicht sofort denkt: So konnten Archäologen dadurch erstmals
identifizieren, wo die Flussarme des Nils in der Pharaonenzeit verliefen. Die
Entdeckung warf allerdings auch ganz neue Fragen auf.
Die beiden Radarsatelliten TerraSAR-X und
TanDEM-X tasten die Erde gemeinsam ab.
Bild: DLR (CC-BY 3.0) [Großansicht] |
Zahlreiche Städte und Dörfer und eine intensive Landwirtschaft kennzeichnen
heute die Nildeltaregion im Norden Ägyptens. Von den Siedlungen, Bauwerken und
Tempeln aus pharaonischer Zeit haben sich nur an wenigen Orten Reste erhalten.
Doch der Verlauf der Nilarme kann Archäologen Informationen liefern, wo sich die
historischen Stätten einst befunden haben. Denn damals wie heute hängt das Leben
in Ägypten von den Wassern des Nils ab.
Auch im wasserreichen Flussdelta waren Siedlungen schon immer eng mit den
verschiedenen Nilarmen und Wasserstraßen verbunden. Die Wasserläufe dienten als
Verkehrsnetz, zur Bewässerung der Felder und zur Versorgung für Mensch und Tier.
Allerdings haben sie sich im Laufe der Jahrtausende stark verändert und
verschoben. Ein Team des Deutschen Archäologischen Instituts in Kairo versucht
daher, die antiken Wasserverläufe zu rekonstruieren. Mithilfe von historischem
Kartenmaterial, archäologischen Surveys und Bodenbohrungen sind die Archäologen
der antiken Landschaft auf der Spur. Doch bisher ohne Erfolg. Erst eine
Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt und die Auswertung
der TanDEM-X-Daten brachten jetzt den Durchbruch.
Die Zwillingssatelliten TerraSAR-X und TanDEM-X kreisen
seit 2010 mit dem Ziel im All, ein hochgenaues, dreidimensionales Abbild unserer
Erde zu erstellen. Aus 500 Kilometer Höhe tasten sie dazu die Erdoberfläche mit
Radargeräten ab. So auch das ägyptische Nildelta. Mit den gewonnen Daten und der
Fachexpertise der Archäologen konnte nun ein präzises digitales Höhenmodell
erstellt werden, das überraschend neue Erkenntnisse liefert: Das
Untersuchungsgebiet wurde nicht, wie bisher vermutet, von einem mächtigen Nilarm
durchzogen, sondern ist durch fein verästelte kleine Wasserarme gekennzeichnet.
Durch die jährliche Nilflut haben sich im Laufe der Zeit Uferwälle entlang
dieser Wasserarme gebildet.
Das Höhenmodell zeigt diese teils minimalen Höhenunterschiede sehr deutlich
und erlaubt erstmals eine gesicherte Rekonstruktion der antiken Wasser- und
Siedlungslandschaft entlang der Uferwälle. Um die Vorzüge der Wasserstraßen zu
nutzen, aber gleichzeitig nicht von der jährlichen Nilflut gefährdet zu sein,
befanden sich die pharaonenzeitlichen Dörfer wohl genau auf diesen Erhöhungen
und können jetzt leichter lokalisiert werden.
Aus den mithilfe von Satellitentechnik gewonnenen Ergebnissen ergeben sich
nun neue Fragen: So werden weitere Forschungen zeigen, ob es sich bei den
zahlreichen Verästelungen um natürliche Wasserläufe oder ein von Menschhand
geplantes Wassersystem handelt.
Das Projekt "Landschaftsarchäologie und regionale Siedlungsnetzwerke um den
Fundplatz Tell el-Faraʿin (Buto) im Nildelta (Ägypten)" findet in Kooperation
mit dem Fachbereich Geowissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt am Main
statt.
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