Das langsame Sterben einer Zwerggalaxie
von Stefan Deiters astronews.com
14. November 2018
Mit dem Radioteleskop Australian SKA Pathfinder
haben Astronomen die Kleine Magellansche Wolke ins Visier genommen, eine
Satellitengalaxie der Milchstraße. Die detaillierten Beobachtungen zeigen den
ständigen Verlust von Wasserstoff, der irgendwann dazu führen wird, dass die
Galaxie über kein Material für die Entstehung neuer Stern mehr verfügt. Sie wird
dann langsam verblassen.
Radiobild des Wasserstoffgases in der Kleinen
Magellanschen Wolke.
Bild: Naomi McClure-Griffiths et al / CSIRO
ASKAP Teleskop [Großansicht] |
Mit dem Square Kilometre Array (SKA) soll in Australien und
Südafrika in den kommenden Jahren der leistungsfähigste Radioteleskopverbund der
Welt entstehen. In Australien ist schon der Australien SKA Pathfinder
(ASKAP) im Einsatz - ein Verbund aus 36 identischen Parabolantennen mit einem
Durchmesser von jeweils zwölf Metern. Astronomen haben nun detaillierte
Beobachtungen mit ASKAP vorgelegt, die die Kleine Magellansche Wolke zeigen,
eine Satellitengalaxie der Milchstraße. Sie erlauben genaue Rückschlüssen auf
die Wechselwirkungen zwischen der kleinen Galaxie und ihrer Umgebung.
"Wir konnten einen starken Ausfluss von Wasserstoffgas aus der Kleinen
Magellanschen Wolke erkennen", erläutert Naomi McClure-Griffiths von der
Australian National University. "Das bedeutet, dass die Galaxie
irgendwann nicht mehr in der Lage sein wird, neue Sterne zu bilden. Wenn
sie ihr gesamtes Gas verliert, wird sie allmählich verblassen und in Vergessenheit
geraten. Für Galaxien ist es eine Art langsamer Tod, wenn sie all ihr Gas
verlieren."
Die Beobachtungen wurden im Rahmen einer Studie gemacht, die sich mit der
Entwicklung von Galaxien beschäftigt. Erstmals konnten dabei bei einer
Zwerggalaxie belastbare Daten über die Menge der Masse gewonnen werden, die der
Galaxie durch den Ausfluss von Wasserstoffgas verloren geht. "Das Ergebnis ist auch deswegen von
Bedeutung, da die Galaxie eine Quelle des gewaltigen Magellanschen Stroms
sein könnte, der die Milchstraße umgibt", so die Wissenschaftlerin. "Irgendwann
wird die Kleine Magellansche Wolke wohl ganz von unserer Milchstraße
verschlungen."
Für den Erfolg der Beobachtungen war die Leistungsfähigkeit des ASKAP von
großer Bedeutung: "Mit dem
Teleskop konnten wir die gesamte Kleine Magellansche Wolke auf einmal aufnehmen
und das Wasserstoffgas in bislang unerreichter Detailtreue erfassen", so Dr.
David McConnell von der australischen Forschungsbehörde CSIRO. "Mit ASKAP werden
wir das Wasserstoffgas der Milchstraße und in den Magellanschen Wolken weiter
erfassen und damit unser Wissen, wie dieses Zwerggalaxiensystem mit unser
Milchstraße verschmilzt, vervollkommnen." Dies könnte, so der Forscher, auch
einiges über die Vorgänge in anderen Galaxien verraten.
Die Studie wurden nun in der Zeitschrift Nature Astronomy
veröffentlicht.
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