Der Sonne ganz nahe
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Astrophysik astronews.com
13. August 2018
Die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA hat gestern die
Parker Solar Probe gestartet, die in den kommenden Jahren einmalige Daten
über die Sonne liefern soll. Dazu wird sich die Sonde unserem Zentralstern
weiter annähern, als jede andere Sonde zuvor. Parallel sind auch Beobachtungen
von der Erde geplant, die die Messungen ergänzen.
Die Parker Solar Probe soll der Sonne näher
kommen, als jede andere Sonde zuvor.
Bild: NASA / Johns Hopkins APL / Steve
Gribben [Großansicht] |
Der gestern gestartete NASA-Satellit Parker Solar Probe wird sich
als erste Raumfahrtmission der Sonne bis auf zehn Sonnenradien nähern und so der
Wissenschaft in den kommenden Jahren neue Erkenntnisse über unseren Heimatstern
liefern. In den nächsten zwei Monaten wird sich die Sonde unserem
Nachbarplaneten Venus nähern und Anfang Oktober an diesem ein
Vorbeischwungmanöver absolvieren, durch den die Parker Solar Probe auf
einen engen Orbit um die Sonne gerät.
Anfang November soll sich die Sonde unserem Zentralstern erstmals auf knapp
25 Millionen Kilometer nähern - näher als jede andere Sonde zuvor. Im Laufe der
auf sieben Jahre angesetzten Mission wird die Parker Solar Probe sechs weitere
Venusvorüberflüge absolvieren und sich dabei der Sonne immer weiter annähern. 24
Mal wird sie sich dabei der Sonne annähern, zum Schluss bis auf rund sechs
Millionen Kilometer.
Ein internationales Projekt unter der Federführung des Leibniz-Instituts für
Astrophysik Potsdam (AIP) ergänzt durch gleichzeitige bodengebundene Messungen
die Daten der Weltraumsonde – und ermöglicht so völlig neue Erkenntnisse über
die Sonnenaktivität und ihre Ausbreitung in Richtung Erde. Geklärt werden soll
dabei unter anderem, welche Auswirkung die Sonnenaktivität auf den sie
unmittelbar umgebenden Raum – und letztlich auch auf unsere Erde hat.
Antworten auf diese Frage sind von fundamentalem Interesse, da die
Sonnenaktivität einen enormen Einfluss auf unsere technische Zivilisation hat:
So kann es durch sie zu Störungen der GPS-Navigation und in elektronischen
Bauelementen in Flugzeugen, Satelliten und Krankenhäusern kommen. Mit dem
Weltraumsatelliten wollen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die äußere
Schicht der Sonnenatmosphäre – die Korona – sowie den sonnennahen
interplanetaren Raum untersuchen.
Einer von ihnen ist Prof. Dr. Gottfried Mann. Er leitet am AIP die Abteilung
"Physik der Sonne" und erforscht unter anderem die Sonne und das Weltraumwetter.
Gemeinsam mit 20 anderen internationalen Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftlern hat er simultane Beobachtungzeit mit LOFAR und Parker Solar
Probe eingeworben – insgesamt 1024 Stunden innerhalb der nächsten zwei
Jahre. Die Beobachtungszeitpunkte sind dabei bewusst gewählt: In den sogenannten
Perihel-Phasen, wenn der Satellit der Sonne am nächsten kommt, plant die
Forschergruppe gleichzeitige Beobachtungen mit dem erdgebundenen Radioteleskop
LOFAR, da dann die Instrumente der Parker Solar Probe wegen ihrer Nähe
zur Sonne die Korona am besten beobachten können.
"Mit diesen bodengebundenen Ergänzungsmessungen wird LOFAR wichtige Daten
liefern. Dadurch wird es in bisher nie dagewesener Weise möglich sein, die
Sonnenaktivität und ihre Ausbreitung von der Korona in den interplanetaren Raum
zu erforschen", erläutert Mann die Bedeutung des Projektes. Das International
LOFAR Telescope (ILT) ist ein europäisches Gemeinschaftsprojekt unter
niederländischer Leitung mit zahlreichen Stationen in Nord- und Westeuropa. In
den letzten zwei Jahren wurde das ILT durch drei Stationen in Polen und einer
Station in Irland erweitert. Damit vergrößerte sich die Basislänge auf 1885
Kilometer in Ost-West-Richtung. In Nord-Süd-Richtung beträgt die Basislänge 1301
Kilometer von Onsala in Schweden bis Nançay in Frankreich.
Die Parker Solar Probe ist nach dem Physiker Eugene Parker benannt, der in
den 1950er Jahren als erster die Existenz des Sonnenwindes postulierte. Die
Sonde ist die erste NASA-Mission, die nach einem noch lebenden Wissenschaftler
benannt ist. Parker war dann auch gestern beim Start der nach ihm benannten Sonde von der
Cape Canaveral Air Force Base in Florida mit dabei.
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