Beeindruckender Blick auf den Occator-Krater
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung astronews.com
3. Juli 2018
Seit rund einem Monat kreist die NASA-Sonde Dawn
auf einer Umlaufbahn um Ceres, auf der sie immer wieder nur weniger als 35
Kilometer von der Oberfläche des Zwergplaneten entfernt ist. Dabei entstehen
teils spektakuläre Aufnahmen - auch vom Occator-Krater, der den Astronomen schon
beim Anflug auf Ceres wegen seiner weißen Flecken aufgefallen war.
In dieser Aufnahme des nördlichen Rands des
Occator-Kraters zeigen sich Erdrutsche. Die
Aufnahme entstand am 16. Juni 2018 aus einer
Entfernung von etwa 33 Kilometern.
Bild: NASA / JPL-Caltech / UCLA / MPS / DLR /
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Seit Anfang Juni kreist die NASA-Raumsonde Dawn auf einer neuen,
stark elliptischen Umlaufbahn um den Zwergplaneten Ceres. Stellenweise trennen
die Raumsonde nur etwa 35 Kilometer von der Oberfläche – so wenig wie nie zuvor
seit ihrer Ankunft am Zwergplaneten im März 2015. Aus dieser Entfernung sind nun
hochaufgelöste Aufnahmen von Teilen des Occator-Kraters entstanden. Sie zeigen
dramatische Erdrutsche und bieten den bisher besten Blick auf seine
charakteristischen hellen Flecken.
Der Occator-Krater spielt seit Beginn der Mission am Zwergplaneten Ceres eine
entscheidende Rolle. Im Zentrum des etwa 90 Kilometer großen Einschlagskraters
findet sich eine imposante zentrale Vertiefung, in deren Mitte eine auffallend
helle, asymmetrische Kuppe emporragt.
Diese entpuppte sich als Schauplatz früherer kryovulkanischer Aktivität:
Forscher des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung (MPS) konnten
zeigen, dass dort bis in jüngster geologischer Zeit salzhaltige Lösungen
austraten. Das Wasser verflüchtigte sich und ließ die auffälligen, hellen
Ablagerungen zurück, die bereits in der Anflugphase auf Ceres zu sehen waren.
Messungen des Spektrometers VIR haben dieses Material als Natriumkarbonat
identifiziert. Weitere helle Sprenkel im östlichen Teil des Kraters sind
wahrscheinlich ebenfalls Austrittsstellen eines Wasser-Salz-Gemisches aus der
Tiefe.
Die aktuellen Aufnahmen zeigen nun zahlreiche Ausschnitte des Occator-Kraters
aus einer Entfernung von etwa 35 Kilometern und mit einer Auflösung von weniger
als fünf Metern pro Pixel. "Die Daten übertreffen all unsere Erwartungen", so
Dr. Andreas Nathues vom MPS, Leiter des Kamerateams der Mission. Die Oberfläche
ist somit jetzt stellenweise etwa zehnmal besser aufgelöst zu sehen als in den
besten Aufnahmen der vorangegangenen drei Jahren.
Imposante Lawinen offenbaren sich in den neuen Ansichten der östlichen Wand
des Occator-Kraters: Es gibt deutliche Anzeichen dafür, dass Material vor Kurzem
dort abgerutscht ist; einige Reste bleiben zunächst am Abhang stehen. Andere
Aufnahmen erlauben erstmals einen genauen Blick auf das Zusammenspiel von hellem
und dunklem Material im östlichen Kraterteil. "Wir hoffen nun verstehen zu
können, wie die hellen Ablagerungen außerhalb des Kraterzentrums entstanden sind
– und was sie uns über Ceres‘ Inneres verraten", so Nathues.
Verschiedene Auswertungen der vergangenen Jahre legen nahe, dass die Kruste
des Zwergplaneten reich an gefrorenem Wasser ist. Immer wieder legen kleinere
Einschläge und Erdrutsche das Eis frei, das dann verdampft und so eine dünne
Exosphäre aus Wasserdampf speist.
Die möglicherweise letzte Bahnkorrektur der Dawn-Mission hatte die
Raumsonde vergangene Woche auf eine Flugbahn bugsiert, von der aus sie nun auch
das Zentrum des Occator-Kraters anvisiert. In den nächsten Wochen soll Dawn
weitere Aufnahmen des Kraters zur Erde senden.
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