Gasriese in Opposition
von
Stefan Deiters astronews.com
9. Mai 2018
Nach Sonnenuntergang sind derzeit zwei Planeten prominent am
abendlichen Himmel zu sehen: unser Nachbarplanet Venus über dem Westhorizont und
der Gasriese Jupiter im Osten. Der größte Planet des Sonnensystems erreichte am
frühen Morgen seine Oppositionsstellung, ist damit die gesamte Nacht über zu
beobachten und der Erde vergleichsweise nahe.
Jupiter in einer Ansicht des Weltraumteleskops Hubble, die im
April 2017 veröffentlicht wurde. Der Gasriese war zum
Zeitpunkt der Aufnahme rund 670 Millionen Kilometer von der
Erde entfernt.
Bild: NASA, ESA und A. Simon (GSFC) [Großansicht] |
Nach Sonnenuntergang ist gegenwärtig ein Planet kaum zu übersehen: Über dem
Westhorizont leuchtet hell unser Nachbarplanet Venus. Schaut man zur gleichen
Zeit nach Osten, wird man hier einen weiteren - wenn auch nicht ganz so hellen
- Lichtpunkt erkennen, der uns dann, anders als die Venus, die gesamte Nacht
über begleitet: den Gasriesen Jupiter. Dieser erreichte nämlich heute am
frühen Morgen, genau um 2:39 Uhr MESZ, seine Oppositionsstellung.
Steht ein Planet in Opposition zur Sonne bricht für Freunde nächtlicher
Exkursionen am Nachthimmel immer eine besondere Zeit an: Bei der
Oppositionsstellung liegen Planet, Sonne und Erde praktisch auf einer Linie. Der
Planet erscheint damit am hellsten und ist die gesamte Nacht über am Himmel zu
beobachten - er geht auf, wenn die Sonne untergeht, steht Mitternacht im Süden
und geht unter, wenn die Sonne aufgeht. Zum ungefähr gleichen Zeitpunkt erreicht
der Planet auch den geringsten Abstand von der Erde. Dieser fällt wegen der
elliptischen Umlaufbahnen der Planeten nicht exakt mit der Oppositionsstellung
zusammen, was aber in der Praxis kaum etwas ausmacht.
Der Gasriese Jupiter befindet sich aktuell im Sternbild Waage, erreicht
allerdings nur eine vergleichsweise geringe Höhe von 21 Grad über dem
Südhorizont. Wenn die Venus untergegangen ist, wird Jupiter mit einer Helligkeit
von -2,5 Magnituden zum hellsten Objekt am nächtlichen Himmel - wenn man den
Mond einmal außen vor lässt. Seinen geringsten Abstand von der Erde erreicht
Jupiter am 10. Mai, er wird dann 658 Millionen Kilometer von uns entfernt sein.
Egal wie nahe der Gasriese der Erde während der Opposition ist, sieht man mit
bloßem Auge doch nicht mehr als einen hellen Lichtpunkt: Wer jedoch über ein
kleines Teleskop verfügt, kann bereits einige Details des Jupitersystems
erkennen. So sind die Wolkenbänder des Gasriesen genauso auszumachen wie die
vier größten Jupitermonde. Und wer Glück hat, kann sogar den Großen Roten Fleck
sehen. Dabei handelt es sich um einen riesigen ovalen Wolkenwirbel, der
mindestens schon seit Anfang des 19. Jahrhunderts bekannt ist. Manche glauben
sogar, dass er bereits Ende des 17. Jahrhunderts erstmals beobachtet wurde, doch
ist umstritten, ob es sich bei den damaligen Beobachtungen tatsächlich um den
Großen Roten Fleck gehandelt hat.
Seinen Namen trägt der Große Rote Fleck nicht zu Unrecht: Sein Durchmesser
ist beispielsweise deutlich größer als der Durchmesser der Erde - zumindest
noch, denn der Fleck wird kleiner und ändert seine Form von einem Oval zu einem
Kreis. Dieses Phänomen kennt man bereits seit den 1930er Jahren. Ende des 19.
Jahrhunderts wies der Fleck noch einen Durchmesser von rund 41.000 Kilometern an
seiner breitesten Stelle auf, als die Voyager-Sonden 1979 und 1980 an
Jupiter vorüberflogen, waren es nur noch 23.335 Kilometer. Inzwischen ist der
Durchmesser auf deutlich unter 20.000 Kilometer geschrumpft. Warum der Fleck
zuletzt mit einer Rate von knapp 1000 Kilometern pro Jahr kleiner wurde, wissen
die Astronomen nicht.
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