Nur in Thüringen wird es dunkler
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen GeoForschungsZentrums GFZ astronews.com
26. Februar 2018
Die Lichtverschmutzung ist deutschlandweit ein immer
größeres Problem: In allen Regionen werden die Nächte heller. In allen Regionen?
Nein: Im Bundesland Thüringen ist es offenbar im Verlauf der letzten fünf Jahre
dunkler geworden. Warum dies so ist, wissen die Forscher allerdings nicht. Sie vermuten
jedoch, dass die Daten des Satelliten bestimmte Beleuchtungsarten eventuell
schlechter abbilden.
Blick des Satelliten Suomi NPP auf Europa im
Jahr 2016.
Bild: NASA Earth Observatory / Joshua Stevens
mit Suomi NPP VIIRS-Datem von Miguel Román / NASA
Goddard Space Flight Center [Großansicht] |
In vielen deutschen Bundesländern werden die Nächte immer heller – allerdings
nicht überall im gleichen Ausmaß und mit einer Ausnahme: In Thüringen sind die
Nächte zwischen 2012 und 2017 dunkler geworden. Das ist das Ergebnis einer
Studie von Christopher Kyba und seiner Kolleginnen Theres Küster vom Helmholtz-Zentrums Potsdam - Deutsches GeoForschungsZentrum
(GFZ) und Helga Kuechly (Luftbild – Umwelt – Planung, Potsdam).
Die Arbeit erschien kürzlich in
der Fachzeitschrift International Journal of Sustainable Lighting IJSL. Kyba und
sein Team haben allerdings jetzt Karten aktualisiert und die neuesten Daten
eines Beobachtungssatelliten eingerechnet. Das Team ermittelte für die einzelnen
Bundesländer die Änderung der nächtlichen Beleuchtung sowohl, was die Intensität
("Strahldichte") als auch was die beleuchtete Fläche betrifft. Insbesondere bei
der Zunahme der beleuchteten Flächen zeigt sich ein klarer Ost-West-Unterschied.
In allen neuen Bundesländern einschließlich Berlins sind die künstlich erhellten
Flächen annähernd gleich geblieben (Wachstum weniger als ein Prozent pro Jahr)
und in Thüringen sogar geschrumpft. Bei der Strahldichte hingegen wird das
Mosaik komplizierter: Da gibt es große Flächen in Ost und West, die sich nur
minimal verändert haben, während einige Bundesländer um drei bis vier Prozent pro
Jahr heller wurden. Das betrifft vor allem Bayern und Baden-Württemberg – und
wieder ist es Thüringen, das dunkler wurde.
Die Zunahme der nächtlichen
Beleuchtung in weiten Teilen Deutschlands erklärt das Team um Christopher Kyba
vor allem mit einem Wechsel der Außenlampen hin zu LED-Leuchten. Für die Abnahme
der Helligkeit in Thüringen gibt es bis jetzt keine Erklärung. In der vor
einigen Wochen veröffentlichten Studie, die nur die Daten von 2012 bis 2016
enthielt, waren neben Thüringen auch noch Sachsen und Sachsen-Anhalt dunkler
geworden. Dieser Effekt wurde mit den neuesten Werten aus dem gesamten Jahr 2017
verringert, so dass nur Thüringen als dunkler Fleck blieb.
Kyba kann nur
vermuten, was der Grund für die Abnahme sein könnte: "Vielleicht zeigt sich in
den Daten, dass die dort nach wie vor häufig verwendeten Natriumdampf-Lampen
altern und lichtschwächer werden." Es könne aber genauso gut sein, dass Kommunen
auf LED umgerüstet hätten und der Beobachtungssatellit dies als dunkler
wahrnimmt. Denn das entsprechende Messgerät an Bord des Satelliten Suomi NPP, das
Visible Infrared Imaging Radiometer
Suite (VIIRS), nimmt LED-Licht weniger gut wahr. Es detektiert Strahlen der
Wellenlängen zwischen 500 und 900 Nanometern. Das entspricht den für das
menschliche Auge sichtbaren Farben Grün bis Rot und geht weiter in den
infraroten Bereich.
"Vielleicht sieht Thüringen also nur dunkler aus, weil
der VIIRS-Sensor LED-Licht mit seinem hohen Blauanteil nicht so gut detektiert",
spekuliert Kyba.
"Wir brauchen einfach noch mehr Daten, die wir in den kommenden Jahren sammeln
werden."
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