Ein Perigäums-Vollmond am Sonntag
von
Stefan Deiters astronews.com
1. Dezember 2017
Am Sonntag erreicht unser Mond die Vollmondstellung.
Gleichzeitig befindet er sich in einem besonders erdnahen Abschnitt seiner Bahn.
Diese Konstellation gibt es regelmäßig und hat bis vor einigen Jahren kaum
jemanden interessiert. Doch inzwischen werden solche Perigäums-Vollmonde als
"Supermonde" bezeichnet, obwohl sich der Mond praktisch nicht von einem normalen
Vollmond unterscheidet.
Befindet sich der Vollmond am erdnächsten Punkt seiner Bahn
(oben links) ist er rund 14 Prozent größer und 30 Prozent
heller als ein Vollmond am erdfernsten Punkt der
Mondbahn (rechts unten).
Bild: Science@NASA |
Wer in der Nacht von Sonntag auf Montag den Vollmond betrachtet, dem mag dieser
vielleicht etwas größer und heller vorkommen als gewöhnlich. Vermutlich ist
das aber eine optische Täuschung. Obwohl der Mond seine Vollmondposition am
Sonntag in einem besonders erdnahen Abschnitt seiner Bahn, nämlich rund um das
sogenannte Perigäum, erreicht, dürfte den meisten Menschen der dadurch
entstehende Größenunterschied kaum auffallen.
Bei solchen Perigäums-Vollmonden, die publikumswirksam auch immer wieder als
"Supermonde" bezeichnet werden, kann der Erdtrabant bis zu 14 Prozent größer und
30 Prozent heller erscheinen als bei anderen Vollmonden. Dieser Unterschied ist
allerdings für die meisten flüchtigen Betrachter kaum zu erkennen, weil es am
Himmel mit bloßem Auge keine Möglichkeit zum konkreten Größenvergleich gibt und
man also allein auf die Erinnerung angewiesen ist.
Der Mond erscheint am Himmel unterschiedlich groß, weil er die Erde nicht auf
einer exakten Kreisbahn umrundet. Während eines Umlaufs schwankt die Entfernung
des Mondes von der Erde dadurch zwischen etwa 356.400 und 406.700 Kilometern -
also immerhin um rund 50.000 Kilometer. Kommt es nun, wie an diesem Sonntag, zu
einem Vollmond nahe eines Perigäums, erscheint der Mond überall dort, wo er zu
diesem Zeitpunkt zu sehen ist, entsprechend heller und größer.
Wirklich selten sind solche Konstellationen übrigens nicht: Sie wiederholen
sich immer nach einem Jahr, einem Monat und 18 Tagen. Dies entspricht 14
synodischen Monaten von 29,53 Tagen, also 14-mal der Zeit von einem Vollmond bis
zum nächsten, und gleichzeitig 15 anomalistischen Monaten von 27,55 Tagen, also
15-mal der Zeitdauer zwischen zwei Durchgängen des Mondes durch das Perigäum
oder Apogäum.
Durch den nahen Mond können übrigens auch die Gezeiten etwas höher ausfallen
als sonst, doch ist dies nur ein Effekt im Zentimeterbereich. Schon bei normalen
Vollmonden kommt es ja zu etwas höheren Gezeiten, da bei Vollmond die Sonne, die
Erde und der Mond auf einer Linie liegen. Es gibt eine sogenannte Springflut.
Auch sonst haben solche "Supermonde" keine dramatischen Folgen, auch wenn das,
insbesondere von nicht besonders seriösen Medien und einschlägigen Seiten im
Internet, immer wieder gerne behauptet wird. Der Begriff "Supermond" wurde
übrigens einst von einem Astrologen geprägt.
Ein Perigäums-Vollmond hat übrigens nichts mit einem anderen Phänomen zu tun,
das manche Mondbeobachter immer wieder verblüfft. Aus Gründen, die weder
Astronomen noch Psychologen bislang vollständig verstanden haben, erscheint uns
der Mond in Horizontnähe größer als er wirklich ist. Dieses "Mondillusion"
genannte Phänomen könnte damit zu tun haben, dass unser Gehirn, wenn man den
Mond im Vergleich zu Häusern, Bäumen oder anderen Objekten im Vordergrund
betrachtet, irgendwie über dessen wahre Größe getäuscht wird.
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