Wieder zum Mond und dann zum Mars
von Stefan Deiters astronews.com
6. Oktober 2017
Seit Amtsantritt von US-Präsident Trump stellen sich
Raumfahrtexperten eine Frage: Welche Strategie wird die Raumfahrtbehörde NASA
unter seiner Regierung verfolgen? Beim ersten Treffen des wiedereingerichteten
National Space Council gestern gab US-Vizepräsident Mike Pence erste Hinweise:
Es soll nun doch erst wieder zum Mond und dann zum Mars gehen.

US-Vizepräsident
Mike Pence gestern im Steven F. Udvar-Hazy Center
des Smithsonian National Air and Space Museum in
Chantilly vor der dort ausgestellten Raumfähre
Discovery.
Foto: NASA/Joel Kowsky [Großansicht] |
Die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA hat seit Beginn des Jahrhunderts
schon so einige Strategiewechsel durchgemacht: Anfangs sahen die Pläne noch
einen Betrieb der amerikanischen Raumfähren bis ins Jahr 2020 vor - und damit
bis zum damals geplanten Ende der Nutzung der Internationalen Raumstation ISS.
Doch nach dem Auseinanderbrechen des Space Shuttle Columbia beim
Landeanflug im Jahr 2003
änderten sich die Pläne: US-Präsident George W. Bush ordnete die Entwicklung
eines ganz neuen Trägerraketen- und Transportsystems an, mit dem sowohl die ISS
versorgt, als auch bemannte Expeditionen zum Mond und später zum Mars
durchgeführt werden sollten.
Die Technologie für die Trägerraketen und das neue Raumschiff Orion erinnerte
dabei an die Zeit der Apollo-Raumflüge, man verabschiedete sich also von der
Wiederverwendbarkeit der Raumschiffe. Der Mond sollte bereits in den 2020er
Jahren von Astronauten besucht werden, der Mars dann bis ins Jahr 2030. Schon bald war die
Entwicklung allerdings weit hinter den Zeitplan zurückgefallen und die Kosten
liefen immer weiter aus dem Ruder.
Unter US-Präsident Barack Obama änderte man die Strategie daher erneut. Das inzwischen als
Space Launch System bezeichnete Trägerraketensystem sollte zusammen mit dem
Raumschiff Orion nun nicht mehr zur Versorgung der ISS, sondern zur Erkundung
des Weltraums jenseits der ISS-Umlaufbahn genutzt werden. Statt zum Mond sollte
es zu einem Asteroiden gehen. Die Versorgung der ISS wurde kommerziellen
Anbietern überlassen.
Seit dem Amtsantritt der neuen US-Regierung im Januar fragte man sich nun, ob
es bei diesen Plänen bleiben oder ob sich unter Trump die Strategie erneut
verändern würde. Erste Hinweise gab es gestern beim ersten Treffen des von
Präsident Trump wieder eingerichteten National Space Council. US-Vizepräsident
Mike Pence kündigte an, dass man sich um eine dauerhafte kommerzielle Präsenz im
niedrigen Erdorbit kümmern wolle. Dann sollen Amerikaner auch wieder zum Mond
zurückkehren, nicht nur "um einen Fußabdruck und eine Flagge zu hinterlassen,
sondern um die Grundlage für eine Reise von Amerikanern zum Mars und darüber
hinaus zu legen."
Als weiterer Schwerpunkt wurde auch die Verteidigung und der Schutz von
Infrastruktur im Weltraum genannt. So wies Pence darauf hin, dass von Russland
und China Technologien entwickelt und eingesetzt würden, die US-amerikanische
Satelliten gezielt stören. "Angesichts solcher Aktionen müssen Amerikaner im All
genauso dominant sein, wie hier auf der Erde."
Die anwesenden Vertreter der Industrie zeigten sich überzeugt davon, dass
eine Rückkehr Amerikas zum Mond innerhalb von fünf Jahren möglich ist -
wenn es denn ausreichend finanzielle und politische Unterstützung dafür gibt. Dabei wurde
vor allem auf die Bedeutung einer langfristigen und stabilen Finanzierung
solcher Projekte hingewiesen.
Wie es nun bei der NASA weitergeht und woher das Geld für die angekündigten
Aktivitäten kommen soll, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Zuletzt
hatte es hier Befürchtungen gegeben, dass die wissenschaftlichen Programme der
NASA, beispielsweise Missionen zur Erforschung des Klimawandels, von Kürzungen
betroffen sein würden. Auch glauben einige, dass die Trump-Administration eher
den kommerziellen Raumfahrtsektor fördern wird.
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