Flugzeugteleskop beobachtet Planetentransit
Redaktion
/ Pressemitteilung der Universität Bern astronews.com
29. September 2017
Astronomen haben mit SOFIA erstmals den Transit eines
extrasolaren Planeten beobachtet. Die Beobachtungen von GJ 1214b zeigen, dass
derartige Messungen mit dem Infrarot-Teleskop im Jumbojet möglich sind. Ob es
sich bei der fernen Welt um einen großen Gesteinsplaneten oder eher um einen
kleinen Neptun handelt, konnten sie aber nicht herausfinden.

So könnte der Planet GJ 1214b aussehen, den
Astronomen jetzt mit dem Flugzeugteleskop SOFIA
untersucht haben.
Bild: NASA, ESA, and G. Bacon (STScI) [Großansicht] |
"Die Sternwarte fliegt etwas höher als kommerzielle Flugzeuge", erklärt
Daniel Angerhausen vom Center for Space and Habitability (CSH) der
Universität Bern: "In diesem Sinn ist SOFIA ein Weltraumteleskop, das jeden
Morgen nach Hause zurückkehrt." Der CSH-Forscher hatte bereits früher mehrere
Testflüge absolviert, doch die jüngsten Beobachtungen waren bisher einzigartig.
"Erstmals konnten wir alle auf SOFIA verfügbaren Instrumente für die Erforschung
meines Spezialgebiets einsetzen: Transite von extrasolaren Planeten", erklärt
Angerhausen.
Läuft ein Planet außerhalb des Sonnensystems von uns aus gesehen direkt vor
seinem Mutterstern entlang, verdeckt der Planet Teile des Sterns und macht ihn
ein wenig dunkler wie bei einer Mini-Finsternis. Ein Teil des Sternenlichts
dringt jedoch durch die Atmosphäre des Planeten bis zu uns. Dieses Licht kann
Auskunft über Zusammensetzung, Temperatur, Druck und andere Eigenschaften der
Planeten-Atmosphäre geben.
"Wenn wir diese Transite vom Boden aus beobachten, sogar von den besten Orten
in Chile oder Hawaii, passiert das Licht nicht nur die Exoplaneten-, sondern
auch die Erd-Atmosphäre, was unsere Messungen gefährdet", erklärt der
Wissenschaftler: "Deshalb ist es so wichtig, dass wir mit SOFIA hoch hinaus
gelangen."
Beobachtungsziel war GJ 1214b, eine Art Super-Erde oder Mini-Neptun. Diese
Klasse mittelgroßer Exoplaneten kommt relativ häufig vor – außer in unserem
Sonnensystem. Hier gibt es kein einziges Exemplar davon. Mit ihren Beobachtungen
sammelten Angerhausen und sein internationales Team Daten, um herauszufinden, ob
GJ 1214b eher ein aufgeblasener Gesteinsplanet oder ein geschrumpfter Neptun aus
Gas oder Eis ist.
"Unsere Ergebnisse geben zwar einige neue Anhaltspunkte, aber noch keine
endgültige Erkenntnis zur Beschaffenheit von GJ 1214 b", fasst Angerhausen
zusammen. Wichtiger ist für ihn jedoch, dass die neusten Beobachtungen beweisen,
wie gut sich das fliegende Teleskop für die Exoplaneten-Forschung eignet. "Wir
konnten mit den Instrumenten anderthalb bis zwei Mal über die theoretische
Grenze hinausgehen", sagt der Experte: "Die Empfindlichkeit ist damit genügend
hoch, so dass SOFIA in Zukunft in der Exoplaneten-Transit-Liga mitspielen kann,
zusammen mit dem Hubble- oder dem Spitzer-Weltraumteleskop."
Auch wenn SOFIA wohl kein "Stammspieler" wie diese beiden werde, könne es für
besondere Spielzüge eingesetzt werden und Spezialaufgaben erfüllen, die sonst
nicht durchgeführt werden könnten. Schon jetzt freut sich Angerhausen auf
weitere Beobachtungen bei künftige0n Flügen.
Über ihre Ergebnisse berichten die Wissenschaftler in der
Fachzeitschrift Astronomy & Astrophysics.
|