Die Rauchblase von U Antliae
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Wien astronews.com
20. September 2017
Wie sieht die Zukunft unseres Sonnensystems aus? Eines
glauben Astronomen relativ sicher zu wissen: In einigen Milliarden Jahren wird sich die
Sonne zu einem Roten Riesen aufblähen.
Um mehr über das ferne Schicksal unserer kosmischen Heimat zu erfahren,
beobachten Forscher Sterne, die sich schon in dieser Phase befinden -
wie etwa U Antliae.
ALMA-Aufnahme der feinen Schalenstruktur um
U Antliae.
Bild: ALMA (ESO / NAOJ / NRAO) / F.
Kerschbaum [Großansicht] |
Kleine Sterne wie unsere Sonne haben meist ein recht beschauliches, ruhiges
Leben. Das ist insbesondere für uns Menschen von Vorteil, da wir auf stabile
Umweltbedingungen angewiesen sind. Am Ende des Lebenszyklus der Sonne werden
sich diese jedoch drastisch ändern. Unser Stern bläht sich dann zum Roten Riesen
auf, verschluckt einige der inneren Planeten und verändert die anderen deutlich.
Bis dahin werden zwar noch viele Milliarden Jahre vergehen, dennoch erforschen
Astronomen die Zukunft unseres Sonnensystems und untersuchen dazu jene Sterne,
die sich heute schon in jener letzten, turbulenten Lebensphase befinden.
Ein solcher Stern ist U Antliae im südlichen Sternbild Luftpumpe. Passend zu
seinem Sternbildnamen bläst er gerade seine äußeren Atmosphärenschichten mit
hoher Intensität in seine Umgebung. "U Antliae war schon 2009 einer der ersten
Sterne, den wir mit dem damals neuen Weltraumteleskop Herschel
beobachtet und damit den von ihm ausgestoßenen Staub untersucht haben", erklärt
Franz Kerschbaum vom Institut für Astrophysik der Universität Wien. In wenigen
Jahren gibt er nuklear prozessiertes Material in der Menge vergleichbar mit
unserer Erde ab und reichert so das interstellare Medium mit Gas und Staub an,
aus denen zukünftige Sterngenerationen neue Planeten bilden können. Sternentod
und Sternengeburt sind so im kosmischen Kreislauf der Materie direkt miteinander
verknüpft.
Mittels Radiobeobachtungen mit dem ALMA-Radiointerferometer konnte das
internationale Forschungsteam nun erstmals die Verteilung, die Menge und die
Geschwindigkeit der in den letzten paar tausend Jahren ausgestoßenen Gase, im
konkreten Fall des wichtigen Kohlenmonoxid-Moleküls, genau messen. Dabei hat
sich gezeigt, dass der Ausstoß kein gleichmäßiger Prozess ist, sondern einem
stotternden Motor gleicht – auf Grund seiner inneren Instabilität wird manchmal
mehr, manchmal weniger vom Stern ausgeworfen.
Zurzeit dehnt sich, gleich einer gigantischen "Rauchblase", das Material
einer besonders heftigen Auswurfsphase von vor etwa 2.700 Jahren aus. "Die
besondere Herausforderung bei diesem Projekt war die hochkomplexe
Datenverarbeitung. Da das Instrument noch sehr neu ist, gibt es noch kein
Standardverfahren um das Maximum aus dem wertvollen Beobachtungsmaterial
herauszuholen. Aber wie man an den spektakulären Bildern sehen kann, hat sich
der Aufwand eindeutig gelohnt", erklärt Magdalena Brunner von der Universität
Wien.
Das Atacama Large Millimeter Array (ALMA) besteht aus 66 kombinierten
Radioteleskopen auf über 5000 Meter Höhe in den Chilenischen Anden und liefert
die schärfsten Bilder des Universums im Millimeter- und Submillimeterbereich.
"Mit dem neuen Radiointerferometer ALMA können wir nun auch das vom Stern
ausgeworfene Gas in zuvor unerreichbarer Genauigkeit untersuchen und so
gleichsam in die Zukunft unseres eigenen Sterns, der Sonne, blicken", so Kerschbaum.
Über ihre Beobachtungen berichten die Astronomen in einem Fachartikel,
der in der Zeitschrift Astronomy & Astrophysics erschienen ist.
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