Wenn Wirklichkeit auf Vorhersagen trifft
Redaktion
/ Pressemitteilung des Instituts für Weltraumforschung der ÖAW astronews.com
5. September 2017
Sonnenstürme beeinflussen das sogenannte Weltraumwetter
entscheidend und können für Menschen im All, aber auch für technische
Einrichtungen auf der Erde zur Gefahr werden. Wissenschaftler haben nun erstmals
die Vorhersage von Sonnenstürmen mit den Langzeit-Daten mehrerer Raumsonden
verglichen. Oft lagen dabei die Vorhersagen daneben.
Ein gewaltiger Massenauswurf auf der Sonne im
August 2012, der zu einem Sonnensturm führte, der
später die Erde gestreift hat.
Bild: NASA Goddard Space Flight Center (CC BY
2.0) [Großansicht] |
Sonnenstürme sind die größten Explosionen im Sonnensystem. Wenn ein
sehr starker Sonnensturm auf die Erde trifft, können weitläufige Stromausfälle
die Folge sein. Nach bisherigen Schätzungen geschieht dies aber nur alle 50-100
Jahre. Eine neue Studie, die unter der Leitung von Christian Möstl vom Grazer
Institut für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der
Wissenschaften verfasst wurde, hat die Daten von fünf Raumsonden um Venus und
Merkur sowie im Sonnenwind zur Verifizierung eines Vorhersage-Modells
herangezogen.
Mit Bildern der STEREO-Mission wurde die Ausbreitung von über 1300
Sonnenstürmen zwischen 2007 und 2014 untersucht – eine Zahl, welche die von
früheren Studien deutlich übersteigt. Ein Messgerät, das am IWF für die Mission
Venus Express gebaut wurde und sich von 2006 bis 2014 in einer
Umlaufbahn um die Venus befand, hat die durch Sonnenstürme verursachten
Änderungen im Magnetfeld untersucht und damit die Modellrechnungen überprüft.
Mit den weiteren Raumsonden MESSENGER beim Merkur sowie STEREO und Wind
in der Nähe der Erdumlaufbahn, die zusammen ein gigantisches Observatorium im
inneren Sonnensystem bilden, konnte die aktuelle Ausbreitung der Sonnenstürme
mit dem Modell verglichen werden.
"Die Anwendung von Vorhersage-Modellen auf mehrere Planeten ist auch für eine
bemannte Mission zum Mars von großer Bedeutung", so Möstl. "Der Vergleich der
Raumsonden-Daten mit den Modellrechnungen zeigt, dass der Fehler in der
Ankunftszeit durchschnittlich 14 Stunden beträgt. Außerdem hat nur etwa ein
Drittel aller vorhergesagten Stürme den Planeten oder die Raumsonde auch
wirklich getroffen."
Durch eine Weiterentwicklung der Methoden und mit den Daten neuer Missionen
wie Solar Orbiter, die in den kommenden zwei Jahren gestartet werden,
erhoffen sich die Forscherinnen und Forscher deutliche Verbesserungen. Als
Dauerlösung für die nahe Zukunft könnte eine Raumsonde stationär in den
Lagrange-Punkt L5 gebracht werden und dort als permanente Weltraumwetter-Station
dienen.
Über ihre Ergebnisse berichten die Wissenschaftler in einem Fachartikel, der
in der Zeitschrift Space Weather erschienen ist.
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