Mit fünf Kameras auf Planetenjagd
von Stefan Deiters astronews.com
20. Juli 2017
Am La-Silla-Observatorium der europäischen Südsternwarte ESO
wurde jetzt eine Station des MASCARA-Projekts in Betrieb genommen. Mit der Einrichtung soll der gesamte Himmel überwacht und so nach Transits von Planeten
gefahndet werden. Die Station besteht aus fünf Kameras, die mit
Weitwinkelobjektiven ausgerüstet sind. Eine weitere Station arbeitet bereits auf
La Palma.

Die MASCARA-Station in La Silla.
Foto: ESO/G. J. Talens [Großansicht] |
Die zweite Station der Multi-site All-Sky CAmeRA (MASCARA) ist gestern
offiziell am La-Silla-Observatorium der europäischen Südsternwarte ESO in Chile
in Betrieb genommen worden. Das Station wurde von der Universität im
niederländischen Leiden entwickelt und soll von Chile aus den Südhimmel
beobachten. Eine erste Station, für die nördliche Hemisphäre, befindet sich
auf dem Roque de los Muchachos auf La Palma.
Die Stationen bestehen jeweils aus fünf Kameras, die mit
Weitwinkelobjektiven ausgerüstet sind und so praktisch den gesamten vom
jeweiligen Standort sichtbaren Himmel beobachten können. "Wir benötigen Stationen
auf der Nord- und auf der Südhalbkugel, um tatsächlich den gesamten Himmel zu
erfassen", erläutert Ignas Snellen von der Universität Leiden, der das
MASCARA-Projekt leitet. "Da die zweite Station in La Silla nun einsatzbereit
ist, können wir praktisch alle hellen Sterne am Himmel überwachen."
Das kompakte und vergleichsweise preiswerte System kann Sterne bis zu einer
Helligkeit von rund 8,4 Magnituden erfassen, was etwa zehn Mal lichtschwächer
als ein Stern ist, den man mit bloßem Auge noch sehen könnte. Es wurde praktisch aus
Standardkomponenten zusammengebaut. Ziel ist es, mit MASCARA
Sterne mit Helligkeitsschwankungen zu entdecken, die auf einen vorüberziehenden
Planeten hindeuten könnten. Mit dieser sogenannten Transitmethode wurden schon
zahlreiche Planeten entdeckt, insbesondere mit dem Weltraumteleskop Kepler.
Dazu überwachen Astronomen die Helligkeit einer möglichst großen Anzahl von
Sternen und suchen nach charakteristischen und regelmäßigen Veränderungen. Diese
Helligkeitsschwankungen könnten durch einen Planeten verursacht werden, der -
von der Erde aus betrachtet - genau vor seinem Zentralstern vorüberzieht.
Vorteil der Transitmethode ist, dass man von einem so entdeckten Planeten Größe
und Umlaufbahn bestimmen kann. Bei einigen Systemen ist - mit großen Teleskopen
- sogar eine Untersuchung der Atmosphäre möglich.
Mit MASCARA soll nun ein Katalog von möglichen Zielen für weitere
Beobachtungen erstellt werden. Dabei werden die beiden Stationen vor allem helle
Sterne anvisieren, die bislang im Rahmen keiner anderen Planetensuche erfasst
werden. Dabei dürfte das System hauptsächlich sogenannte "heiße Jupiter"
entdecken, also Gasriesen, die auf sehr engen Umlaufbahnen um ihre Sonne
kreisen.
Solche Riesenplaneten wurden schon in großer Menge mit der
Radialgeschwindigkeitsmethode aufgespürt. Dabei sucht man nach dem "Wackeln"
eines Sterns, das durch einen umlaufenden Planeten verursacht wird. Dieses
Wackeln fällt bei nahe umlaufenden und massereichen Planeten natürlich besonders
groß aus.
"Viel kann man bisher nicht über die Planeten aussagen, die mit der
Radialgeschwindigkeitsmethode entdeckt wurden, da es wesentlich besserer
Techniken zur direkten Abbildung bedarf, um das Licht dieser kühlen, alten
Planeten von dem ihrer Muttersterne zu unterscheiden", so Snellen. "Im Gegensatz
dazu können Planeten, die vor ihrem Mutterstern vorüberlaufen, direkt
charakterisiert werden."
Die Astronomen hoffen, mit MASCARA auch kleinere Planeten in der Größe von
Neptun oder sogar Supererden zu finden und so bald einen interessanten Katalog von
möglichen Zielen für weitere Untersuchungen zur Verfügung zu haben. Insbesondere
soll es dabei um Planeten gehen, bei denen sich eine Untersuchung der Atmosphäre
anbieten würde.
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