Mission erfüllt, Sonde deaktiviert
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Gravitationsphysik astronews.com
19. Juli 2017
Die Mission LISA Pathfinder ist Geschichte: Am
Dienstagabend wurde vom europäischen Raumfahrtkontrollzentrum in Darmstadt der
letzte Befehl an die Sonde geschickt und diese damit deaktiviert. LISA
Pathfinder hatte in den vergangenen Monaten die Technologien getestet, die für
das geplante weltraumbasierte Gravitationswellenobservatorium LISA nötig sind.

Die Sonde LISA Pathfinder hat Technologien
getestet, die für das
Gravitationswellenobservatorium LISA benötigt
werden.
Bild: ESA/ATG medialab [Großansicht] |
Mit der Mission LISA Pathfinder wurden in den vergangenen 16 Monaten
die Schlüsselelemente für ein Gravitationswellen-Observatorium im Weltraum
getestet. "Als wir gestern Abend das letzte Mal Kontakt mit LISA Pathfinder
hatten und uns vom Satelliten verabschiedeten, war das ein einzigartiger und
emotionaler Moment", sagt Prof. Karsten Danzmann, Direktor am
Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik, Direktor des Instituts für
Gravitationsphysik der Leibniz Universität Hannover und einer der
verantwortlichen Wissenschaftler der LISA-Pathfinder-Mission. "Nach
jahrelanger Planung und dem Start des Satelliten im Dezember 2015 haben wir seit
Anfang 2016 viele Tage und Nächte damit verbracht, mit LISA Pathfinder
den Weg für die Zukunft der Gravitationswellen-Astronomie zu ebnen."
LISA Pathfinder hat mit seinen Messungen, die die Erwartungen aller
beteiligten Wissenschaftler übertrafen, gezeigt, dass die erforderliche
Technologie für die geplante LISA-Mission bestens funktioniert. Nun arbeitet das
internationale Forschungsteam unter Federführung von Hannoveraner Forschenden
mit Hochdruck daran, das größte Gravitationswellen-Observatorium aller Zeiten zu
realisieren.
LISA soll im Jahr 2034 als Mission der europäischen Weltraumagentur ESA ins
All starten. US-Wissenschaftler prüfen derzeit, wie die NASA sich an der Mission
beteiligen kann. LISA wird aus drei Satelliten bestehen, die mit Lasern ein
gleichseitiges Dreieck mit 2,5 Millionen Kilometern Kantenlänge aufspannen.
Durch den Formationsflug im All laufende Gravitationswellen verändern diese
Abstände um Billionstel Meter.
LISA wird niederfrequente Gravitationswellen messen. Diese entstehen bei
Ereignissen wie verschmelzenden extrem massereichen Schwarzen Löchern mit
Millionen oder Milliarden Sonnenmassen in Galaxienzentren, Millionen von
Doppelsternen in unserer Galaxie oder exotischen Quellen wie kosmischen Strings.
"Nach dem Ende der Pathfinder-Mission können wir unsere Arbeit mit
vollem Elan an LISA fortsetzen. Mit LISA werden wir die Verschmelzungen extrem
massereicher Schwarzer Löcher aus dem gesamten Universum belauschen und ihre
Eigenschaften erfassen", so Danzmann. "Damit ergänzen wir die Messungen
irdischer Detektoren wie GEO600, LIGO und Virgo und vervollständigen unser
lückenhaftes Bild von der dunklen Seite des Universums."
Die Bordsysteme von LISA Pathfinder schalteten sich nach Empfang der
letzten Signale aus dem europäischen Weltraumkontrollzentrum ESOC am 18. Juli
2017 kurz nach 20:00 Uhr MESZ ab. Damit hält der Satellit Funkstille ein und
sendet und empfängt keine weiteren Signale im Radiobereich. Die meisten
Komponenten des Weltraumlabors sind ebenfalls abgeschaltet. Bereits im April
sorgte ein Bahnmanöver dafür, dass der Satellit in eine sichere Parkumlaufbahn
um die Sonne eintrat, die ihn für mehr als 100 Jahre von der Erde fern hält.
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