Baubeginn für Beschleuniger FAIR
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung des GSI Helmholtzzentrums für Schwerionenforschung
GmbH astronews.com
5. Juli 2017
Der Bau der internationalen Beschleunigeranlage FAIR in
Darmstadt hat gestern mit dem ersten Spatenstich offiziell begonnen. Der Start
der Hoch- und Tiefbauarbeiten markiert einen entscheidenden Moment für eines der
größten Bauvorhaben für die Forschung weltweit. FAIR soll 2025 voll
einsatzbereit sein und neue Erkenntnisse über den Aufbau der Materie und die
Entwicklung des Universums liefern.

Fotomontage der künftigen FAIR-Anlage in
Darmstadt.
Bild: GSI Helmholtzzentrum für
Schwerionenforschung GmbH [Großansicht] |
Am 4. Juli 2017 erfolgte auf dem Baufeld nordöstlich des GSI
Helmholtzzentrums für Schwerionenforschung in Darmstadt der Spatenstich für den
großen Ringbeschleunigers SIS 100, Herzstück der künftigen Beschleunigeranlage
FAIR. Die weltweit einzigartige Teilchenbeschleunigeranlage mit einem
Investitionsvolumen von über einer Milliarde Euro wird von neun Partnerländern
getragen und soll 2025 in Vollbetrieb gehen. Man verspricht sich von FAIR neue
Erkenntnisse über den Aufbau der Materie und die Entwicklung des Universums.
Zentraler Teil der Anlage ist ein unterirdischer Ringbeschleuniger mit einem
Umfang von 1100 Metern. Daran schließt sich ein komplexes System von
Speicherringen und Experimentierstationen an. Zahlreiche Vorarbeiten für das
Mega-Bauprojekt sind in den vergangenen Wochen und Monaten erfolgt,
beispielsweise laufen bereits Arbeiten zum Anschluss der bestehenden
Beschleunigereinrichtungen des GSI Helmholtzzentrums an die neue FAIR-Anlage,
Stützwände werden errichtet, die Aufträge für Aushub und Verbau des Ringtunnels
sind nach erfolgreicher Ausschreibung vergeben worden. Dies sind wichtige
Schritte in Richtung der großen Infrastrukturarbeiten für FAIR, die nun mit dem
ersten Spatenstich für den Ringbeschleuniger SIS100 begonnen haben. Nach der
Errichtung der neuen Gebäude erfolgt der Einbau der hochmodernen Beschleuniger-
und Experimentieranlagen.
Bei der Festveranstaltung überbrachten nationale und internationale
Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Wissenschaft Grußworte und griffen
symbolisch zum Spaten. Repräsentanten aller neun Partnerländer waren bei diesem
entscheidenden Etappenziel dabei. "Mit dem Baubeginn startet FAIR in eine neue
Phase", so Georg Schütte, Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der FAIR
GmbH und Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung. "FAIR
ist ein hochkomplexes Großforschungsprojekt an der Grenze des wissenschaftlich
und technisch Machbaren. Dieses Projekt mit seinen vielfältigen
Herausforderungen können wir nur im engen Schulterschluss mit unseren
internationalen Partnern meistern. Wir erwarten, dass FAIR sich zum
Innovationstreiber auf vielen Gebieten entwickelt: Von der Grundlagenforschung
über anwendungsorientierte Entwicklungen bis hin zu technisch neuen
Gebäudelösungen."
Das große Potenzial, das FAIR für die Forschung bietet, hob der
wissenschaftliche Geschäftsführer von FAIR und GSI, Professor Paolo Giubellino,
hervor: "FAIR eröffnet einmalige Möglichkeiten für erstklassige Forschung mit
großem Entdeckungspotenzial. Mit der FAIR-Anlage können Forscherinnen und
Forscher aus aller Welt die Vielfalt des Universums gleichsam ins Labor holen,
um so fundamentale Fragen wie die Entstehung der chemischen Elemente im Kosmos
oder die Struktur von Neutronensternen zu untersuchen, aber auch Anwendungen
z.B. in der Materialforschung und Medizin voranzutreiben. FAIR ist zugleich ein
Motor für technische Innovationen und ein idealer Ausbildungsort für die nächste
Generation von Wissenschaftlern und Ingenieuren."
"Das FAIR-Projekt ist die Weiterentwicklung einer hessischen Idee, die
fast 50 Jahre alt ist", unterstrich Eric Seng, stellvertretender Staatssekretär
im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst. "GSI wurde 1969 auf
Initiative von hessischen Universitäten hin gegründet. GSI und FAIR haben
weltweite Anziehungskraft. Als Gastgeber-Bundesland werden wir alles tun, damit
sich die internationale Forschergemeinde bei uns nicht nur wohl fühlt, sondern
wissenschaftliche Höchstleistungen erbringen kann."
Passend zum jetzt erfolgten Spatenstich hat auch das
FAIR-Experimentierprogramm, die sogenannte "FAIR-Phase-0" begonnen, um
Forschungsbetrieb und Bauablauf zu harmonisieren. Schon jetzt werden
Strahlzeiten für die Forschung an den bestehenden GSI-Anlagen und an Komponenten
für FAIR eingeplant. Dazu nutzen die Forscher die GSI-Beschleunigeranlagen, die
für ihren späteren Einsatz als Vorbeschleuniger für FAIR bereits wesentlich
verbessert wurden und noch weiter technisch aufgerüstet werden. Außerdem können
auch schon Teile von FAIR genutzt werden, beispielsweise der Speicherring
CRYRING.
"Die Wissenschaftscommunity freut sich, dass heute mit dem Spatenstich das
Megaprojekt FAIR in die entscheidende Phase eintritt", sagte der indische
Professor Sibaji Raha, der Vorsitzende des Wissenschaftlichen Rats von FAIR und
GSI. "Schon jetzt arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf der
ganzen Welt an dem Forschungsprogramm und der technischen Umsetzung der weltweit
einzigartigen Anlage. FAIR wird für Jahrzehnte die internationale
Vorzeige-Einrichtung für Hadronen- und Kernphysik werden und herausragende
Forschungsmöglichkeiten bieten."
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