Mikrooptische Systeme für Großteleskope
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Heidelberg astronews.com
9. März 2017
Astronomen dringen mit immer größeren Teleskopen in die
Weiten des Universums vor. Um das damit eingefangene Licht aber auch auswerten
zu können, bedarf es ganz neuer Technologien. Im Rahmen eines neue
Verbundvorhabens sollen nun mikrooptische Systeme, die bereits in der
Nachrichtentechnik verwendet werden, für den Einsatz in Großteleskopen nutzbar
gemacht werden.
Nahaufnahme eines Chips in integrierter
Optik-Technologie für den Einsatz in der
Infrarot-Interferometrie.
Bild: Universität zu Köln,
Universität Jena und Leibniz-Institut für
Astrophysik Potsdam [Großansicht] |
An der Entwicklung einer neuen Technologie für die astronomische Forschung
arbeiten in einem gemeinsamen Projekt drei Arbeitsgruppen aus Heidelberg, Köln
und Potsdam. Die Wissenschaftler wollen mikrooptische Systeme, die bereits in
der Nachrichtentechnik verwendet werden, für den Einsatz in Großteleskopen
nutzbar machen.
Das Verbundvorhaben wird von der Landessternwarte Königstuhl im Zentrum für
Astronomie der Universität Heidelberg, dem 1. Physikalischen Institut der
Universität zu Köln und dem Leibniz-Institut für Astrophysik in Potsdam
getragen. Für die dreijährigen Arbeiten hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft
(DFG) Fördermittel in Höhe von rund 1,1 Millionen Euro bewilligt.
Das Projekt "Innovative astronomische Instrumentierung mittels photonischer
Reformatierer" (NAIR) wird von der DFG im Rahmen der Ausschreibung "Neue Geräte
für die Forschung" gefördert. Die Wissenschaftler in Heidelberg, Köln und
Potsdam werden Bauelemente entwerfen und testen, die das Licht von Sternen und
Galaxien so geschickt umordnen können, dass damit hochpräzise Messungen an
kosmischen Objekten möglich werden.
Der Einsatz dieser neuen Technologie an Großteleskopen ist zum Beispiel dafür
vorgesehen, nach erdähnlichen Planeten naher Sterne zu suchen und die
Zusammensetzung ihrer Atmosphären zu bestimmen. "Beim Bau von Spektrographen für
moderne Teleskope stoßen wir zunehmend an technische und finanzielle Grenzen,
erläutert Prof. Dr. Andreas Quirrenbach, der Leiter der Landessternwarte
Königstuhl ist. "Im nächsten Jahrzehnt werden jedoch Teleskope mit Spiegeln von
bis zu 40 Metern Durchmesser in Betrieb gehen. Wir benötigen neue Konzepte, um
das Potential dieser Riesenteleskope ausschöpfen zu können."
Zu diesen innovativen Ansätzen gehört die Reformatierung von Licht: Dabei wird
beispielsweise aus einem runden Bündel ein Lichtstrahl mit einem Querschnitt,
der die Form eines dünnen Striches besitzt. Nach den Worten von Quirrenbach ist
es möglich, auch relativ kleine Spektrographen mit sehr großen Teleskopen zu
verwenden, wenn sie mit "gequetschten" Lichtbündeln gespeist werden.
Mit der Umordnung von Sternenlicht hat sich der Heidelberger Wissenschaftler Dr.
Robert Harris bereits während seiner Promotion beschäftigt. Dabei stieß er auf
mikrooptische Bauelemente, die von der Telekommunikationsindustrie in
Schaltzentralen für Glasfasernetzwerke eingesetzt werden. Sie besitzen komplexe
Funktionen auf kleinstem Raum und bieten sich daher für die Reformatierung von
Licht an. Nun entwickelt Harris speziell auf die Bedürfnisse der Astronomie
zugeschnittene Komponenten.
Für diese photonischen Systeme gibt es eine weitere Anwendungsmöglichkeit, so
Prof. Dr. Lucas Labadie aus Köln. "Werden mehrere Teleskope zu einem sogenannten
Interferometer zusammengeschaltet, erhalten wir schärfere Aufnahmen, als dies
mit einem einzelnen Teleskop möglich wäre. Dabei müssen allerdings alle
Lichtbündel mit höchster Präzision zusammengeführt und überlagert werden."
Voraussetzung dafür ist, dass die dafür verwendeten Bauelemente optimiert und
ihre physikalischen Eigenschaften noch besser verstanden werden. Vor allem
dürfen sie selbst nur extrem wenig Licht schlucken, wie die Potsdamer
Wissenschaftler Dr. Stefano Minardi und Dr. Roger Haynes hervorheben.
Mit der DFG-Förderung stehen Mittel für Mitarbeiter und Laborgeräte zur
Verfügung, um neue Konzepte für die Nutzung mikrooptischer Systeme in
astronomischen Instrumenten zu erarbeiten und zu erproben. Die Technologie soll
auch anderen Wissenschaftlern für die Grundlagenforschung zur Verfügung stehen.
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