Zwei Nebel auf einen Blick
von Stefan Deiters astronews.com
28. Dezember 2016
Kurz vor Weihnachten veröffentlichte die europäische
Weltraumagentur ESA eine Ansicht des Nebels NGC 248, die dank ihrer Farbgebung
perfekt in diese festliche Jahreszeit passen. Bei dem vom Weltraumteleskop
Hubble anvisierten Objekt in der Kleinen Magellanschen Wolke handelt es
sich nicht nur um einen, sondern eigentlich um zwei Nebel.
Die Nebel NGC 248 in der Kleinen
Magellanschen Wolke.
Bild: NASA, ESA, STScI, K. Sandstrom
(University of California, San Diego) und das
SMIDGE-Team [Großansicht] |
Die Kleine Magellansche Wolke ist eine von mehreren Satellitengalaxien
unserer Milchstraßen. Diese kleineren Systeme umkreisen große Galaxien wie die
Milchstraße oder die Andromedagalaxie. Zusammen mit diesen großen Spiralgalaxien
bilden sie unseren lokalen Galaxienhaufen, die Lokale Gruppe.
Die Große und die Kleine Magellansche Wolke dürften wohl die bekanntesten
Satellitengalaxien der Milchstraße sein. Von der Südhalbkugel der Erde aus
lassen sie sich bereits mit bloßem Auge am nächtlichen Himmel beobachten. Die
Kleine Magellansche Wolke ist rund 200.000 Lichtjahre von der Erde entfernt und
liegt im Sternbild Tukan.
In dieser Satellitengalaxie hat das Weltraumteleskop Hubble nun zwei
Emissionsnebel aufgenommen, die allerdings wie ein
Objekt erscheinen und die Katalogbezeichnung NGC 248 erhalten haben.
Emissionsnebel sind Wolken aus Gas, die von der energiereichen Strahlung junger
Sterne zum Leuchten angeregt werden. Sie leuchten also selbst - im Gegensatz zu
Reflexionsnebeln, die lediglich das Licht von Sternen in ihrer Umgebung
reflektieren.
NGC 248 wurde 1834 vom englischen Astronomen John Herschel entdeckt. Das
gesamte Objekt ist etwa 60 Lichtjahre lang und 20 Lichtjahre breit. Der
Wasserstoff des Nebels wird hier durch die Sterne der Region zum Leuchten
angeregt und erscheint auf dieser Ansicht rosa.
Die Beobachtungen wurden im Rahmen des Projekts Small Magellanic cloud
Investigation of Dust and Gas Evolution gemacht, mit dessen Hilfe die
Astronomen mehr darüber herausfinden wollen, wie sich der Staub der
Satellitengalaxie von dem Staub der Milchstraße unterscheidet. Staub spielt eine
wichtige Rolle etwas bei der Entstehung von Sternen.
Dank ihrer relativen Nähe lassen sich solche Untersuchungen im Fall der
Kleinen Magellanschen Wolke noch sehr gut durchführen. Es hat sich zudem
herausgestellt, dass der Anteil an schwereren Elementen in der kleinen Galaxie
um einen Faktor fünf bis zehn geringer ist, als in der Milchstraße. Damit dürfte
der Staub in der Kleinen Magellanschen Wolke dem Staub gleichen, den es in
Galaxien im frühen Universum gab.
So ist diese kleine Galaxie eine Art kosmisches Laboratorium, in dem sich die
Geschichte des Universums studieren lässt. Man kann dabei auch etwas über unsere
Milchstraße selbst erfahren: Auch hier dürfte nämlich der größte Teil der
Sternentstehung bereits vor vielen Milliarden Jahren stattgefunden haben und
damit zu einer Zeit, in der der Anteil von schwereren Elementen noch deutlich
geringer war. Als schwerere Elemente bezeichnen Astronomen alle Elemente, die nicht bereits im
Urknall entstanden sind, sondern erst im Laufe der Entwicklung des Universums im
Inneren von Sternen erzeugt wurden.
Die Daten für diese Ansicht wurden mithilfe
der Advanced Camera for Surveys des Weltraumteleskops Hubble im September 2015
gewonnen.
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