Objekt des Kuipergürtels im Visier
von Stefan Deiters astronews.com
20. Mai 2016
Noch hat die NASA der Verlängerung der Mission der Sonde New Horizons
nicht zugestimmt, doch das Team hat die Zeit schon einmal genutzt, um ein Objekt
des Kuipergürtels genauer unter die Lupe zu nehmen, das jenseits der Plutobahn um die
Sonne kreist. Bei den jüngsten Beobachtungen gelang es auch, die Rotationsperiode
des Brockens zu bestimmen.

Die Sonde New Horizons machte im April 2016
insgesamt 20 Beobachtungen des Objekts 1994 JR1
(Pfeil).
Bild: NASA / Johns Hopkins University Applied
Physics Laboratory / Southwest Research Institute [Großansicht] |
Die NASA-Sonde New Horizons befindet sich seit einigen Monaten auf
dem Weg zum Asteroiden 2014 MU69. An diesem Objekt im Kuipergürtel könnte die
Sonde am 1. Januar 2019 vorüberfliegen - wenn denn die NASA eine vom New-Horizons-Team
vorgeschlagene Verlängerung der Mission genehmigt (astronews.com berichtete).
Ziel dieser neues Missionsphase soll nicht nur der Vorüberflug an einem weiteren
Objekt des Kuipergürtels sein, sondern auch die Untersuchung verschiedener
anderer Objekte in dieser Region aus der Ferne.
In den vergangenen Monaten hat das Team von New Horizons dies schon einmal
geprobt. Am 7. und 8. April wurde mit dem Long Range Reconnaissance Imager
(LORRI) der 111 Millionen Kilometer von New Horizons entfernte Brocken 1994 JR1
anvisiert. Das Objekt hat einen Durchmesser von ungefähr 145 Kilometern und
umrundet die Sonne in einem Abstand von mehr als fünf Milliarden Kilometern. New Horizons hatte 1994 JR1 im November des vergangenen Jahres schon einmal aus
einer Entfernung von 280 Millionen Kilometer beobachtet.
"Durch die Kombination der Beobachtungen aus dem November 2015 und dem April
2016 konnten wir die Position von JR1 auf 1.000 Kilometer genau bestimmen, was
deutlich präziser ist, als für jedes andere kleine Objekt des Kuipergürtels",
erläutert Simon Porter vom Southwest Research Institute, der zum
Wissenschaftlerteam von New Horizons gehört. Mit den genaueren Daten konnte auch
eine vor mehreren Jahren aufgekommene Theorie endgültig widerlegt werden, nach
der es sich bei 1994 JR1 um einen Quasi-Mond von Pluto handelt.
Mithilfe der Daten aus dem April gelang es den Forschern die
Rotationsperiode des Objekts zu bestimmen. Aus den beobachteten
Helligkeitsschwankungen von 1994 JR1 ermittelten sie, dass ein Tag auf dem
Objekt gerade einmal 5,4 Stunden dauert. "Das ist relativ schnell für ein Objekt
des Kuipergürtels", unterstreicht Teammitglied John Spencer, der auch am
Southwest Research Institute arbeitet. "Das macht die Erforschung von neuen
Orten und die Beobachtung von Dingen, die noch nie jemand zuvor gesehen hat, so
faszinierend."
Die Sonde New Horizons war am 14. Juli des vergangenen Jahres an Pluto vorübergeflogen und hatte
dabei unzählige Bilder des Zwergplaneten und von seinen Monden gemacht.
Die Bilddaten und die Messungen anderer Instrumente wurden an Bord der Sonde gespeichert und nur ein Bruchteil davon
direkt nach
dem Vorüberflug zur Erde übermittelt.
Seit September werden nun kontinuierlich neue Aufnahmen und Daten des
Vorüberflugs zur Erde übertragen, so dass es ständig neue und in manchen Fällen
auch detailliertere Ansichten von Pluto und seinen Monden gibt.
Gleichzeitig hat das Team einen detaillierten Vorschlag für eine
erweiterte Missionsphase ausgearbeitet, der von der NASA gerade begutachtet
wird. Mit einer Entscheidung wird im Juni oder Juli gerechnet. Wird der Vorschlag abgelehnt, müsste New Horizons
im Dezember abgeschaltet werden.
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New Horizons,
Webseite des Applied Physics Laboratory der JHU
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