Europas neue Marsmission vor dem Start
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung astronews.com
11. März 2016 (Update: 14. März 2016)
In Baikonur wartet die nächste Marsmission auf ihren Start:
Der ExoMars Trace Gas Orbiter und das Landemodul Schiaparelli sollen am Montagmorgen starten und den
Mars im
Oktober erreichen. Die Mission ist der erste Teil der europäisch-russischen
Mission ExoMars, in deren Rahmen 2018 auch ein Rover auf dem Mars
landen soll. Ziel ist es, eventuell einmal vorhandenes Leben nachzuweisen.
Der Exo Gas Trace Gas Orbiter.
Bild: ESA–D. Ducros [Großansicht] |
Der Mars ist heute ein wüstenähnlicher, kalter und trockener Planet mit einer
nur sehr dünnen Atmosphäre. Nach irdischen Maßstäben ist er sehr
lebensfeindlich. Früher war das anders. In den ersten Milliarden Jahren nach
seiner Entstehung war das Klima dort wesentlich wärmer und feuchter als heute,
vermutlich ähnlich wie auf der jungen Erde, als sich das irdische Leben zu
entwickeln begann.
Auf der Marsoberfläche gibt es zahlreiche Spuren von Wasser, das dort einst
in flüssiger Form existierte. Für Leben, wie wir es kennen, ist flüssiges Wasser
eine Grundvoraussetzung, weshalb der Rote Planet als aussichtsreichster Kandidat
für die Entwicklung von Leben auf einem anderen Himmelskörper in unserem
Sonnensystem angesehen wird. Trotz seines kalten wüstenhaften Klimas ist der
Mars der erdähnlichste Planet in unserem Sonnensystem.
Den Planetenforschern stellt sich daher schon seit langem die Frage, ob er
einst belebt war und, wenn ja, ob das Leben bis heute überdauert hat.
Landemissionen suchten bereits seit den siebziger Jahren des vergangenen
Jahrhunderts nach Spuren von Leben auf dem Mars, bisher jedoch erfolglos. Für
Raumsonden von der Erde ist der Mars der am leichtesten zu erreichende
Himmelskörper, um herauszufinden, ob sich irgendwo außerhalb unseres
Heimatplaneten Leben im Universum entwickelt hat.
Das Gemeinschaftsprojekt ExoMars der europäischen Weltraumagentur
ESA und der russischen Weltraumbehörde Roscosmos soll nun wesentlich
dazu beitragen, diese Fragen zu beantworten. Das Projekt besteht aus zwei
Missionen. Die erste, die am 14. März 2016 um 10:31 Uhr MEZ gestartet werden
soll, besteht aus dem Trace Gas Orbiter und dem Landemodul
Schiaparelli. Beide sollen im Oktober 2016 gemeinsam den Mars erreichen.
Nachdem das Landemodul vom Orbiter getrennt wurde, soll es am 19. Oktober
2016 auf der Marsoberfläche landen, der Orbiter soll anschließend in eine
Umlaufbahn um den Roten Planeten einschwenken. Die Hauptaufgabe des Orbiters ist
die Messung von Spurengasen in der Marsatmosphäre, während das Landemodul
Technologien für eine weiche Landung auf dem Mars demonstrieren soll.
Die zweite Mission soll 2018 folgen. Sie besteht aus einem europäischen
Marsrover und einer russischen Landeplattform, die beide mit wissenschaftlichen
Instrumenten bestückt sind. Der Rover wird mit einem Bohrsystem ausgestattet
sein, mit dem sich erstmals Proben aus einer Tiefe von bis zu 2 Metern dem
Marsboden entnehmen und anschließend mit mehreren wissenschaftlichen
Instrumenten analysieren lassen.
Eines dieser Instrumente, der Mars Organic Molecule Analyser (MOMA),
wird unter der Leitung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung (MPS)
in Göttingen entwickelt und gebaut. Am aussichtsreichsten ist es, Spuren von
früherem Leben auf dem Mars in fossilen Gesteinsüberresten oder in Form von
organischen Molekülen, sogenannten Biomarkern, zu finden. Beides könnte in
Regionen existieren, die in der Frühzeit des Planeten über lange Zeiträume mit
Wasser bedeckt waren.
Irdisches Leben hat sich auf bestimmte chemische Substanzen spezialisiert,
die als wichtige Biomarker gelten. So werden beispielsweise in
Stoffwechselprozessen bestimmte Schlüsselmoleküle aufgenommen oder
synthetisiert, von denen viele Chiralität zeigen, das heißt, es gibt zwei
spiegelsymmetrische Formen dieser Moleküle.
"Irdisches Leben ist chiral und verwendet nur links-händige Aminosäuren und
rechts-händige Zucker" erklärt Dr. Fred Goesmann vom MPS, der leitender
Wissenschaftler für das Instrument MOMA ist. "Die Entdeckung von Molekülen von
nur einer chiralen Form wäre daher ein starkes Indiz dafür, dass bei der
Entstehung dieser Moleküle biologische Vorgänge eine wesentliche Rolle gespielt
haben", so Goesmann. Auch könnte der Grad der Komplexität von organischen
Verbindungen Hinweise auf einen möglichen biogenen Ursprung liefern.
"Der erfolgreiche Start der Mission ExoMars 2016 ist eine wichtige
Voraussetzung für die zweite Mission, die in zwei Jahren starten soll", erklärt
Fred Goesmann. Der Trace Gas Orbiter soll auch als Relaisstation für
die Kommunikation mit dem ExoMars Rover dienen.
Update (14. März 2016, 12 Uhr): Der Start erfolgte wie
geplant um 10.31 Uhr MEZ. Ein erstes Signal der Sonde wird am späten Abend
erwartet. Erst dann ist sicher, dass der Trace Gas Orbiter auf dem Weg
zum Mars ist.
|