Japanisches Röntgenteleskop im All
von Stefan Deiters astronews.com
18. Februar 2016
Die japanische Raumfahrtagentur Jaxa hat gestern
erfolgreich ein neues Röntgenteleskop in eine Erdumlaufbahn gebracht. Der
bislang unter der Bezeichnung ASTRO-H bekannte Satellit wurde kurze Zeit nach Erreichen des
Orbits in Hitomi umgetauft. Das Teleskop soll neue Daten über die energiereichsten
Phänomene im Universum liefern.
Hitomi, früher ASTRO-H, soll Informationen
über das energiereiche Universum liefern.
Bild: Japan Aerospace
Exploration Agency (JAXA) [Großansicht] |
Die Japan Aerospace Exploration Agency (Jaxa) hat gestern erfolgreich das
Röntgen-Weltraumteleskop ASTRO-H in eine Erdlaufbahn gebracht. Der Satellit
startete um 9.45 Uhr MEZ an Bord einer Trägerrakete vom Typ H-IIA vom
Tanegashima Space Center aus ins All. Nach etwas mehr als 14 Minuten
trennte sich ASTRO-H von der Rakete. Auch das Ausfahren der beiden
Solarzellenpaneele, die den Satelliten mit Strom versorgen sollen, klappte wie
vorgesehen.
Als dies geschafft war, gab die Jaxa den neuen Namen der Mission bekannt:
"ASTRO-H ist unser Auge zum Studium des heißen und energiereichen Universums",
heißt es in einer Pressemitteilung. "Daher nennen wir ASTRO-H 'Hitomi', was im
Allgemeinen 'Auge' und insbesondere Pupille bedeutet."
Hitomi wird die Erde in einer Höhe von etwa 575
Kilometern umkreisen. Der Satellit ist mit einer Masse von 2,7 Tonnen der
bislang schwerste Astronomiesatellit, den die japanische Raumfahrtagentur ins
All gebracht hat. Wenn Hitomi den sechs Meter langen Ausleger ausgefahren haben
wird, auf dem sich die abbildenden Detektoren für die "harte", also sehr
energiereiche Röntgenstrahlung befinden, wird der Satellit eine Gesamtlänge von
14 Metern aufweisen.
Hitomi verfügt über zwei Teleskope für weiche und zwei Teleskope für harte
Röntgenstrahlung. Die damit eingefangene Strahlung kann dann mit mehreren
Detektoren analysiert werden: mit abbildenden Kameras für beide Energiebereiche,
einem Spektrometer für weiche Röntgenstrahlung und einem Detektor für weiche
Gammastrahlen.
Hitomi ist bereits der sechste japanische Satellit, der der Erforschung des
"Röntgenuniversums" gewidmet ist. Der erste Satellit war 1979 gestartet worden,
der Vorgänger von Hitomi, der Satellit Suzaku, lieferte von 2005 bis 2015 Daten.
Hitomi wird über zehn Mal schwächere Röntgenquellen erkennen können als
Suzaku.
Die Daten des neuen Satelliten ergänzen zudem die Beobachtungen anderer
Röntgenteleskope. So liefert zwar das NASA-Röntgenteleskop Chandra
bessere Bilder, mit Hitomi können aber detaillierte Daten über die
Zusammensetzung und die Bewegung des Materials gewonnen werden, das diese
Strahlung aussendet.
"Wir beobachten Röntgenstrahlung überall dort im Universum, wo Teilchen
ausreichend große Energien erreichen", so Robert Petre, der Leiter des X-ray
Astrophysics Laboratory am Goddard Space Flight Center der NASA und der
Projektwissenschaftler für die US-amerikanische Beteiligung an Hitomi. "Zu
solchen Energien kommt es unter ganz unterschiedlichen Umständen wie bei
Explosionen von Sternen, extremen Magnetfeldern, starker Gravitation. Mit
Röntgenstrahlen können wir diese Phänomene untersuchen, die in anderen
Wellenlängen nicht zu beobachten sind."
So soll auch Hitomi Daten liefern, die neue Einblicke in einige der
faszinierendsten Bereiche der Astronomie erlauben: So ist eines der wichtigsten
Ziele die Untersuchung der Struktur des Universums mithilfe von Galaxienhaufen,
in denen es große Mengen an heißem Gas gibt, das Röntgenstrahlen aussendet.
Außerdem gibt es in diesen Ansammlungen von oft mehr als tausend Galaxien einen
beträchtlichen Anteil an Dunkler Materie. Hitomi soll zudem die energiereichen
Vorgänge rund um Schwarze Löcher und Neutronensterne untersuchen. Die
vorgesehene Missionsdauer von Hitomi beträgt drei Jahre.
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