Neuer Blick auf die Galaxie ESO 381-12
von Stefan Deiters astronews.com
14. Juli 2015
Die europäische Weltraumagentur ESA veröffentlichte in der
vergangenen Woche eine neue Ansicht der Galaxie ESO 381-12. Das eigentümliche
Aussehen des Systems und ein Schwarm von Sternhaufen deuten darauf hin, dass die
Galaxie in der jüngeren Vergangenheit in eine gewaltige Kollision verwickelt
gewesen sein könnte.
Die Galaxie ESO 381-12.
Bild: NASA, ESA, P. Goudfrooij (STScI)
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Die Galaxie ESO 381-12 liegt rund 270 Millionen Lichtjahre von der Erde
entfernt im Sternbild Zentaur. Das System, das auch unter der Bezeichnung PGC
42871 bekannt ist, wird von den Astronomen als linsenförmige Galaxie
klassifiziert. Linsenförmige Galaxien sind ein Zwischentyp zwischen einer
elliptischen Galaxie und einer Spiralgalaxie. Sie verfügen offenbar kaum noch
über frisches Material zur Produktion neuer Sterne, aber - im Gegensatz zu den
elliptischen Galaxien - über eine Scheibenstruktur.
Äußerst selten für eine Galaxie dieses Typs sind die eigentümlichen
schalenartigen Strukturen, die sich - fast wie eine Blüte - aus dem Zentrum des
Systems zu entfalten scheinen. Die Entstehung dieser Schalen ist noch immer ein
kleines Rätsel. Die Astronomen vermuten, dass die Wechselwirkung mit einer
anderen Galaxie dafür verantwortlich sein könnte. Dabei haben sich Stoßwellen
durch die Galaxie ausgebreitet - ganz ähnlich wie die Wellen auf einem
Teich, in den man einen Stein wirft.
Durch Wechselwirkungen von Galaxien, also durch enge Begegnungen oder sogar
Kollisionen und Verschmelzungen, kann sich das Aussehen der beteiligten Systeme
dramatisch verändern. Neues Material kann in die Galaxien gelangen, Gas und Staub wird komprimiert, wodurch neue
Sternentstehung angeregt wird und es zu regelrechten Ausbrüchen an
Sternentstehung kommt. So finden sich in Systemen, die erst unlängst ein solches
Ereignis überstanden haben, oft Sternhaufen aus jungen und sehr hellen Sternen.
Das ungewöhnliche Aussehen von ESO 381-12 hat auch dazu geführt, dass die
Galaxie von Astronomen sehr gründlich untersucht wurde, unter anderem mit der
Advanced Camera for Surveys des Weltraumteleskops Hubble. Sie
war Teil einer Untersuchung von "Schalen-Galaxien", die alle durch eine
Verschmelzung innerhalb der letzten eine Milliarde Jahren entstanden sind.
Auf dem Bild ist am rechten Rand noch eine weitere Galaxie auszumachen. Es
handelt sich dabei um die Galaxie ESO 381-13 oder PGC 42877. In ihr laufen noch
aktive Sternentstehungsprozesse ab und man kann auch Staub in der Galaxie
erkennen. Die Galaxie ist ähnlich weit von der Erde entfernt, wie die
eigentümliche "Schalen-Galaxie" und die Astronomen können nicht ausschließen,
dass beide Galaxien sich gegenseitig beeinflussen.
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