Ein brillanter Sternhaufen zum 25. Jahrestag
von Stefan Deiters astronews.com
24. April 2015
Mit einem spektakulären Bild des Sternhaufens Westerlund 2
feiern NASA und ESA den 25. "Geburtstag" des Weltraumteleskops Hubble.
Am 24. April 1990 nämlich startete Hubble an Bord der Raumfähre
Discovery ins All. Im letzten Vierteljahrhundert hat das Teleskop für
einige der spektakulärsten astronomischen Bilder gesorgt. Dabei sah zunächst
alles nach einem Fehlschlag aus.
Hubbles Jubiläumsblick auf die
Sternentstehungsregion Gum 29 und den Sternhaufen
Westerlund 2. Bild: NASA,
ESA, das Hubble Heritage Team (STScI/AURA), A.
Nota (ESA/STScI) und das Westerlund 2 Science
Team [Großansicht]
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Man kann es kaum glauben: Das Weltraumteleskop Hubble ist mit dem heutigen
Tag bereits 25 Jahre lang im All: Am 24. April 1990 startete die Raumfähre
Discovery mit Hubble an Bord in eine Erdumlaufbahn. Als Pilot flog damals der
heutige NASA-Administrator Charles F. Bolden mit. Als Hubble jedoch
dann einen ersten Blick ins All warf, war die Enttäuschung groß: Die Bilder
hatten überhaupt nicht die Qualität, die man sich vom ersten Teleskop dieser Art
erhofft hatte.
Bald stellte sich heraus, dass der Hauptspiegel offenbar fehlerhaft war
und für unscharfe Bilder sorgt. Hubble drohte zu einem der größten Fehlschläge
der NASA zu werden. Doch das Hubble-Team ersann einen Plan zur Rettung der
Teleskops. Während einer aufwendigen Reparaturmission im Dezember 1993 bekam
Hubble praktisch eine Brille verpasst, die die Probleme mit dem Spiegel
behob.
Mit geschärftem Blick begann dann die Erfolgsgeschichte des
Weltraumteleskops. Bei mehreren Wartungsmissionen wurde Hubble immer
wieder modernisiert und ist inzwischen 100-mal leistungsfähiger als beim Start.
Allerdings sah es zwischenzeitlich gar nicht danach aus, als würde Hubble sein
25. Jubiläum im All noch als funktionierendes Weltraumteleskop erleben können.
Nach der Columbia-Katastrophe entschied die NASA nämlich, dass die
letzte noch geplante Wartungsmission zu Hubble zu gefährlich sei und
strich sie aus der Liste der von den Raumfähren noch zu absolvierenden
Missionen. Damit schien das baldige Ende des Weltraumteleskops besiegelt. Doch
es brandete ein Sturm der Entrüstung auf - sowohl bei Astronomen als auch in der
Öffentlichkeit. Ein neuer NASA-Chef setzte dann schnell die Wartungsmission zu
Hubble wieder auf den Flugplan der Shuttle-Flotte.
Zum 25-jährigen Jubiläum von Hubble im Erdorbit veröffentlichten NASA und ESA
nun ein neues spektakuläres Bild, in dessen Zentrum der Sternhaufen Westerlund 2
zu sehen ist. Er ist Teil des Sternentstehungsgebiets Gum 29, das etwa 20.000
Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Kiel des Schiffs liegt.
Eigentlich ist der Sternhaufen nicht so leicht zu beobachten, weil er von
Staub umgeben ist, der im sichtbaren Bereich des Lichts den Blick erschwert. Mit
der Wide Field Camera 3 von Hubble aber sind auch Beobachtungen im nahe Infrarot
möglich. In diesem Wellenlängenbereich lässt sich einfacher durch den Staub
hindurchschauen und der Sternhaufen ist dadurch klar zu erkennen. Hubble kann
sogar die dichte Ansammlung von Sternen im Zentrum des Haufens auflösen, die nur
einen Durchmesser von rund zehn Lichtjahren hat.
Der gewaltige Sternhaufen ist lediglich zwei Millionen Jahre alt. Er enthält
einige der hellsten, heißesten und auch massereichsten Sterne, die man bislang
entdeckt hat. Die intensive ultraviolette Strahlung dieser Sterne sorgt für
Hohlräume in dem Gas in der Umgebung. Zusammen mit starken stellaren Winden
sorgt dies für das faszinierende Aussehen der Gas- und Staubwolken auf dem
Bild.
Die dunklen säulenförmigen Strukturen bestehen aus dichterem Gas und Staub
und können so der intensiven Strahlung und den Winden
widerstehen. Sie haben eine Länge von einigen Lichtjahren und sind jeweils zum
zentralen Sternhaufen hin ausgerichtet. In der Umgebung der "Säulen" befinden sich
auch weitere dichtere Regionen, darunter dunkle Gas- und Staubfilamente.
Die Strahlung und der Wind sorgen aber nicht nur für das faszinierende Aussehen
dieser stellaren Kinderstube. Sie kann auch die Entstehung von neuen
Generationen von Sternen anregen. Wenn der Wind auf das Gas trifft, entstehen
Stoßwellen, die entlang der
Ränder des durch Strahlung und Winde gesäuberten Bereichs für eine Welle von
Sterngeburten sorgen. Bei den roten Punkten in diesen Regionen handelt es sich um
gerade entstandene Protosterne, die noch nicht die nuklearen Fusionsprozesse im
Inneren gezündet haben. Bei den hellen bläulichen Sternen, die überall auf dem
Bild zu erkennen sind, handelt es sich hingegen meist um Sterne im Vordergrund.
Die Zentralregion des Bilds wurde mit Daten der Advanced Camera for
Surveys ergänzt, die im sichtbaren Bereich des Lichts gewonnen wurden, die
Randbereiche bestehen ausschließlich aus Daten der Advanced Camera for
Surveys.
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