Mit zwölf Teleskopen auf Planetenjagd
von Stefan Deiters astronews.com
14. Januar 2015
Am Paranal-Observatorium der europäischen Südsternwarte ESO
wurden jetzt erste Beobachtungen mit dem neuen Next-Generation Transit Survey
(NGTS) gemacht. Es handelt sich dabei um eine Anordnung aus zwölf
20-Zentimeter-Teleskopen, mit denen nach Transits von Planeten gesucht werden soll. Im Fokus stehen dabei Welten mit dem zwei- bis
achtfachen Erddurchmesser.

Blick auf einige der Teleskope des
Next-Generation Transit Survey.
Bild: ESO / G. Lambert [Großansicht]
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Ein neues Projekt zur Suche nach Transitplaneten hat jetzt in Chile sein
"First Light" begangen, also erstmals wissenschaftliche Beobachtungen
durchgeführt. Mit dem Next-Generation Transit Survey (NGTS) soll vom Paranal-Observatorium
der europäischen Südsternwarte ESO aus hauptsächlich nach Planeten gefahndet werden, die etwa den zwei- bis achtfachen Durchmesser der Erde haben.
Als Transitplaneten bezeichnen Astronomen Welten, die - von der Erde
aus betrachtet - vor ihrer Sonne vorüberziehen. Bei einem solchen "Transit"
wird das Licht des Sterns geringfügig verdunkelt, was man auf der Erde durch
einen leichten Helligkeitsabfall beobachten kann. Ein immer wiederkehrender
Helligkeitsabfall könnte also auf einen umlaufenden Planeten hindeuten. Das
Weltraumteleskop Kepler hat mit dieser Suchmethode bereits über tausend
extrasolare Planeten aufgespürt.
Der Next-Generation Transit Survey besteht aus einer Anordnung von zwölf
Teleskopen mit einem Durchmesser von 20 Zentimetern. Es handelt sich dabei um
modifizierte Varianten eines kommerziell erhältlichen Teleskops. Hinter dem
Projekt steht ein Konsortium aus britischen, schweizerischen und deutschen
Wissenschaftlern.
"Wir benötigten einen Beobachtungsort, an dem es viele klare Nächte gibt
sowie
mit klarer und trockener Luft, so dass wir so oft wie möglich sehr präzise
Messungen machen können", erläutert Don Pollacco von der University of Warwick
in Großbritannien die Auswahl des Standorts. "Paranal war da mit Abstand der
beste Ort."
Mit dem NGTS soll automatisch die Helligkeit von Hunderttausenden von
vergleichsweise hellen Sternen am südlichen Himmel überwacht werden. Die
Helligkeit wird dabei mit einer relativen Genauigkeit von eins zu tausend erfasst - besser
als jemals zuvor bei vergleichbaren Beobachtungen von der Erde aus. Das
NASA-Weltraumteleskop Kepler kann die Helligkeit der Sterne zwar noch genauer
messen, visiert dabei aber nur einen sehr kleinen Bereich am Himmel an.
Die Technik, die für NGTS verwendet wurde, hatte man zuvor in den Jahren 2009
und 2010 im Rahmen eines kleineren Projekts auf der Kanareninsel La Palma
getestet. Außerdem flossen die Erfahrungen aus dem SuperWASP-Projekt ein, mit
dem erfolgreich nach großen Gasplaneten gesucht wird. Es besteht aus zwei
Instrumenten, die auf La Palma und in Südafrika stehen.
Die Entdeckungen, die mit NGTS gemacht werden, sollen dann mit größeren
Teleskopen verifiziert und weiter untersucht werden. Dabei hofft man auch
Planeten zu finden, bei denen sich dann, durch Kombination mit anderen
Verfahren, nicht nur der Durchmesser, sondern auch die Masse bestimmen lässt, so
dass sich Aussagen über die Zusammensetzung der fernen Welten machen lassen.
Außerdem hoffen die Wissenschaftler auf weitere Planeten, bei denen man mit
großen Teleskopen auch spektroskopische Untersuchungen der Atmosphären der
Planeten durchführen kann. Bei einem Transit fällt nämlich auch ein wenig
Licht des Sterns durch die Atmosphäre eines Planeten. Eine spektrale Untersuchung
dieses Lichts verrät dann etwas über ihre Zusammensetzung.
"Wir freuen uns darauf, nun mit der Suche nach kleinen Planeten um
nahegelegene Sterne beginnen zu können", meint Peter Wheatley von der University of Warwick. "Die NGTS-Entdeckungen und die anschließenden Nachbeobachtungen mit
Teleskopen auf der Erde und im All sind ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur
Untersuchung der Atmosphären und der Zusammensetzung von so kleinen Planeten wie
der Erde."
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