Erfolgreicher Erstflug der Orion-Raumkapsel
von Stefan Deiters astronews.com
5. Dezember 2014
Mit der Raumkapsel Orion sollen NASA-Astronauten ab dem
kommenden Jahrzehnt zu Zielen jenseits des niedrigen Erdorbits aufbrechen.
Vorgesehen sind etwa Missionen zu einem Asteroiden. Heute absolvierte Orion nun
den ersten unbemannten Testflug. Nach viereinhalb Stunden im All wasserte die Kapsel wie
vorgesehen im Pazifik. Die NASA wertet den Flug als vollen Erfolg.
Die Rückkehr der
Orion-Kapsel nach ihrem erfolgreichen Testflug.
Bild: NASA [Großansicht] |
Erfolg für die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA: Das Raumschiff Orion, mit
dem die NASA ab dem kommenden Jahrzehnt zu Zielen jenseits des niedrigen
Erdorbits aufbrechen will, hat heute seinen ersten Flug absolviert. An Bord
einer Trägerrakete vom Typ Delta IV Heavy wurde die Kapsel ins All gebracht und
umrundete zwei Mal die Erde. Sie landete rund 4,5 Stunden später im Pazifik.
Nach Angaben der NASA verlief dabei alles nach Plan.
Der Start war eigentlich für gestern Mittag vorgesehen
gewesen, doch verhinderten
zunächst zu starke Bodenwinde und anschließend störrische Ventile an
Treibstoffleitungen den Start. Heute aber verlief alles ohne Probleme. Orion
hob planmäßig um 13.05 Uhr MEZ von Cape Canaveral aus zum Jungfernflug ab. Die
Trägerrakete vom Typ Delta IV Heavy soll dabei nur für diesen Testflug zum Einsatz
kommen, in
Zukunft wird Orion mithilfe eines neuen Trägerraketensystems gestartet werden,
das die NASA gegenwärtig gerade entwickelt.
Den ersten entscheidenden Test bestand Orion bereits wenige Minuten
nach dem Start: Die Verkleidung der Kapsel löste sich wie vorgesehen und auch die
oberhalb von Orion montierte Rettungsrakete, mit der Astronauten später bei
einem Problem während des Starts aus der Gefahrenzone transportiert werden
können, wurde wie vorgesehen abgesprengt.
Orion umrundete die Erde dann zunächst einmal auf einem elliptischen Orbit.
Anschließend wurde die noch mit Orion verbundene Oberstufe der Rakete erneut für
einige Minuten gezündet und die Kapsel so auf eine noch elliptischere Umlaufbahn
gebracht, auf der sich Orion bis zu rund 5.800 Kilometer von der Erde
entfernte. Seit den Apollo-Missionen hatte sich keine Kapsel, die einmal für die
Beförderung von Menschen vorgesehen ist, so weit von der Erde entfernt.
Orion durchquerte dabei auch zwei Mal den Van-Allen-Strahlungsgürtel der Erde,
so dass die Ingenieure messen konnten, wie gut die Abschirmung der Kapsel
funktioniert und welche Probleme die Strahlung bei der Elektronik an Bord
verursacht.
Bei der Rückkehr erreichte die Kapsel dann Geschwindigkeiten von bis zu 32.000
Kilometern pro Stunde, was beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre für
Temperaturen an der Außenhaut von rund 2.200 Grad Celsius sorgte. Eine ähnliche
Geschwindigkeit würde die Kapsel etwa auch bei der Rückkehr vom Mond erreichen.
Orion wurde vor der Landung im Pazifik von drei großen Fallschirmen abgebremst
und wasserte schließlich um 17.29 Uhr MEZ in der vorgesehenen Region.
Bergungsschiffe waren bald zur Stelle, um die Kapsel zu bergen. Die NASA
betonte, dass man auf diesem unbemannten Testflug die Möglichkeit hatte, alle
Systeme bis an die Grenzen der Belastbarkeit zu testen, um so wertvolle Daten
für die Weiterentwicklung zu gewinnen. Dazu waren in der Kapsel mehr als 1.200
Sensoren montiert, die während des ganzen Flugs Daten sammelten.
Nach der Bergung der Kapsel wird diese
zunächst in einen Hafen an der kalifornischen
Küste gebracht und anschließend auf dem Landweg zurück nach Florida
transportiert. Dort wird sie gegen Weihnachten zurückerwartet. "Heute war ein
toller Tag für Amerika", meinte Flugdirektor Mike Sarafin von seinem Platz im
Missionskontrollzentrum in Houston. "Obwohl es eine unbemannte Mission war,
befanden wir uns alle an Bord der Orion."
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