Farbenfroher Haufen aus mittelalten Sternen
von Stefan Deiters astronews.com
26. November 2014
Die europäische Südsternwarte ESO hat heute eine neue
Aufnahme des hellen offenen Sternhaufen NGC 3532 veröffentlicht, der sich in
rund 1.300 Lichtjahren Entfernung im Sternbild Kiel des Schiffs befindet.
Zahlreiche massereiche Sterne des Haufens sind inzwischen schon zu Roten Riesen
geworden. Doch nicht nur die sorgen für Farbtupfer.

Der offene Sternhaufen NGC 3532.
Bild: ESO/G. Beccari [Großansicht] |
Bei NGC 3532 handelt es sich um einen hellen, offenen Sternhaufen, der rund
1.300 Lichtjahre entfernt im Sternbild Kiel des Schiffs liegt. Im englischen
Sprachraum wird er auch als "Wishing Well Cluster", also "Gute Wünsche Haufen",
bezeichnet, weil er einige Betrachter an einen Brunnen erinnert hat, in den
Menschen zahlreiche Silbermünzen geworfen haben. Manche nennen ihn auch
"Football Cluster", wobei - angesichts der ovalen Form des Haufens - hier ein
amerikanische Fußball gemeint ist.
Von der Südhalbkugel aus lässt sich NGC 3532 problemlos mit bloßem Auge
beobachten. Der Haufen wurde im Jahr 1752 vom französischen Astronomen Nicolas
Louis de Lacaille entdeckt, der sich damals gerade in Südafrika aufhielt. NGC
3532 zählt zu den spektakulärsten offenen Sternhaufen am nächtlichen Himmel -
eine Einschätzung, die nach Betrachten der heute von der europäischen
Südsternwarte ESO veröffentlichte Aufnahme wohl jeder bestätigen kann.
NGC 3532 hat am Himmel eine Größe, die in etwa der doppelte Ausdehnung des
Vollmonds entspricht. John Herschel beobachtete in dem Haufen in den 1830er
Jahren "mehrere elegante Doppelsterne" und der Sternhaufen war auch das erste
Ziel überhaupt, das am 20. Mai 1990 mit dem Weltraumteleskop Hubble
anvisiert wurde.
NGC 3532 ist ungefähr 300 Millionen Jahre alt und ist damit ein Sternhaufen
mittleren Alters. Die Sterne einer solchen Ansammlung von Sternen sind alle in
etwa zur gleichen Zeit entstanden. Da sich Sterne aber entsprechend ihrer Masse
unterschiedlich schnell entwickeln, findet man in dem Haufen Sonnen in ganz
verschiedenen "Lebensphasen". Die masseärmsten Vertreter haben ihr stellares
Leben praktisch gerade erst begonnen, die massereichsten sind schon als
Supernovae explodiert.
Sterne mit einer nicht zu hohen Anfangsmasse leuchten in NGC 3532 noch
bläulich hell, andere Sonnen mit einer etwas höheren Masse haben ihren Vorrat an
Wasserstoff im Inneren bereits verbraucht und sind zu Roten Riesensternen
geworden. Daher finden sich in dem Haufen zahlreiche bläuliche und
rötlich-orangefarbene Punkte. Die masseärmsten Sterne sind weniger spektakulär
und leuchten eher gelblich oder gar mit einem dunkelroten Farbton.
NGC 3532 besteht insgesamt aus rund 400 Sternen. Der Haufen befindet sich in
einer sehr sternreichen Region der Milchstraße, so dass auf der Aufnahme auch
noch zahlreiche weitere Sterne zu sehen sind - zusammen mit leuchtendem Gas und
dunklen Staubschwaden.
Die Aufnahme basiert auf Daten, die mit dem Wide Field Imager am
2,2-Meter-MPG/ESO-Teleskop in La Silla gewonnen wurden.
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