Arbeiten am europäischen Service-Modul beginnen
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
18. November 2014
Beim neuen NASA-Raumschiff Orion kommt auch
Technologie zum Einsatz, die für die europäischen Raumfrachter ATV entwickelt
wurde: Die ESA wird nämlich für Orion das Service-Modul beisteuern, das
unter anderem für Antrieb und Energieversorgung verantwortlich ist. Jetzt wurde
der Auftrag für Bau und Entwicklung erteilt. Der Erstflug ist in drei bis vier
Jahren geplant.
Mit dem russischen Fracht- und Antriebsmodul "Sarja" - zu Deutsch
"Sonnenaufgang" - begann am 20. November 1998 der Aufbau der Internationalen
Raumstation ISS. Die ISS ist heute das größte und komplexeste Forschungslabor im
All, eine einmalige und einzigartige Testumgebung für wissenschaftliche und
technologische Experimente in Schwerelosigkeit. Deutschland ist mit zirka 40
Prozent der Entwicklungs- und Betriebskosten größter europäischer ISS-Partner.
Das ATV (Automated Transfer Vehicle) ist das europäische Versorgungsfahrzeug für
die ISS.
Alle fünf ATV sind bei Airbus Defence and Space in Bremen gebaut
worden. Der letzte Raumfrachter dieser Reihe hat am 12. August 2014 an die ISS
angedockt, soll die Raumstation im Februar 2015 wieder verlassen und danach in
der Erdatmosphäre verglühen. Doch die für die ATV entwickelten Technologien sind
damit nicht verloren. Sie fließen in das europäische Servicemodul ESM für die
neue US-amerikanische Raumkapsel Orion ein, die den Weltraum auch
jenseits des erdnahen Orbits und der ISS erkunden soll.
"Die NASA spricht uns mit diesem Angebot ein großes Vertrauen aus. Wir
stellen mit dem ESM zum ersten Mal eine kritische Komponente für zukünftige
NASA-Missionen - und zwar für bemannte und unbemannte Einsätze", erklärt Dr.
Rolf Densing, ESA-Programmdirektor im Raumfahrtmanagement des Deutschen Zentrums
für Luft- und Raumfahrt (DLR). Damit bleibe das technische Know-how in
Deutschland nicht nur erhalten, sondern könne sogar erweitert werden. "Das ist
für uns eine klare Option für die Zukunft. Das ESM ist eine sinnvolle
Fortsetzung der mit der ISS begonnenen Kooperation mit neuen Akzenten", so
Densing weiter.
Neben wissenschaftlichen Experimenten könnten bei längeren
Explorationsmissionen auch Technologien wie Lebenserhaltungssysteme getestet
werden - für Planetenforscher könnten sich interessante neue Forschungsfelder
und Ziele eröffnen, für die astronautische Raumfahrt ebenfalls.
Mit Entwicklung und Bau des Servicemoduls für die Orion-Kapsel hat die
europäische Weltraumorganisation ESA gestern das Airbus Defence and Space
beauftragt. Den Vertrag über 390 Millionen Euro haben Thomas Reiter,
ESA-Direktor für bemannte Raumfahrt und Betrieb, und Bart Reijnen, Leiter
Orbitale Systeme und Weltraumerkundung bei Airbus Defence and Space in
Bremen, im Beisein von Brigitte Zypries, Parlamentarischer Staatssekretärin im
Bundeswirtschaftsministerium und Koordinatorin für die Luft- und Raumfahrt, in
Berlin unterzeichnet.
Das Servicemodul ist für den Antrieb, die Energieversorgung, die
Thermalkontrolle und die Lagerung wichtiger Versorgungsgüter wie Wasser und
Sauerstoff für die amerikanische Kapsel verantwortlich. Der Erstflug der
Orion-Raumkapsel mit dem europäischen Servicemodul ist für 2017/2018
geplant. Es soll ein unbemannter Flug um den Mond und zurück werden. Sollte die
NASA die Option für ein zweites ESM wahrnehmen, soll die zweite Mission ab
2020/2021 mit Astronauten an Bord einen vorher eingefangenen Asteroiden
ansteuern und Proben zurückbringen. Nach der Freigabe der Systementwürfe für das
Servicemodul im Mai 2014 hat jetzt die detaillierte Definitionsphase begonnen,
die erste Hardware wird gebaut.
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