Korona mit neuer Methode im Visier
Redaktion
/ Pressemitteilung des Helmholtz-Zentrums Potsdam - Deutsches
GeoForschungsZentrum GFZ astronews.com
27. Juni 2014
Die Korona der Sonne umgibt die sichtbare Oberfläche unseres
Zentralgestirns und ist nur schwer zu beobachten. Sie besteht aus über eine
Million Grad heißem, dafür aber nur sehr dünnem Plasma. Ihre Erforschung ist
auch für die Vorhersage des Weltraumwetters von Bedeutung. Nun haben Forscher
eine neue Methode entwickelt, um diese Region mit Radioteleskopen untersuchen zu
können.
VLBI-Beobachtungsprinzip: Radioteleskope auf
der Erde zeichnen die Signale von
extragalaktischen Radioquellen auf, die durch die
Plasmen der Sonnenkorona und Erdionosphäre
beeinflusst werden.
Bild: B. Soja, GFZ [Großansicht] |
Forscher des Deutschen GeoForschungsZentrums GFZ haben eine neue Methode
gefunden, die Struktur der Sonnenkorona zu untersuchen: Sie machten sich dazu
die Radiointerferometrie zunutze. Die Sonnenkorona ist der äußere Teil der
Sonnenatmosphäre und besteht aus voll-ionisiertem Plasma, das Temperaturen von
über eine Million Grad erreicht. Ihre Struktur erschließt sich den Forschern
über die Dichte der Elektronen in der Korona.
Ihre Modelle der Elektronendichte der Korona entwickelten die GFZ-Forscher
mithilfe der Radiointerferometrie auf langen Basislinien oder Very Long Baseline Interferometry, kurz VLBI. VLBI ist ein wichtiges Verfahren der Geodäsie und
Astrometrie, bei dem extragalaktische Radioquellen durch ein globales Netzwerk
von Radioteleskopen beobachtet werden. So hatte astronews.com erst gestern über
ein Schwarzes-Loch-Trio in großer Entfernung berichtet, das auch durch
VLBI-Beobachtungen untersucht worden war.
"Wir konnten zum ersten Mal koronale Elektronendichtemodelle aus
VLBI-Daten bestimmen," erläutert Benedikt Soja vom Deutschen
GeoForschungsZentrum GFZ. "Ein Vergleich unserer Daten mit den bisher
angewandten Modellen zeigte eine sehr gute Übereinstimmung." Und nicht nur das:
die Wissenschaftler konnten zeigen, dass mit VLBI auch regionale Variationen der
Elektronendichte bestimmt werden können und dass im Durchschnitt die
Elektronendichte über aktiven Regionen der Sonnenoberfläche dreimal so hoch ist
wie jene über ruhigen Regionen.
Das Verständnis der Eigenschaften und Mechanismen der Korona ist nicht nur
wichtig für die Sonnenforschung: Durch Überwachen des Zustands und der Struktur
der Korona können Vorhersagen über das Weltraumwetter getroffen werden, die zum
Beispiel entscheidend für Satellitenbetrieb, Raumfahrtaktivitäten oder
Telekommunikation sind. Das Weltraumwetter übt auch einen wichtigen Einfluss auf
die Erdionosphäre und das Geomagnetfeld aus.
Im Gegensatz zu den herkömmlichen Methoden hat das neue VLBI-Verfahren den
Vorteil, dass es mit dieser Technik prinzipiell möglich ist, homogen und
kontinuierlich die Sonnenkorona zu überwachen. Die Ergebnisse der GFZ-Forscher
deuten an, dass VLBI in Zukunft von großem Nutzen bei der Untersuchung der
Sonnenkorona sein kann. Bei dem Verfahren werden die Signale von
extragalaktischen Radioquellen aufgezeichnet und anschließend deren
Beeinflussung durch die Plasmen der Sonnenkorona und Erdionosphäre bestimmt.
Über das neue Verfahren berichten die Wissenschaftler jetzt in einem Artikel
in der Fachzeitschrift Nature Communications.
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