Asteroiden-Einfangmission wird konkreter
von Stefan Deiters astronews.com
20. Juni 2014
Die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA hat gestern ihre
Pläne für eine spektakuläre Asteroiden-Einfangmission etwas konkretisiert, die
sie für das Jahr 2019 plant. Inzwischen gibt es einige kleine Asteroiden, die
für eine solche Mission infrage kommen würden. Bei einem wurde erst kürzlich mit
Hilfe des Weltraumteleskops Spitzer der Durchmesser bestimmt. Noch
werden zwei Missionskonzepte diskutiert.
Spitzer-Aufnahme
des Asteroiden 2011 MD. Der Asteroid wurde von
Spitzer im Februar 2014 20 Stunden lang
beobachtet.
Bild: NASA / JPL-Caltech / Northern
Arizona University / SAO
[Großansicht] |
Für die NASA soll der Weg zu einer bemannten Mission zum Mars, so zumindest die
aktuellen Planungen der amerikanischen Raumfahrtbehörde, über eine spektakuläre
Mission zu einem erdnahen Asteroiden führen. Dazu ist im Jahr 2019 der Start
einer unbemannten Raumsonde vorgesehen, die entweder einen kleinen Asteroiden
einfängt oder aber einen mehrere Meter durchmessenden Felsbrocken von der
Oberfläche eines größeren Asteroiden einsammelt.
Die Einfangsonde soll dann in einen Orbit um den Erdmond einschwenken, wo der
Asteroid oder der Felsbrocken dann von Astronauten untersucht und auch Proben
genommen werden könnten. Die dabei gewonnenen Erfahrungen werden nicht nur der
Vorbereitung einer bemannten Mission zum Mars dienen, sondern dürften auch
wichtige Erkenntnisse über erdnahe Asteroiden liefern, die die Erde bedrohen
könnten.
Ob nun ein kleiner Asteroid eingefangen oder ein ähnlich großer Felsbrocken von
der Oberfläche eines Asteroiden eingesammelt werden soll, will die NASA bis Ende
dieses Jahres entscheiden. Für Konzeptstudien zu verschiedenen Teilaspekten der
Asteroidenmission stehen jetzt knapp fünf Millionen US-Dollar bereit. Die damit
finanzierten Studien sollen im Juli beginnen und bis zum Jahresende
abgeschlossen sein.
Parallel dazu sucht die NASA intensiv nach einem geeigneten Asteroiden für die
Mission. Für die Einfangvariante wurden bislang neun Asteroiden identifiziert,
die sowohl die richtige Größe als auch den richtigen Orbit haben dürften. Von
drei Asteroiden sind Größe und weitere Eigenschaften bereits genauer bestimmt.
Zuletzt hatte das Infrarot-Weltraumteleskop Spitzer neue Daten zum
Asteroiden 2011 MD geliefert. Dieser hat einen Durchmesser von rund sechs Metern
und eine überraschend geringe Dichte - sie entspricht etwa der von Wasser.
Die Astronomen spekulieren daher, dass es sich bei dem Brocken eher um eine Art
lockeren Schutthaufen handeln könnte. Normales Gestein hat nämlich etwa die
dreifache Dichte von Wasser. Beobachtungen im Infraroten sind für die Bestimmung
der Größe von Asteroiden besonders gut geeignet, weil sich hier das
Reflexionsvermögen kaum auf die Helligkeit auswirkt. Dies kann im sichtbaren
Bereich des Lichts dazu führen, dass ein winziger weißer Eisklumpen im Teleskop
ähnlich hell erscheint, wie ein riesiger dunkler Brocken.
"Die Beobachtung dieser schwer fassbaren Überreste, die aus der Zeit der
Entstehung unseres Sonnensystems stammen könnten, erweitert unser Wissen über
unsere Heimatwelt und den Teil des Weltraums, in dem sie sich befindet", so John
Grunsfeld, der für das Wissenschaftsprogramm der NASA zuständige Administrator.
"Die nähere Untersuchung erfordert ganz neue technische Fähigkeiten und hilft
uns zudem, unseren Planeten vor Einschlägen zu schützen. Das Weltraumteleskop
Spitzer ist eines der Werkzeuge für das Aufspüren
und die Untersuchung potentieller Ziele für eine Asteroidenmission."
Die Suche nach Asteroiden wird auch in den kommenden Jahren fortgesetzt: 2016
wird mit dem Asteroiden 2008 HU4 ein weiterer potentieller Kandidat der Erde so
nahe kommen, dass detailliertere Beobachtungen möglich sind. Die anderen Asteroiden auf der Liste nähern sich der Erde nicht
mehr weit genug an, bevor
eine endgültige Entscheidung über die Mission fallen muss. Allerdings werden im
Rahmen verschiedener Programme jedes Jahr gleich mehrere potentielle Kandidaten
entdeckt, von denen einige uns auch so nahe kommen, dass man sie genauer unter
die Lupe nehmen kann.
|