Was Sonnenuntergänge über Exoplaneten verraten
von Stefan Deiters astronews.com
2. Juni 2014
Der Saturnmond Titan und die Sonde Cassini helfen
Astronomen bei der Auswertung von spektralen Untersuchungen der Atmosphären von
extrasolaren Planeten. Beobachtungen ergaben nämlich, dass ein dunstiger Himmel
entscheidende Auswirkungen darauf haben kann, welche Informationen wir aus der
Ferne über einen Exoplaneten gewinnen können.

Titan-Beobachtungen
der Sonde Cassini lieferten nun Hinweise zur
Auswertung von Spektren von extrasolaren
Planeten.
Bild: NASA/JPL-Caltech |
Extrasolare Planeten, also Planeten, die um andere Sonnen kreisen, hat man
inzwischen in großer Zahl entdeckt. Doch wie sehen diese fernen Welten aus?
Erste Hinweise dazu könnten spektrale Beobachtungen liefern, die allerdings nur
möglich sind, wenn man das Licht der Exoplaneten direkt beobachten kann oder
aber das Licht des Zentralsterns auf dem Weg zur Erde die Atmosphäre des
Planeten durchläuft.
Dies ist bei Transitplaneten der Fall,
wie man sie beispielsweise mit dem Weltraumteleskop
Kepler entdeckt
hat. Das Licht, das wir von diesen Welten
empfangen, enthält also beispielsweise Informationen über den Aufbau und die
Zusammensetzung der Atmosphären der fernen Planeten.
Doch wie zuverlässig verraten uns solche Beobachtungen etwas über die
tatsächliche Beschaffenheit der Atmosphären dieser Welten? Um diese Frage
beantworten zu können, hat Tyler Robinson vom Jet Propulsion Laboratory
der NASA und sein Team nach einem "Modellexoplaneten" gesucht, bei dem sich ganz
ähnliche Beobachtungen anstellen lassen, von dem man jedoch gleichzeitig aus
anderer Quellen schon recht viel weiß.
Sie fanden ihn im Orbit um den Ringplaneten Saturn: den Mond Titan. Bei diesem
beobachtet die Saturnsonde Cassini regelmäßig "Sonnenuntergänge", also das
Verschwinden der Sonne hinter Titan. Auch dabei fällt das Licht durch die dichte
Atmosphäre, die den größten Mond des Ringplaneten umgibt. "Es hat sich gezeigt,
dass man eine ganze Menge von Sonnenuntergängen lernen kann", so Robinson.
Der Saturnmond Titan ist von Wolken und Dunstschleiern umgeben, so dass die
Oberfläche vor den neugierigen Blicken der Forscher verborgen ist. Astronomen
glauben, dass dies auch bei vielen extrasolaren Planeten der Fall sein dürfte.
Von daher ist es wichtig zu wissen, wie Dunstschleier und Wolken die spektralen
Beobachtungen beeinflussen können, die man von Transitplaneten durchführt.
"Bislang war man sich nicht darüber im Klaren, wie Dunst die Beobachtungen von Exoplaneten beeinflusst, die vor ihrer Sonne vorüberziehen", so Robinson.
"Deswegen haben wir uns Titan angeschaut, eine dunstige Welt in unserem
Sonnensystem, die von Cassini schon ausführlich untersucht worden ist."
Robinson und seine Kollegen haben vier Titan-Beobachtungen ausgewertet, die mit
dem Visual and Infrared Mapping Spectrometer von Cassini
zwischen 2006 und 2011 gemacht worden sind. Die Auswertung ergab, dass Dunst in
der oberen Atmosphäre von extrasolaren Planeten einen erheblichen Einfluss
darauf haben kann, was spektrale Beobachtungen über die Atmosphäre verraten
können.
Auf Titan ließen sich beispielsweise wegen des Dunstes nur Informationen über
den Bereich der Atmosphäre in einer Höhe von 150 bis 300 Kilometern über der
Oberfläche gewinnen. Dies ist deutlich über dem Bereich der dicken und sehr
komplexen Atmosphäre des Mondes, die vermutlich deutlich interessanter sein
dürfte.
Außerdem stellten die Astronomen fest, dass der Dunst in der Titanatmosphäre
offenbar kürzere, also "blauere" Wellenlängen stärker beeinflusst. Bislang war
man bei Studien von extrasolaren Planetenatmosphären in der Regel davon
ausgegangen, dass alle Wellenlängen in etwa gleichmäßig durch Dunst
beeinflusst werden sollten. Offenbar ist dies jedoch nicht der Fall, wie das Beispiel
des Saturnmondes zeigt.
"Man hat sich vorgestellt, wie sich Planeten bei Beobachtungen während eines
Transits verhalten, aber Titan hat sich davon unbeeindruckt gezeigt", so
Teammitglied Mark Marley vom Ames Research Center der NASA. "Was wir
gesehen haben, sieht vollkommen anders aus als erwartet wurde. Der Grund dafür
ist Dunst."
Über ihre Untersuchungen berichtet das Team in einem Fachartikel in der
Zeitschrift Proceedings of the National Academy of Science.
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Ferne
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